Die strukturellen Probleme erreichen den Arbeitsmarkt
Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für die Stadt Augsburg zeigen: Trotz aktuell verbesserter Geschäftslage trüben sich die Aussichten weiter ein
Dreimal jährlich befragt die IHK in Deutschland, Bayern und allen Regionen einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und deren Erwartungen. Der IHK-Konjunkturindex bildet beides ab. Seine Wachstumsschwelle liegt bei 100 Punkten, sein langjähriger Durchschnitt bei 114 Punkten. Darüber hinaus wird beispielsweise nach den konjunkturellen Risiken oder den Beschäftigungsplänen gefragt. Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage lief bis zum 26. September 2025.
Wirtschaftswende lässt auf sich warten
Die Hoffnung auf eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung nach dem Regierungswechsel hat sich bislang nicht erfüllt. Zwar melden 40 Prozent der Unternehmen aktuell eine gute Geschäftslage (+11 Punkte zur Frühjahrsumfrage), doch lassen die Erwartungen nicht darauf schließen, dass sich diese Zahl deutlich steigern wird. Nur 28 Prozent (-8 Punkte) rechnen mit einer Verbesserung. „Diese negativen Aussichten verfestigen die Dauerkrise. Viele Betriebe kämpfen mit regulatorischen Belastungen, einer schwachen Nachfrage und hohen Kosten für Arbeit und Energie“, so die Vorständin der Dierig Holding AG.
Arbeitsmarkt verliert an Stabilität
Auch der Arbeitsmarkt in Augsburg gerät immer weiter unter Druck. So bleibt die Zahl der Unternehmen, die neue Stellen schaffen möchten, deutlich hinter denen zurück, die einen Abbau erwarten. „Die Krise erreicht zunehmend den regionalen Arbeitsmarkt“, warnt Vorstandsmitglied Christoph Domberger. „Viele Unternehmen halten ihre Arbeitskräfte derzeit nur mit großem Kraftaufwand – trotz wirtschaftlicher Unsicherheit.“ Der Trend ist negativ: So stieg die Arbeitslosenquote in der Stadt Augsburg innerhalb eines Jahres von 6,3 % auf 7,2 % (+0,9 Prozentpunkte) – der höchste Anstieg in der Region. Neue Stellen entstehen häufig im öffentlichen Sektor, während in der privaten Wirtschaft bis auf wenige Ausnahmen im industriellen Defence-Bereich Zurückhaltung bei Neueinstellungen herrscht. Zudem verdeckt der demografische Wandel, der die Zahl der Erwerbspersonen verringert, teilweise die tatsächlichen Belastungen auf dem Arbeitsmarkt. Für Domberger steht fest: „Ohne wirtschaftliche Impulse droht die Beschäftigungssituation unter Druck zu geraten.“
Dienstleistungen beginnen zu schwächeln, Warnsignal für den Wirtschaftsstandort
60 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Augsburg arbeiten derzeit im Dienstleistungsbereich. 22 Prozent sind im produzierenden Gewerbe beschäftigt, 18 Prozent im Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Ellen Dinges-Dierig: „Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen, viele davon im industrienahen Bereich, sind das Rückgrat unserer regionalen Wirtschaft. Umso schwerer wiegt, dass dieser Branchenindex im Vergleich zur Vorumfrage von 116 auf 113 Indexpunkte gefallen ist. Auch hier trüben sich die Erwartungen ein. Verantwortlich dafür sind neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die zu hohen Arbeitskosten. Beide Risiken sind hausgemacht und können daher nur selbst gelöst werden.“
Risiken: Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen auf dem ersten Platz
Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben – wie bereits in den Vorumfragen – quer über alle Branchen hinweg das größte Risiko. 63 Prozent der Unternehmen nennen sie als Haupthindernis, gefolgt von einer schwachen Inlandsnachfrage (62 Prozent) und hohen Arbeitskosten (55 Prozent). Die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel zählen ebenfalls weiterhin zu den größten Hemmnissen – auch wenn sie gegenüber den anderen Risiken seit einiger Zeit an Boden verlieren.
Familienunternehmer Domberger: „Wenn Beschäftigung in der privaten Wirtschaft zurückgeht, gefährdet das nicht nur den Standort, sondern auch den Wohlstand unserer Region. Wir dürfen nicht zulassen, dass Stagnation zur neuen Normalität wird.“ Die Wirtschaft fordert endlich konkrete Maßnahmen für strukturelle Reformen statt neuer Ankündigungen. „Deutschland braucht eine grundlegende Entlastung bei Arbeit und Energie, schnellere Genehmigungen und ein Steuer- und Abgabensystem, das Leistung belohnt. Ohne mutige Strukturreformen fällt Deutschland weiter zurück – mit spürbaren negativen Folgen auch für unsere Region“, ergänzt Ellen Dinges-Dierig.





