Digital ist die Zukunft Ulm

Über 300 geladene Gäste bei Kick-off-Veranstaltung des Vereins „initiative.ulm.digital“

Digital ist die Zukunft in Ulm. Dass die Spitzenvertreter von Wirtschaft und Stadtpolitik das so sehen, bewies die Kick-off-Veranstaltung des Vereins „initiative.ulm.digital e.V.“ am Dienstagabend im voll besetzten Stadthaus in Ulm. Der Verein nutzte den Abend, um Projekte und Pläne vorzustellen, Kontakte zu knüpfen und - mit Erfolg - Mitglieder zu werben.

Die Unternehmerinitiative „initiative.ulm.digital e.V.“ möchte Chancen und Herausforderungen, die das Thema Digitalisierung mit sich bringt, für die Stadt und die Bewohner nutzen und fördern. „Der Verein hat das Ziel, den Wandel aktiv zu gestalten, um so den Standort Ulm als digitale Stadt zu stärken und ihn zu einer digitalen Vorzeigestadt zu entwickeln“, sagte Vereinsvorsitzender Heribert Fritz, Geschäftsführer der UNO GmbH. Die Wissenschaftsstadt Ulm sei gefordert, die digitale Entwicklung aktiv zu gestalten, um sich als leistungsstarken und innovativen Standort zu positionieren, betonte Fritz. In diesem Jahr sei die spanische Stadt Santander als "intelligenteste Stadt Europas" betitelt worden. „Warum soll das Ulm nicht schaffen?“ fragte er. Der Verein möchte als Ansprechpartner und Ideengeber dazu beitragen, dass die digitale Entwicklung in Ulm optimal gelingt. Übrigens zum Nutzen aller Bürger - nicht nur von Eliten oder Unternehmern.

Der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch, Ideengeber, Schirmherr und Beiratsmitglied der Initiative, freute sich, dass das Thema „digital“ derart interessiert. Grund hierfür waren die vielen prominenten Unternehmer, Geschäftsführer, Politiker, Wissenschaftler und Vertreter,   die unter den 300 geladenen Gästen im Stadthaus waren. Ziel von Oberbürgermeister Czisch ist es, die Münsterstadt zum digitalen Marktplatz für Talente zu machen. Ausprobieren können sich die Talente im gerade eröffneten Stadtlabor am Weinhof mit Namen „Verschwörhaus“ - präsent und mitten in der Stadt.

Gerade diesen Ansatz lobte auch Professor Dr.-Ing. Michael Weber, Präsident der Universität Ulm, in seinem Grußwort. Es gehe im Verschwörhaus „nicht um Förderung von Eliten“, sondern darum, dass junge Leute spielerisch und frei Ideen austesten mit einem Freigeist wie seinerzeit in den Garagen im Silicon Valley. „Vielleicht wird Ulm ja ein Silicon Valley“, sagte Weber, der versprach die Initiative jederzeit zu unterstützen.

Idee und Projekt lobte auch Dr. Peter Kulitz, Präsident der IHK Baden-Württemberg und IHK Ulm. Als Wirtschaftsvertreter kritisierte er, dass freies Denken, Forschung und Entwicklung im Gegensatz zu den USA hierzulande allzu oft durch Bedenken und Datenschutz eingeschränkt würden.    

Christian Geiger, IT-Verantwortlicher der Stadtverwaltung Ulm, betonte, dass Ulm auch im Vergleich zu anderen Kommunen bei der Digitalisierung sehr aktiv sei. Vor allem die Zusammenarbeit von Verwaltung, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft sei positiv hervorzuheben. Entsprechend erfolgreich sei daher die Teilnahme am bundesweiten Wettbewerb „Zukunftsstadt 2030“. „Das ist hier ein Topthema“, welches auch der Oberbürgermeister zur Chefsache erklärt hat.

Ein beispielhaftes, konkretes Projekt der Initiative sei "LoRaWan" (Low Range Wide Area Network), erläutert von Ulmer IT-Unternehmer und Hochschuldozenten Andreas Buchenscheit. Mit dieser Technologie könne Ulm mit überschaubarem technischen und finanziellen Aufwand ein stadtweites Testnetz für den Bereich der Sensorik aufbauen. Hier kann die Initiative schnell und pragmatisch ein offenes, innovatives Projekt umsetzen und gleichzeitig die notwendigen Sicherheitsfragen beantworten.

Als zweites konkretes Projekt welches durch die Initiative gefördert werden soll, wurde das Verschwörhaus vorgestellt. Am Weinhof gelegen ist es ein Baustein der Digitaloffensive der Stadt, ein „digitaler Bolzplatz“, wie OB Czisch das Projekt gerne bezeichnet. Die Projektentwicklung wurde durch die Stadt mit 70 000 Euro unterstützt  und mit technischen Geräten ausgestattet. Durch den betont „spaßgetriebenen und spielerischen Ansatz“ werden Innovationen gefördert. Ulm sei im Vergleich zu anderen Städten weit vorn, beispielsweise bei „Open Data“ und „Jugend.hackt“, informierte Juliane Wessalowski. Im „Verschwörhaus“ wird aber nicht nur programmiert.  „Wir löten beispielsweise universelle TV-Ausschalter, die man möglichst nicht im Elektromarkt ausprobieren sollte, informieren Interessierte des Stadtjugendrings oder erklären auch wie Wikipedia funktioniert“, erläuterte Stefan Kaufmann, Projektmanager des „Verschwörhaus“. Hier sollen schon Kinder und Jugendliche die IT-Welt kennen lernen, aber auch wirkliche Computerfreaks neue Ideen umsetzen.

Mit einer Verbindung zwischen Illusion und Digitalisierung verblüffte Magier Florian Zimmer die Zuhörer im Saal. Professor Gunter Dueck referierte schließlich über die wahren Feinde der Innovation. Der Mathematiker und Autor vieler weltanschaulich-philosophischer Sachbücher sprach höchst unterhaltsam über Behörden, Regeln und Entscheidungsprozesse und erntete dafür viel Applaus.

Nach dem Programm zur Auftaktveranstaltung gab es Gelegenheit für persönliche Gespräche und Diskussionen. Bis weit in die Nacht hinein debattierten die Gäste bei angenehmer Jazzmusik über die Themen und Erlebnisse des Abends. Eine wahre Themenvielfalt wurde erörtert: So ging es beispielsweise über die Lenkung der Verkehrsströme, über automatisiertes Fahren in der Stadt, Elektroladestationen in den Parkhäusern, Leitsysteme, WLAN in Bussen, Sensorik oder wie der Einzelhandel die digitale Entwicklung nutzen kann.

Dies verdeutlichte die zahlreichen Themen und Bereiche, welche die initiative.ulm.digital e.V., Stadt und Bevölkerung in den kommenden Jahren stark bewegen werden. Für den Verein verlief der Abend erfolgreich. Spontan schlossen sich zahlreiche Unternehmer dem Verein an. „Wir sind ein Beispiel für Ulmer Unternehmen, die schnell handeln und deshalb schnell unterschrieben haben“, begründeten die Neumitglieder Winfried Keppler und Markus Kress ihre Entscheidung.   „Wir können es uns nicht leisten, bei einer derartigen Initiative nicht dabei zu sein“.