Functional food

Wirklich wichtig oder unnötig?

Nichts scheint in der heutigen Zeit wichtiger zu sein, als eine gesunde Ernährung. Dabei spielen auch funktionelle Lebensmittel eine Rolle, das so genannte Functional Food. Jedes Jahr gibt es Dutzende neue Produkte auf dem Markt, die Auswahl wächst stetig. Doch was ist Functional Food überhaupt und hilft es tatsächlich?

Omega-3-Eier, probiotische Joghurts, Energy-Drinks.

Eine gesunde Ernährung war nie wichtiger als heute. Jährlich geben die Deutschen rund neun Milliarden Euro für Lebensmittel aus, mit denen sie sich gesund essen wollen. Hinzu kommt, dass sie dabei den größtmöglichen Nutzen mit dem geringsten Aufwand erzielen wollen. Ganz nach dem Motto: Gesund und lecker, aber bequem. Hierzu gehört auch das so genannte Functional Food, auf Deutsch: die funktionellen Lebensmittel. Sie sollen unabhängig von Sättigung, Genuss, Geschmack und Energiegehalt einen gesundheitlichen Zusatznutzen aufweisen oder Krankheitsrisiken verringern. Den Lebensmitteln werden dazu gezielt eine oder mehrere Substanzen hinzugefügt, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben sollen. Die bekanntesten dieser Zusatzstoffe sind Milchsäurebakterien, Omega-3-Fettsäuren und Folsäure. In den Produkten spiegelt sich das als probiotischer Joghurt zum Schutz vor Krebs, als Omega-3-Eier zur Senkung von Blutfett- und Blutdruckwerten oder als jodiertes Speisesalz zur Vermeidung von Schilddrüsenunterfunktion wieder. Und auch Getränke werden mit solchen Substanzen angereichert. Anti-oxidativ wirkende Vitamine tauchen in ACE-Säften auf, um vor Krebs oder Herz-Kreislauf-Problemen zu schützen und in Sportgetränken findet sich Koffein, Glucuronlacton und Isonit, um die mentale und körperliche Leistung zu steigern. Verbraucher sollten diese Versprechen jedoch kritisch betrachten: Machen diese Produkte wirklich gesünder? Und: Braucht der Körper diese Zusätze überhaupt? 

Gesunde Alternative oder teurer Humbug?

Functional Food ist Nahrungsergänzungsmitteln sehr ähnlich. Sie beide haben das Ziel einer gesunden Ernährung. Nahrungsergänzungsmittel kommen aber in Form von Tabletten, Brausetabletten, Pulvern oder Flüssigampullen vor, die die Ernährung ergänzen. Functional Food ist das aufbereitete Lebensmittel an sich. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung braucht jedoch weder Nahrungsergänzungsmittel noch funktionelle Lebensmittel. Im Normalfall sind alle Nährstoffe enthalten. Einzig und allein für Gruppen mit Mangelerscheinungen wie Veganer, ältere Menschen oder chronisch Kranke ist eine Aufnahme von zusätzlichen Stoffen wichtig und sinnvoll. In wieweit Functional Food auch wirklich das bringt, was es verspricht, wird weltweit heiß diskutiert. Hersteller von Functional Food können mit wissenschaftlichen Studien keinen gesundheitlichen Mehrwert ihrer Produkte aufweisen. Auch Ernährungsexperten raten ab: Funktionelle Nahrungsmittel bringen mehrheitlich nichts. Sie scheinen eher eine geschickte Werbestrategie zu sein, um die angereicherten Lebensmittel teurer zu verkaufen. Ein Beispiel ist die Margarine: Die Cholesterin senkende Margarine, die vermeintlich gesünder ist, kostet fast drei Euro, die herkömmliche nur rund einen. Und der Verbraucher? Eine Studie der Verbraucherzentralen und des Bundesinstituts für Risikobewertung stellte etwa fest, dass fast jeder zweite Deutsche, der cholesterinsenkende Margarine isst, keinerlei Probleme mit seinem Fettstoffwechsel hat. Gekauft wird sie trotzdem. Allein für cholesterinsenkende Lebensmittel geben deutsche Kunden pro Jahr rund 60 Millionen Euro aus, für probiotische Joghurts sogar 550 Millionen. Krankheiten werden damit aber nicht verhindert. Die Gefahr einer Erkrankung an Herz-Kreislauferkrankungen war beispielsweise noch nie so hoch wie heute. 

Lieber zum herkömmlichen Lebensmittel greifen

Der Klassiker unter den zugefügten Substanzen sind die Milchsäurebakterien. Sie gehören zu der Gruppe der Probiotika und sollen in Joghurts oder Frischkäse dabei helfen, die Verdauung zu regulieren, die Abwehrkräfte zu stärken und vor Krebs und Allergien zu schützen. Einzig gesichert ist, dass Milchsäurebakterien eine gesunde Darmflora unterstützen. Aber dafür braucht es kein Functional Food: Milchsäurebakterien leben auch in normalen, nicht wärmebehandelte Milchprodukte wie Joghurts oder Buttermilch. Bekannt ist auch die Substanz der Omega-3-Fettsäuren. Sie findet sich beim Functional Food in Brot, Eiern und Margarine wieder. Wissenschaftlich belegt ist: Omega-3-Fettsäuren wirken, aber nur wenn sie als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Statt zum aufbereiteten Lebensmittel greift man also lieber zu herkömmlichen Lebensmitteln wie fettem Fisch, zum Beispiel Lachs, Makrele oder Hering, oder zu pflanzlichen Ölen. Zuletzt ist auch die Folsäure eine bekannte Substanz beim Functional Food. Sie soll bei Herz-Kreislauferkrankungen helfen, wissenschaftlich bewiesen ist das jedoch nicht. Auf ganz natürliche Art und Weise steckt Folat in Orangen, Weintrauben, Tomaten oder in Fleischprodukten. Deshalb: Lieber zum herkömmlichen Lebensmittel als zur aufbereiteten Variante greifen! | Text: Franziska Niebert