Politiker fordern mehr Schutz vor Cyberattacken nach Angriffen auf Bund und Länder

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DatenkabelBild: AFP/Archiv / Yann Schreiber

Nach Hackerangriffen auf Internetseiten von Bund und Ländern haben Politiker der Regierungsparteien am Donnerstag mehr Wachsamkeit und Mittel im Kampf gegen Cyberattacken gefordert. Hacker hatten am Mittwoch zahlreiche Internetseiten attackiert und teilweise lahm gelegt. Betroffen waren vorwiegend Seiten von Regierungen und Behörden in norddeutschen Bundesländern.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) forderte nach den Angriffen verstärkte Investitionen in die Sicherheit. "Das ist alles keine wirkliche Überraschung", sagte die Verteidigungspolitikerin der "FAZ". Wer heute von Attacken dieser Art überrascht werde, sei "einfach naiv". "Grund genug, endlich aufzuwachen und in den Schutz zu investieren", mahnte Strack-Zimmermann.

Die Angriffe hatten bereits am Dienstag begonnen. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) nutzten die Cyberkriminellen sogenannte DDoS-Angriffe. Dabei wird eine Vielzahl von Datenpakete über das Internet verschickt, um andere Datenverarbeitungssysteme zu stören. Das BKA unterstützt die ermittelnden Landeskriminalämter. Die Aufnahme eigener Ermittlungen werde geprüft, hieß es am Donnerstag.

Cyberattacken auf ihre Internetseiten meldeten vor allem norddeutsche Länder, darunter Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, aber auch Thüringen und das Saarland. Zudem war eine Plattform des Bundesentwicklungsministeriums für den Wiederaufbau in der Ukraine betroffen.

Nach Angaben des Innenministeriums war es teilweise zu längeren Ausfallzeiten einzelner Seiten gekommen. "Die Angriffe konnten nach aktuellem Stand größtenteils mitigiert, also abgeschwächt werden", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums der "FAZ". Die Sicherheitsbehörden des Bundes und der betroffenen Länder seien eingebunden und tauschten sich eng aus. Über mögliche Zusammenhänge der Angriffe könne man noch nichts sagen.

Als Urheber der Attacken gilt die pro-russische Hacker-Gruppe "NoName057 (16)", die sich laut BKA-Angaben über Telegram zu den Angriffen bekannt hat. Es sei aktuell davon auszugehen, "dass sich ein großer Teil der Gruppierungsmitglieder in der Russischen Föderation aufhält", erklärte ein BKA-Sprecher. Die Hacker hätten verschiedene Gründe für die Attacke genannt - neben dem NATO-Beitritt Finnlands auch Waffenlieferungen an die Ukraine.

Die Vorsitzende des Digitalausschusses, Tabea Rößner (Grüne), zeigte sich nach den Angriffen besorgt. Die Bedrohung durch Cyberangriffe sei derzeit "generell sehr groß", sagte Rößner der "FAZ". In der vorigen Bundesregierung habe Cybersicherheit "leider nicht immer höchste Priorität gehabt", kritisierte sie. Rößner forderte, Bund und Länder müssten sich stärker gegen Cyberattacken als Teil hybrider Kriegsführung wappnen.

Der kommissarische Vorsitzende des Innenausschusses, Lars Castellucci (SPD), betonte die wachsende Bedeutung von Cyberattacken. Die aktuellen Angriffe zeigten einmal mehr, "dass das Thema Cybersicherheit in unserer vernetzten Welt immer wichtiger wird", sagte er der "FAZ". Eine im vergangenen Jahr unter Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vorgestellte Cybersicherheitsagenda werde nun Stück für Stück umgesetzt.

Zu den Maßnahmen zählten neben dem Ausbau des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu einer Zentralstelle auch neue Befugnisse zur Gefahrenabwehr für die Sicherheitsbehörden sowie die Stärkung der Cybersicherheit der Behörden des Bundes. Castellucci forderte das Bundesfinanzministerium auf, "für diese Maßnahmen ausreichende Mittel" bereitzustellen.