Kissinger: "Glücklichste Momente" als Kind in Deutschland vor Machtergreifung der Nazis

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Henry KissingerBild: AFP/Archiv / ROBERTO SCHMIDT

Der in Deutschland geborene ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger erlebte die "glücklichsten Momente" als Kind in seiner fränkischen Heimat vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. "Ich war acht Jahre alt, als Hitler an die Macht kam", sagte der Hunderjährige in einem Interview mit "Welt TV", das am Sonntag ausgestrahlt werden solle.

Bevor der Diktator an die Macht gekommen sei, "hatte ich ein zufriedenes Leben mit einigen Höhepunkten des Glücks bei Familienfesten und als Fußballzuschauer bei SpVgg Fürth", sagte er. "Ich würde sagen, das waren die glücklichsten Momente meines Lebens", fügte der in einer jüdischen Familie aufgewachsene Kissinger hinzu.

Kissinger schilderte, wie sich sein Leben nach der Machtergreifung der Nazis dramatisch änderte. So sei er "auf der Straße von Hitlerjungen angegriffen" worden. "Die ganze Atmosphäre war insgesamt sehr feindselig, überall gab es Schilder: 'Juden sind nicht willkommen, Juden sind hier unerwünscht'." Man habe keine bürgerlichen deutschen Freunde gehabt, nur eine Familie sei seiner "weiterhin freundlich gesinnt" gewesen.

Über die Freuden und Leiden des Älterwerdens sagt der Hundertjährige in dem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, Mathias Döpfner: "Es ist, als wäre man ein Gebrauchtwagen mit vielen Pannen. Aber im Großen und Ganzen befreit es dich von der Sorge, wie sich dein Handeln auf deine Zukunft auswirken könnte."

Kissinger war von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten. 1973 erhielt er gemeinsam mitdem nordvietnamesischen Chefunterhändler Le Duc Tho für ein Waffenstillstandsabkommen im Vietnamkrieg den Friedensnobelpreis.