Dagdelen: Teilaufhebung von Türkei-Reisewarnung ist Verbeugung vor Erdogan

Die Vorsitzende der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Sevim Dagdelen (Linke), hat die teilweise Aufhebung der Reisewarnung für die Türkei durch die Bundesregierung scharf kritisiert. Dieser Schritt komme "einer Verbeugung vor Erdogan gleich", sagte Dagdelen der "Welt" (Mittwochsausgabe). "Offenbar müssen hier nur oft genug türkische Minister auf den Tisch hauen und schon springt die Bundesregierung", fügte sie hinzu.

Die Linken-Politikerin äußerte auch Zweifel an den türkischen Corona-Statistiken. Die Bundesregierung hatte zuvor vier türkische Küstenprovinzen von der geltenden Reisewarnung für die Türkei ausgenommen und dies mit niedrigen Infektionswerten dort begründet.

Dagdelen wandte sich allerdings auch unabhängig von der Corona-Pandemie gegen Türkei-Reisen. "Es hätte schon lange vor Corona eine Reisewarnung für die Türkei geben müssen, allein schon wegen der willkürlichen Inhaftierung Andersdenkender und Geiselnahme von Deutschen", sagte sie mit Blick auf die Verfolgung von Kritikern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Atila Karabörklü, begrüßte dagegen die teilweise Aufhebung der Reisewarnung als "erfreulich". Allerdings komme dieser Schritt zu spät, da viele Menschen inzwischen Reisen storniert hätten, sagte er ebenfalls der "Welt".