Frank Steinle verkauft goldprämierte Gins aus seiner Garage in Neu-Ulm

Die wohl "kleinste Destillerie der Welt"

Egal, ob würzig, blumig oder süß – mit Gin kennt sich dieser Mann ganz besonders gut aus: Frank Steinle ist der Inhaber der Château Steinle Manufaktur mit Sitz in Neu-Ulm und produziert die vielfältigen Gin-Kreationen nicht etwa in einer riesigen Destillerie. In seiner Garage fing damals alles an und die soll auch in Zukunft der Ort bleiben, an dem die beliebten Brände entstehen. Wie der Ulmer seine „Schnapsidee“ in den letzten Jahren verwirklicht hat und weshalb er trotz zahlreicher Auszeichnungen auf globaler Ebene „kleinbleiben“ möchte, hat uns der sympathische Neu-Ulmer in einem Interview verraten.

TRENDYone: Der Gin-Trend ereilte vor allem Deutschland erst in den vergangenen Jahren. Sprangen Sie damals mit auf den Zug auf oder interessierte Sie das Thema Gin schon länger?

Frank Steinle: Gin interessiert mich natürlich schon länger. Als leidenschaftlicher Hobbykoch bin ich vor ein paar Jahren darauf gekommen, Tonic Water selberzumachen. Ich habe eine Tonic-Essenz gemacht und Freund präsentiert, der ein absoluter Gin-Fan ist. 

Wie haben Sie Ihre „Schnapsidee“ in den letzten Jahren dann in die Realität umgesetzt?

Ich hatte anfangs überhaupt keine Ahnung, wie man Gin macht. Und dann habe ich vor circa sieben Jahren von meinen Freunden eine kleine 0,5 Liter-Destille zum Geburtstag bekommen. Daran habe ich immer wieder experimentiert und Rezepte ausprobiert. Erst später habe ich eine Crowdfunding-Aktion gestartet und innerhalb von zwei bis drei Monaten fast 300 Flaschen vorverkauft. Die Produktion drängte also anzulaufen. Zuvor musste ich allerdings erst das Brennrecht bekommen und habe einen Brennlehrgang in Österreich gemacht. 2016 fing ich an, die Garage nach Lebensmittelauflagen herzurichten und habe extra eine Destille in Österreich bauen lassen. Im Dezember haben wir dann die ersten Gins an alle Crowdfunder ausgeliefert. Meine tolle Frau, meine kleine Tochter und die Leute aus der Verwandtschaft halfen mir dabei sehr und tun es auch heute noch.  

Haben Sie bereits darüber nachgedacht, die Produktion Ihrer Gin-Sorten aus Ihrer eigenen Garage in einen unabhängigen Laden zu verlegen?

Wir waren kurz davor, größer zu werden – aber ich will gar nicht größer werden. Ich will es klein und fein halten. Es gab auch schon Angebote von potentiellen Investoren. Aber ich habe das abgelehnt. Immer mehr junge Leute kommen zu mir und kaufen den Gin, obwohl er hochpreisig ist. Die kaufen ihn, weil er handgemacht ist. 

Betreiben Sie die Distillerie hauptberuflich und wenn nein, was ist Ihr eigentlicher Job?

Ich habe eine kleine Werbeagentur und war vor der Pandemie als DJ auf Partys unterwegs. Außerdem habe ich auch Messen veranstaltet, zum Beispiel die „Brobiera“ Messe in Neu-Ulm. Mittlerweile ist die Destillerie mein zweites oder drittes Standbein geworden. Da bin ich natürlich auch ganz froh – durch die Pandemie ist einfach viel weniger los.

Mit welchem Alleinstellungmerkmal konnten Sie bei den „World Spirit Awards“ überzeugen?

Mein Gin ist ein originaler „Distilled London Dry Gin“ – das ist sozusagen die Königsklasse. Die Qualität stimmt bei uns. Wir verwenden Bio-Botanicals, um alles so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Ich sehe einen richtigen Trend, dass Menschen vom Industriellen wegwollen. Ganz besonders ist für mich, dass es für alle unsere Gins bei den World Spirit Awards die besten Noten und damit auch Medaillen gab. Das bedeutet für mich, dass ich selber einfach eine sehr gute Arbeit mache und dahinter steht ganz klar das Handgemachte in der Manufaktur.

Wie läuft der Einkauf im aktuellen Lockdown?

Das Gin-Geschäft ging anfangs stark zurück. Händler und Gastronomen haben kaum mehr bei mir bestellt. Weil ich ja aus dem Marketing komme, habe ich dann aber ordentlich Gas gegeben und viel Werbung gemacht. Und siehe da – wir sind gut von Privatleuten unterstützt worden. In unserer kleinen Destille haben wir dann zum Beispiel einen Drive-In eingebaut. Auch durch die Auszeichnung ist man im Ausland auf uns aufmerksam geworden und wir sind teilweise mit den Bestellungen gar nicht mehr hinterhergekommen.

Welchen Ihrer Gins trinken Sie persönlich am liebsten? 

Ich mag alle meine Gins, trinke aber den BAYERISCH Gin am liebsten. Das ist mein würzigster Gin mit 32 Botanicals sowie ein bisschen Hopfen, Malz und Zirbenholz – das ist einfach ein richtig schöner Kräuterschnaps.

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