Der neue ÖPNV Kempten: Ein ganz besonderer Meilenstein für die Stadt
Ringbus als großer Fortschritt
In Kempten beginnt ein neues Zeitalter des ÖPNV: Das alte Bussystem mit einer zentralen Umsteigestelle am Albert-Wehr-Platz, der ZUM, wird zugunsten zahlreicher Umsteigepunkte aufgegeben. Dabei wird es zwei neue zentrale Knotenpunkte für die Stadt- und Regionalbuslinien geben, ein nördlicher im Bereich Hofgarten und einen südlichen am Hauptbahn. Zudem entstehen Umsteigestellen an den Schnittstellen von Stadt- und Regionalbuslinien mit dem seit Februar dieses Jahr verkehrenden Ringbus.
Sperrung Residenzplatz
Im Kemptener Stadtrat setzte sich zudem in den meisten Fraktionen die Haltung durch, dass der motorisierte Individualverkehr aus weiteren Bereichen der Innenstadt auszuschließen sei. Das betrifft insbesondere die Verkehrssituation zwischen dem Kreisverkehr am Pfeilergraben bis zur Poststraße. Hier wird es für Besucher der Innenstadt ab September nicht mehr möglich sein den Residenzplatz mit dem eigenen PKW zu queren. Die Parkplätze an den langen Ständen werden zurückgebaut und neue Aufenthaltsmöglichkeiten und Außen-Gastronomie sollen entstehen.
Der Grundsatzbeschluss hierzu wurde vom Stadtrat Ende 2023 beschlossen, allerdings gibt es auch Kritiker dieser Pläne. So befürchten manche, die Sperrung am Residenzplatz könnte negative Folgen für den Einzelhandel in der Nördlichen Innenstadt nach sich ziehen.
Von 12 auf 6
Das neue Bussystem soll übersichtlicher und verständlicher werden, indem die 12 Stadtbuslinien auf 6 reduziert werden. Dabei werden weiterhin sämtliche Stadtteile mit gleicher Anzahl an Haltestellen und Gesamtkilometern bedient. Die Linien 1 bis 4 sind Durchfahrtslinien, die von einem Stadtteil über die Innenstadt zu einem anderen Stadtteil führen. In günstigen Fällen erfolgt die Reise durch die gesamte Stadt ohne Umstieg.
Zudem soll Ende des Jahres in allen Bussen ein digitales Bezahlsystem etabliert werden, bei dem das Ticket mit VISA und EC-Karte bezahlt werden kann, sagt Thomas Kappler, der Leiter der Kemptener Verkehrsbetriebe.
Ringbus
Nach der Erweiterung der Fahrangebote an Samstagen und bei Nacht, stellt der Ringbus die bedeutendste Verbesserung des Angebots dar. Dieser nahm am 1. Februar 2024 seinen Betrieb auf. Seine Linien R7 und R8 steigern die Tagesleistung des ÖPNV um etwa 50 Prozent. Die Umsteigepunkte mit dem Stadt- und Regionalbus ermöglichen die Vernetzung der außenliegenden Stadtteile, des Umlands und der Gewerbegebiete ohne zwingende Fahrt in die Innenstadt. Das spart Fahrzeit, etwa durch die direkte Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Krankenhaus. Der Grundtakt auf den neuen Linien R7 und R8 beträgt 20 Minuten.
“Die Umsetzung des Ringbuses war ein Meilenstein für den Kemptener ÖPNV. Wir sind stolz darauf, die Forderungen der Fahrgäste nach einer Taktverdichtung und besseren Anbindung von Gewerbegebieten, Krankenhaus und Hauptbahnhof erfüllen zu können – und das mit unseren Elektrobussen zu 100 Prozent CO2 neutral. Jetzt geht es darum, diese Verbesserung auch nach Ablauf der Förderung Ende 2024 finanzieren zu können. Hier ist sowohl die Politik wie auch die Nutzerinnen und Nutzer gefragt – nur bei hoher Nachfrage und vielen Fahrgästen kann das aktuelle Angebot mit dichtem Takt aufrechterhalten werden", so Busunternehmer Martin Haslach. Text: Jörg Spielberg