Kassen und Ärzte beklagen Mängel bei Umsetzung der Digitalisierung

Krankenkassen und Kassenärzte klagen über Mängel bei der Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Das elektronische Rezept, das jetzt eingeführt wird, wird in der Realität zu 99,7 Prozent ausgedruckt", sagte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, der "Augsburger Allgemeinen" vom Montag. Statt eines kleinen rosa Zettels bekämen die Menschen ein weißes Blatt mit QR-Code. "Keine Patientin und kein Patient empfindet eine solche Art Digitalisierung als Fortschritt."

Baas kritisierte, dass Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitswesen seit Jahrzehnten kaum vorankomme. "Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern ist das deutsche Gesundheitswesen bei der digitalen Vernetzung katastrophal aufgestellt", sagte er. "Die elektronische Patientenakte gibt es inzwischen in der Praxis, aber es sind nach wie vor die allerwenigsten Ärztinnen und Ärzte daran angeschlossen", so Baas. "Eine digitale Akte, mit der die Praxen nicht vernetzt sind, nutzt nicht viel."

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) beklagte den Mehraufwand, der durch die Digitalisierung entstehe. So habe bereits die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung "eAU" zu einer großen Ernüchterung geführt, sagte Vorstandsmitglied Thomas Kriedel.

"Der Start lief in den wenigsten Praxen rund - hier zeigt sich ganz klar, dass Anwendungen nicht erst im Praxisbetrieb erprobt werden dürfen." Würde die Digitalisierung die Versorgung verbessern und den Aufwand in den Praxen reduzieren, wäre die digitale Transformation ein "Selbstläufer", so Kriedel. Doch die Ärzte erlebten in der Praxis meist das Gegenteil: "Bislang hat sie den Aufwand in den Praxen deutlich erhöht"