Erfolgsstory: Walther Seinsch
Der Mann hinter dem Erfolg - harter Unternehmer und feuriger Fußballfan Der FC Augsburg ist wohl der Überraschungskandidat der Bundesliga schlechthin. Nach dem spektakulären Aufstieg des Vereins in die 1. Liga im Jahre 2011 konnten sich die Augsburger immer weiter steigern. Längst hängt der Klassenerhalt nicht mehr am seidenen Faden – ganz im Gegenteil: die Mannschaft hat bewiesen, dass sie mitspielen kann. Und nicht nur mitspielen, nein, sie kann auch gewinnen. Verantwortlich für diesen Triumph sind jedoch nicht nur Trainer und Spielergrößen, sondern auch der Führungszirkel. Ganz besonders Walther Seinsch. Über 14 Jahre führte er die Augsburger als Präsident und Vorstandsvorsitzender an. Vor kurzem beendete er seine Laufbahn beim FCA. Hier wird er als Wegbereiter dieses unglaublichen Höhenflugs wohl nicht so schnell vergessen werden. Doch nicht nur der Fußballverein verdankt seinen Ruhm dem 73-jährigen.
Der neunfache Vater wurde am 21. Oktober 1941 in Mayen in der Eifel geboren. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre zum Steuerberater und arbeitete danach für das Warenhaus „Kaufhof“. Nach seiner Tätigkeit als Manager stieg er aus dem Unternehmen aus und gründete gemeinsam mit seiner Frau fünf Damenoberbekleidungsgeschäfte mit dem Namen „Ingrid S.“. Aus diesen Geschäften entstand später der Textilhandel „Takko“ mit heute über 1.800 Filialen in ganz Europa. Seinsch beendete bereits 1996 seine Laufbahn bei „Takko Fashion“. Zu dieser Zeit gab es bereits Niederlassungen. Zwei Jahre lang war der deutsche Unternehmer anschließend Geschäftsführer des Textil-Discounters „KiK“ und zog sich schließlich aus dieser Branche zurück. „42 Arbeitsjahre mit einer 70- bis 80-Stunden-Woche sind genug“, meinte er einmal. Nun war sein Privatleben an der Reihe: Mit Frau und Familie zog er nach Lindau und hat heute neun Kinder mit seiner Ingrid, sechs davon sind adoptiert.
Mit dem Ruhestand konnte sich Seinsch jedoch nicht ganz zufrieden geben. Beim SSV Reutlingen bekam er damals die Chance, das Präsidentenamt zu übernehmen. Aufgrund von Unstimmigkeiten kam es jedoch nicht dazu. Im Herbst 2000 wurde der FC Augsburg sein neuer Arbeitgeber. Doch die Aufgabe war immens groß. Der Club durchlebte die Größte Krise seiner Geschichte: kurz vor der Pleite, zwangsversetzt in die vierte Liga. Doch mit klugen Investitionen und einer Menge Optimismus führte der 73-jährige die Mannschaft aus dem Tief heraus. Er bestand auf den Bau eines neuen Stadions, da die alte Heimatarena in ihrer Bauart nicht mehr den Ansprüchen der modernen Bundesliga entsprach. Am 26. Juli 2009 ging dieser Traum in Erfüllung. Das neue Stadion des FCA wurde eröffnet! Zwei Jahre später bekam Walther erneut die Bestätigung, genau das Richtige zu tun. Was zuvor unerreichbar erschien, wurde Realität: der Aufstieg in die erste Bundesliga im Jahr 2011. Der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte! Getrübt wurde dieser Erfolg jedoch von gesundheitlichen Problemen des Geschäftsmanns. Schwere Depressionen schränken ihn in seiner Arbeit ein und Seinsch zieht sich mehr und mehr zurück. Aufgegeben hat er jedoch nie.
Nun hat er seine Karriere in Augsburg beendet und räumt das Feld für Hofmann, der in große Fußstapfen zu treten hat. 73 Jahre lang konnte Walther Seinsch Erfahrungen sammeln – so viele Erfahrungen, dass er darüber ein Buch schreiben konnte. „Verbrecher-Kartei“ erschien am 3. Dezember und rechnet mit Banken, Managern und Politik ab. Trotz seines Alters hat der eifrige Unternehmer jedoch bereits neue Projekte geplant. Er möchte eine Internet-Zeitung gründen. „Weltbürger“ soll sie heißen und Politik und Wirtschaft behandeln. Und natürlich seinen Lieblingssport.