„Ein Nashorn mit Herz & Beats“ – Das große DIKKA-Interview
Wie der Kinder-Rapper aus Berlin Familien begeistert
Wenn ein graues Nashorn die großen Hallen füllt, ist klar: Hier kommt DIKKA. Was 2020 als augenzwinkerndes Kinder-Rap-Projekt in Berlin begann, ist inzwischen ein echtes Familien-Phänomen. Vier Alben, gefeierte Features von Sido bis LEA und Ohrwürmer wie Superpapa oder Boom Schakkalakka haben DIKKA in nur fünf Jahren zum Superstar für Kids und Eltern gemacht – mal frech, mal nachdenklich, immer auf Augenhöhe. Mit dem aktuellen Album „BOAH ist das krass“ und einer gleichnamigen Tour bringt das „Reimnozeros“ fette Beats und klare Botschaften auf die Bühne: über Selbstbestimmung, Mut und Zusammenhalt. Wir haben DIKKA vor seinem Tour-Stopp in Kempten zum ausführlichen Gespräch getroffen.
Wer bei einem DIKKA-Konzert nur an laute Bässe denkt, irrt. Kindgerechte Lautstärke (max. 85 dB), ein eigens konzipierter DIKKA-Skatepark auf der Bühne, Bändchen mit Notfallnummern und genügend Wasser für alle machen den Abend zum sicheren Happening für die ganze Familie. „Wir wissen, dass für viele Kids das erste Konzert ihres Lebens ein magischer Moment ist. Das wollen wir so perfekt wie möglich gestalten“, sagt DIKKA.
Neben den neuen Tracks aus „BOAH ist das krass“ sorgt eine tierische Überraschung für Staunen: eine Nashorn-Freundin, Weltmeisterin im Skaten, zeigt live ihre Tricks. Und natürlich fehlen auch die Klassiker nicht, bei denen Kinder und Eltern gemeinsam rappen, springen und Peace-Zeichen in die Luft halten.
Das exklusive Interview mit DIKKA
Du warst lange als Songwriter und Rapper aktiv, bevor du das rappende Nashorn ins Leben gerufen hast. Wie kam der Moment, in dem du wusstest: Jetzt mach ich Musik für Kinder – und wie fühlte sich dieser Schritt für dich an?
Kinder sind unsere Zukunft und die wichtigsten Menschen auf diesem Planeten. Leider sehen das die Großen oft nicht so ganz, weil sie zu sehr im Tunnelblick sind mit dem Alltag und sich mit Briefe öffnen, Rechnungen zahlen und so beschäftigen müssen. Mir ist glaub ich einfach aufgefallen, dass es viel zu wenig gute Kindermusik bei uns gibt, die mir persönlich auch gefällt. Deshalb kümmere ich mich jetzt darum. Und wenn 10.000 Kinder „GLÜCKLICH“ rufen, auf die Frage „Was willst du werden, wenn du groß bist?“ könnte der Moment nicht schöner und mein Platz nicht richtiger sein.
Viele Eltern kennen dich inzwischen als DIKKA, andere vielleicht noch aus der Hip-Hop-Szene. Was bleibt von deinem „erwachsenen“ Rap-Ich in den neuen Songs – und was hast du bewusst verändert?
Die Aufrichtigkeit bleibt die Gleiche. Ich versuche alles immer direkt aus dem Herzen zu schreiben in der Hoffnung, dass es woanders auch direkt wieder reingeht. Unser musikalischer Anspruch ist extrem hoch und alle Instrumente sind echt eingespielt. Teilweise arbeiten wir mit dem Deutschen Sinfonieorchester oder den Musikern von Seeed zusammen.
Du sprichst für deine Texte mit Pädagog:innen, Logopäd:innen und Kinderpsycholog:innen. Was war die überraschendste Erkenntnis, die du daraus in deine Songs eingebaut hast?
Erwachsene sind eigentlich alles alte Kinder, die das Gefühl haben, dass niemand mehr mit ihnen spielen möchte.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen, wenn du für Kinder schreibst – und gibt es Themen, die du erst gar nicht anpacken wolltest, die dann aber doch wichtig wurden?
Das sind eigentlich alle Themen, die Kinder stark und selbstbewusst machen, und ihnen ein kleines Schweizer Taschenmesser mit in die Hand geben, mit dem sie sich in der Welt da draußen besser zurechtfinden und auch verteidigen können. Lieder wie „Nein heißt Nein“ oder „Ich bin Ich“, „Traurigkeit“ oder „Zusammen“ haben etwas sehr Inkludierendes und zeigen den Kindern, dass sie toll so sind, wie sie sind und dass sie sich nicht für andere verstellen müssen, um von ihnen gemocht zu werden. Das ist ja meistens sowieso eine Sackgasse. Ich möchte mich auf die Themen konzentrieren, die ich gerne früher als Kind auch gehört hätte. Leider gab es da noch kein rappendes Nashorn. Hätte ich wirklich gebraucht…
„Zusammen“ mit Montez und „Liebe Traurigkeit“ mit Sophia sind sehr emotionale Stücke. Wie wichtig ist es dir, dass Kinder lernen: Traurigkeit ist okay – und auch Eltern dürfen beim Zuhören mal weinen?
Wenn der Himmel weint, kommt der Regenbogen raus und neue Pflanzen wachsen. So schlimm kann Weinen also nicht sein oder? Über Emotionen wird viel zu wenig gesprochen, deshalb rappe ich einfach darüber. Mamas und Papas schreiben mir, dass ich dahin komme, wohin sie als Eltern niemals wirken könnten. Und auch, dass ich sehr große Fußspuren in der Kindheit ihrer Kinder hinterlasse. Das macht mich wirklich sehr stolz. DIKKA ist eine große Vertrauensperson für die Kinder da draußen und ein großer, grauer Kumpel, dem man alles anvertrauen kann. Liegt vielleicht auch daran, dass ich kein Mensch bin. Was ich wesentlich anders mache, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht ist das aber auch gut so und auch das Geheimnis des Ganzen. Am Ende des Tages schreibt die Lieder natürlich auch zu großen Teilen mein inneres Kind, das grade absolut Prime Time hat.
Du schreibst über Selbstbestimmung, Frieden, Klima – was treibt dich an, gerade solche Themen in Kinderpop zu bringen? Manche Songs haben kleine Anspielungen, die Erwachsene schmunzeln lassen. Ist das Absicht, um Eltern und Kids gleichermaßen abzuholen?
Mit einem Frechmaulnashorn wird es nie langweilig. Meine Musik ist für kleine und große Kinder, für die ganze bunte Familie also. Alle gehören dazu, jeder ist willkommen und das ist das Schönste an unseren Konzerten. Alle Supermamas, Superpapas, Superomas, Superonkel, Superschwippschwager feiern mit. Die Großen werden bestimmt das ein oder andere musikalische Zitat entdecken, mit dem sie selbst vor der Boombox aufgewachsen sind, und dann beobachte ich, wie sie die Rap Musik an ihre nächste Generation weitergeben. Und das macht mich glücklich. Eine Erinnerung, die alle zusammen teilen können. Friedlich und frech und mutig und bunt und glücklich.
Du bist aktuell auf Tour, wir sehen uns in Kempten. Was dürfen wir bei dieser Tour erwarten – neue Songs, besondere Bühnenideen, Mitmach-Aktionen?
Wir haben einen eigenen DIKKA Skatepark auf unserer Bühne und eine neue tierische Freundin ist auch dabei. Sie ist Weltmeisterin im Skaten. Ich staune jeden Tag wieder, wie sie die Tricks raushaut. Natürlich haben wir auch einige Songs von meinem neuen Album „BOAH ist das krass“ dabei und feiern zusammen, also, packt eure Peace Zeichen mit ein.
Du achtest auf kindgerechte Details wie Lautstärke und Showlänge. Was ist dir bei der Planung einer Familien-Tour am wichtigsten?
Genau, wir spielen nur bei 85 dB, jedes Kind bekommt ein Bändchen mit Namen und Telefonnummer der Begleitperson, überall sind überwiegend weibliche Securities und wir verteilen Wasser während des ca. 95-minütigen Konzertes. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die schönste Erinnerung zu schaffen: das erste Konzert im Leben der Kinder. Das werden sie noch ihren Kindern erzählen, deshalb versuchen wir, den Tag so perfekt wie möglich zu gestalten. Auf der zweiten Ebene versuchen wir es natürlich auch für alle Eltern so entspannt wie möglich zu machen.
Auf „Die tollsten Tage mit Dikka“ sind Features von Kontra K über Vanessa Mai bis Knossi. Wie entstehen solche Begegnungen – spontaner Vibe oder lange geplant?
Viele meiner Kumpelinen und Kumpel kenne ich schon lange vom Spielplatz oder Kindergeburtstag. Es ist immer super aufregend, wenn ein neues Lied entsteht. Wir treffen uns, malen mit Melodien, DJ Löwe baut einen Beat dazu und am Ende essen wir noch Torte zusammen. Meistens geht das ganz schnell, weil wir alle die Musik so lieben und wissen, wie wichtig es ist, echte Musik für die Kids zu machen, mit dem ganzen Herzen.
Du hast schon mit Cro, Lena, Wincent Weiss und vielen anderen gearbeitet. Gibt es noch ein Traum-Feature, vielleicht sogar international, das du dir wünschst?
Ich würde gerne einen Song mit meinem Rockstar-Kumpel Udo Lindenberg schreiben. Und auch mit Herbert Grönemeyer stelle ich mir das musikalische Zaubern super super cool vor. Ruft mich gerne an, Leuties.
Gab es schon einen Live-Moment, bei dem ein Kind dich so überrascht hat, dass du fast den Einsatz verpasst hättest?
Ne, aber ABCebra hat mich neulich so gekitzelt, dass ich laut lachen musste beim Rappen.
Deine Musik zeigt, dass Kindermusik kein Nischenprodukt sein muss. Wo siehst du Dikka in fünf Jahren – vielleicht ein eigenes Familienfestival oder internationale Tourneen?
Auf jeden Fall auf der Schaukel. Ich habe nämlich sogar meine eigene Nashornschaukel auf der Bühne dabei. Da wird noch so viel Aufregendes kommen für alle kleinen und großen Kinder. Ich bin unfassbar dankbar für diese Zeit und kann es kaum erwarten, die Welt noch bunter zu machen. Ihr könnt schon mal Popcorn rausholen.
Was würdest du Eltern und Kulturpolitik gern ins Stammbuch schreiben, damit Kinder überall Zugang zu Livekultur und mutmachender Musik haben?
Ich würde gerne alle zu einem Inneren-Kind-Training einladen oder am besten gleich zum DIKKA Konzert, damit sie mal sehen und verstehen, wie wichtig es ist, dass wir in dieser wilden Welt zusammenhalten und den Kindern alle Möglichkeiten geben, die sie verdienen.
Fazit
DIKKA ist weit mehr als ein Kinder-Act – er ist ein Botschafter für eine neue Generation von Familienmusik. Frech, bunt, mutig und immer mit einer Prise Glitzer-Reim-Magie. Wer noch nie bei einem seiner Konzerte war: Jetzt ist die Zeit, euer inneres Kind auszuführen. BOAH, wird das krass!