Unternehmen halten Versorgung deutscher Wirtschaft mit Chips für problematisch
Unternehmen in Deutschland sorgen sich einer Umfrage zufolge um die Versorgung mit Computer-Chips. Insbesondere die große Abhängigkeit von Taiwan sehen viele vor dem Hintergrund eines möglichen chinesischen Angriffs auf die Insel als Risiko, wie der Digitalverband Bitkom am Mittwoch mitteilte. Zugleich sehen die meisten Betriebe die USA nicht als zuverlässige Alternative in Bezug auf die weitere Chip-Versorgung: Dem Land vertrauen in dieser Hinsicht nur noch 37 Prozent.
"Halbleiter stecken in Smartphones, in Medizintechnik, in Autos, Industrieanlagen, Rechenzentren und Kommunikationsnetzen – ohne sie stünden viele Bereiche unseres Lebens still", erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Ihrer Herstellung liege ein "hochkomplexes globales Produktionsnetzwerk, in dem viele Länder eng verflochten sind", zugrunde. Da Taiwan darin laut Bitkom neben den USA und China eine zentrale Rolle spielt, würde ein Konflikt um Taiwan die weltweite Chip-Versorgung "massiv stören".
Laut der Umfrage halten 92 Prozent der Unternehmen, in denen intensiv mit Halbleitern gearbeitet wird, die Drohungen Chinas gegenüber Taiwan mit Blick auf die Halbleiterversorgung in Deutschland für besorgniserregend. Von Unternehmen mit Sitz in Taiwan beziehen demnach 28 Prozent der Betriebe hierzulande in diesem Jahr ihre Computer-Chips. Die meisten allerdings kaufen der Umfrage zufolge bei Unternehmen mit Sitz in den USA (72 Prozent), gefolgt von Konzernen in China (63 Prozent).
Halbleiter-Firmen mit Hauptsitz in Deutschland folgen mit 54 Prozent auf dem dritten Platz, Unternehmen in Japan landen auf dem vierten Rang. Von südkoreanischen Unternehmen beziehen 27 Prozent der befragten Firmen ihre Computer-Chips und 26 Prozent aus weiteren EU-Ländern.
Derzeit berichten laut Umfrage 60 Prozent der Betriebe über Schwierigkeiten bei der Halbleiterversorgung. Damit hat sich die Lage aber deutlich verbessert: 2021 gaben dies 81 Prozent an, 2023 erlebten sogar 89 Prozent der Unternehmen die Beschaffung als problematisch. Als Ursache nennen die Unternehmen vor allem Lieferverzögerungen und Preissprünge, aber auch etwa Exportbeschränkungen.
Mit Blick auf das kommende Jahr sehen einige Unternehmen Unsicherheiten: 42 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass die Versorgungslage 2026 sehr kritisch oder kritisch sein wird. Immerhin 55 Prozent gehen aber von einer eher guten oder sehr guten Versorgungslage aus.
Die Umfrage ist nach Angaben von Bitkom repräsentativ. Im Auftrag des Digitalverbandes wurden demnach vom 21. Juli bis zum 31. August 503 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus dem Verarbeitendem Gewerbe, der IT und Telekommunikation befragt, von denen 457 Halbleiter verwenden.
© 2025 AFP