Energiewende, die LEW zeigen "das Heute" und einen Blick in die Zukunft

Beim Jahrespressegespräch gab es interessant Einblicke

Die Energiewende wird immer mehr politisch genutzt und zu einem Streitthema hochstilisiert. Dabei bleibt fast unbemerkt, wie sie stetig fortschreitet. Beim Jahrespressegespräch mit der Augsburger Lech- Elektrizitätswerke AG gab es einen umfassenden Überblick und die Information, wie weit man schon fortgeschritten ist.

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Die LEW Vorstände, Dietrich Gemmel (links) Christian Barr (rechts) mit Vertretern der lokalen PresseBild: LEW Presseteam
Der Termin war gut gewählt, denn am selben Tag war auch vorgesehen, dass der neue Bundeskanzler ernannt und vereidigt wird. Der geschlossene Koalitionsvertrag verspricht, dass neue Akzente in der Energiepolitik gesetzt werden und damit ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Dies wird den Umbau des Energiesystems in der Region beeinflussen. Wie wichtig eine funktionierende Regierung dafür ist zeigte sich in der Schrecksekunde, als durchsickerte, dass der designierte Kanzler im ersten Wahlgang durchgefallen war. Der Vorgang ist bereits wieder Geschichte und die Vorstände der Lechwerke AG, Christian Barr und Dietrich Gemmel, können die ehrgeizigen Pläne weiter vorantreiben.
 
Das Motto der Zukunft ist:

„Energiewende auf Kurs halten – pragmatisch und bezahlbar!
 
Um zu verstehen, wohin es gehen muss, lohnt es sich einen Blick darauf zu werfen, wo wir heute sind. Aktuell wird in Bayrisch Schwaben mit mehr als 130.000 Anlagen erneuerbare Energie erzeugt und über LEW Verteilnetz dorthin gebracht, wo die Energie benötigt wird.
Das entspricht einer installierten Leistung von vier Gigawatt, damit kann die Region rechnerisch 90 % des Bedarfs abdecken. In den vergangenen drei Jahren wurde mehr Photovoltaikanlagen angeschlossen als in den zehn Jahren davor. Somit ergibt sich, dass alle 250m eine EEG-Anlage angeschlossen ist, in der Region 4 % der deutschen PV Einspeisung erzeugt werden und LEW Verteilnetz zu den Netzbetreibern wurden, wo die höchste Dichte an PV-Anlagen installiert sind.
 
Wasserkraft sichert die Grundlast – Photovoltaik produziert die Masse
 
Um in der Region Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, muss die installierte Leistung etwa vervier- oder verfünffacht werden, was einer Gesamtleistung von 5 Gigawatt entspricht. Das ist zu schaffen über den PV-Ausbau auf Dächern wie auch auf der Fläche. Windkraft, die in der Region bisher nur eine untergeordnete Rolle spielt, kann dazu einen weiteren gewichtigen Anteil liefern. Mit der Gesamtleistung der Zukunft ist der künftige Bedarf an elektrischer Energie, in allen Bereichen wie Mobilität, Wärmeenergiegewinnung usw., berücksichtigt. Es geht aber nicht nur um die Erzeugung, entscheidend ist der Netzausbau, der nachhaltig vorangetrieben wird. Bis 2045 werden, über Hoch-, Mittel- und Niederspannungsleitungen, fast 10.000 zusätzliche Leitungskilometer benötigt.
 
Speicher mit hohen Kapazitäten gewährleisten gleichbleibende Versorgungssicherheit
 
Auf dem Gelände der LEW in Gersthofen wurde kürzlich ein großer Batteriespeicher installiert. Die Anlage hat eine Größe von 12,5 Megawatt/h, zur Verdeutlichung, damit können 1.700 Haushalte einen ganzen Tag versorgt werden. Im Rahmen des künftigen Netzausbaus benötigt die Region etwa 300 solcher Speicher. Die Intelligenz des Netzes ist ein entscheidender Faktor, wie immer und überall Energie zur Verfügung steht, wo sie gerade benötigt wird. KI wird dabei immer mehr zur Schlüsseltechnologie, bereits heute können KI-basierte Rechenmodelle, nur aufgrund von statistischen Daten, 95 % des Bedarfs zeitgenau vorausberechnen und die Verteilung sicherstellen.

Verteilung auf mehrere Schultern dämpft die Kosten
 
Das Leitungsnetz der Zukunft kann Strom-, Wärme- und Gasleitung in einem sein. Eine fortschreitende Elektrifizierung von Industrie und Haushalten erhöht die Netzauslastung und drückt die Kosten. Das EEG war der Startmotor der Energiewende. Jetzt ist die Zeit, die erneuerbaren Energien in den Markt zu entlassen. Es ist auch der CO2-Preis, der die entsprechenden Anreize für einen weiteren Zubau setzt. Dabei wird es immer wichtiger, diesen Zubau mit dem Netz zu synchronisieren. Stichwort hierzu ist die Sektorenkopplung, was Netznutzungsentgelte dämpft. Ein Zuwachs bei der Windenergie wird erforderlich, die hier stärkere Energieerzeugung in der Nacht, als Gegengewicht zur Photovoltaik, sorgt für eine gleichmäßigere und bessere Netzauslastung. Die Kombination aus den verschiedenen Maßnahmen kann die Netzausbaukosten um 30 % senken – ein Milliardenpotential, das genutzt werden möchte.
 
Für die Zukunft sind noch Entscheidungen wichtig
 
Die Intelligenz des häuslichen Netzes wird, in der Summe, ebenso entscheidend werden, wie die im großen Verteilnetz. Das smarte Heimnetz steuert künftig den Energiefluss, in Abstimmung mit dem Versorger. Die Energie wird gelenkt, zum Verbraucher, in den Speicher des Gebäudes, in das öffentliche Netz oder auch in den mobilen Speicher, von denen über die E-Mobilität immer mehr auf unseren Straßen unterwegs sind. Diese hohen Kapazitäten als Zwischenspeicher zu nutzen und die Energie wieder einzuspeisen, zum eigenen Verbrauch zu Hause oder im öffentlichen Netz, ist noch nicht gesetzlich geregelt und bedarf auf diesem Weg zuerst noch einer Erlaubnis. Auch die Genehmigungsverfahren für Trassenausbau müssen deutlich beschleunigt werden.

Die Zukunft ist elektrisch
 
Die Region Bayrisch-Schwaben ist auf Kurs. Die Energiewende ist hier längst Realität geworden. Ein weiteres, pragmatisches Vorgehen sichert den Fortschritt. Ein koordinierter Ausbau vor dem Hintergrund gesetzlicher Vorgaben, dem Willen zur Umsetzung und einer Portion gesellschaftlichen Zusammenhalts ist machbar. Es gewährleistet bezahlbare Energie, Sicherheit für den Industriestandort Deutschland und damit Wohlstand und, nicht zuletzt, Klimaschutz. (Text: Tom Alt)