Heiße Glut, kalte Luft: Warum Wintergrillen gerade jetzt so beliebt ist
Frost trifft Feuer
Wintergrillen ist kein kurzfristiger Trend, sondern längst zu einer festen Alternative zum klassischen Sommer-BBQ geworden. Es verbindet Gemütlichkeit mit Abenteuer, Gemeinschaft mit Genuss. Ob auf dem Balkon, im Garten oder im verschneiten Park – wer sich darauf einlässt, erlebt eine ganz neue Art des Kochens im Freien. Doch was unterscheidet das Wintergrillen eigentlich vom sommerlichen Klassiker? Und worauf sollte man achten, damit das Steak trotz Minusgraden perfekt gelingt?
Was genau ist Wintergrillen?
Wintergrillen ist im Grunde dasselbe wie das klassische Grillen – nur unter völlig anderen Bedingungen. Während im Sommer die Sonne wärmt und das Grillen oft spontan geschieht, verlangt das Grillen in der kalten Jahreszeit etwas mehr Vorbereitung und Geduld. Der Grill steht im Schnee, die Luft ist trocken und klar und die Garzeiten verlängern sich, weil die Kälte die Hitze des Grills stärker herausfordert.
Anders als man vielleicht denkt, ist Wintergrillen keine moderne Erfindung. In skandinavischen Ländern oder in den Alpenregionen gehört das Kochen im Freien auch bei Frost schon lange zur Tradition. Dort trifft man sich nach dem Skifahren oder Winterwandern gerne um ein Feuer, um Würstchen, Käse oder Fisch zu grillen. In Deutschland hat das Wintergrillen erst in den letzten Jahren an Popularität gewonnen – nicht zuletzt, weil viele die gemütliche Atmosphäre schätzen, die entsteht, wenn Schnee, Rauch und warme Glut zusammentreffen.
Das Besondere am Wintergrillen ist aber nicht nur das Essen, sondern das Erlebnis selbst. Wenn die Kälte an den Fingern knabbert und der Rauch in der Luft hängt, fühlt sich jedes Gericht intensiver an. Es ist weniger das „Event-Grillen“ wie im Sommer, sondern eher ein ruhiger, bewusster Moment: Man nimmt sich Zeit, achtet auf Details und genießt das Zusammensein – oder auch einfach die Stille eines frostigen Abends am Feuer.
Vorbereitung ist alles: So gelingt das Wintergrillen
Wer im Winter grillen möchte, sollte vor allem eines mitbringen: Planung. Kälte und Wind stellen andere Bedingungen als ein lauer Sommerabend. Der Grill steht am besten windgeschützt und auf festem Untergrund – Schnee und Eis können schnell rutschig werden. Auch Licht spielt eine Rolle, denn die Sonne verschwindet früh. Eine gute Außenbeleuchtung oder ein paar Laternen sorgen dafür, dass man das Grillgut im Blick behält.
Bei der Kleidung gilt: warm, aber praktisch. Dicke Winterjacken schränken die Bewegungsfreiheit ein, besser sind mehrere Schichten und feste Schuhe. Auch beim Grill selbst lohnt sich die richtige Wahl. Gasgrills sind im Winter besonders beliebt, weil sie schnell aufheizen und sich die Temperatur gut kontrollieren lässt. Wichtig ist, Propangas statt Butangas zu verwenden, da Butan bei Minusgraden nicht mehr richtig verdampft. Holzkohlegrills punkten dagegen mit dem typischen Rauchgeschmack, brauchen aber mehr Geduld und etwas mehr Brennstoff – die Kälte lässt die Glut schneller erlöschen. Am besten wählt man größere Stücke Kohle und zündet etwas früher an. Elektrogrills eignen sich nur bedingt, da sie bei niedrigen Temperaturen oft nicht genug Leistung bringen, können aber auf geschützten Balkonen eine Alternative sein. Praktisch sind außerdem Grillthermometer und isolierte Handschuhe, die vor Frost und Hitze zugleich schützen.
Das richtige Grillgut für kalte Tage
Im Winter darf es beim Grillen ruhig etwas deftiger zugehen. Fettiges Fleisch wie Nackensteaks, Bratwürste oder marinierte Hähnchenteile eignen sich besonders gut, weil sie auch bei längeren Garzeiten saftig bleiben. Wer etwas mehr Aufwand nicht scheut, kann auch größere Stücke wie Schweinebauch, Lammkeule oder Rinderbraten auflegen. Mit geschlossenem Deckel gelingen sie auch bei Minusgraden, wenn man etwas Geduld mitbringt. Der Vorteil: Die langsam gegarte Kruste wird besonders aromatisch, während das Fleisch innen zart bleibt. Doch Wintergrillen ist nicht nur etwas für Fleischliebhaber. Gemüse spielt eine immer größere Rolle auf dem Rost – und das zu Recht. Kürbis, Paprika, Zwiebeln oder Champignons entwickeln durch die direkte Hitze eine angenehme Süße. Wer sie vorher in einer Marinade aus Öl, Knoblauch und Kräutern wälzt, bekommt zusätzlich Aroma und eine schöne Bräunung. Auch Käse ist beliebt: Grillkäse, Halloumi oder Camembert in Alufolie werden außen goldbraun und innen cremig.
Bei den Aromen darf man im Winter ruhig mutiger sein. Während im Sommer oft Zitrone oder frische Kräuter dominieren, vertragen winterliche Gerichte kräftigere Noten: Marinaden mit Honig, Senf, Rosmarin oder Thymian passen perfekt. Wer mag, gibt noch einen Hauch Zimt, Chili oder Rauchpaprika dazu – das sorgt für Tiefe und Wärme im Geschmack.
Als Beilagen bieten sich herzhafte Klassiker an: Ofenkartoffeln, Brot vom Grill oder ein lauwarmer Salat mit Nüssen und Käse. Auch gegrillte Rotkohlspalten mit Balsamico oder Maiskolben mit Butter und Kräutern sind ideale Begleiter. Zum Abschluss darf es ruhig süß werden: Äpfel mit Honig und Zimt, Marshmallows oder ein Crumble in der gusseisernen Pfanne runden das Wintermenü perfekt ab.
Sicherheit und Technik beim Wintergrillen
Kälte, Schnee und Feuer – eine Kombination, die ihren Reiz hat, aber auch Aufmerksamkeit verlangt. Beim Wintergrillen spielt Sicherheit eine noch größere Rolle als im Sommer. Der Grill sollte auf einer stabilen, nicht vereisten Fläche stehen und stets windgeschützt platziert werden. Besonders bei Holzkohlegrills kann Wind Funkenflug verursachen. Daher sollte man den Grill nie unbeaufsichtigt lassen. Die niedrigen Temperaturen wirken sich außerdem auf die Garzeiten aus. Fleisch braucht länger, bis es durch ist, weil die Kälte dem Grill Wärme entzieht. Ein Deckel ist daher unverzichtbar, um die Hitze zu halten. Auch ein Grillthermometer hilft, die Temperatur im Blick zu behalten – gerade bei dicken Fleischstücken.
Gasgrills sind im Winter praktisch, doch Gas reagiert empfindlich auf Kälte. Butan-Gasflaschen etwa verlieren bei Minusgraden an Druck, weshalb Propangas die bessere Wahl ist. Wer Holzkohle nutzt, sollte darauf achten, genügend Vorrat zu haben – die Glut kühlt im Winter schneller aus. Und ganz wichtig: Niemals in geschlossenen Räumen grillen. Auch Garagen oder Carports sind tabu, da sich gefährliche Kohlenmonoxidgase bilden können.
Atmosphäre schaffen: Wintergrillen als Erlebnis
Wintergrillen lebt nicht nur vom Essen, sondern von der Stimmung. Wenn draußen der Schnee fällt und die Glut im Grill glimmt, entsteht eine ganz eigene Gemütlichkeit. Mit etwas Vorbereitung lässt sich diese Atmosphäre leicht verstärken. Feuerkörbe oder Fackeln sorgen nicht nur für Wärme, sondern auch für ein stimmungsvolles Licht. Decken, Schaffelle oder Kissen auf Gartenstühlen machen es angenehm, auch länger draußen zu sitzen.
Auch die Getränke spielen eine Rolle: Statt kühlem Bier kommen jetzt Glühwein, Punsch oder heiße Schokolade ins Spiel, gern auch alkoholfrei. Sie wärmen von innen und passen perfekt zu den kräftigen Aromen vom Grill. Wer mag, dekoriert den Tisch mit Tannenzweigen oder Kerzen und schafft so einen Hauch von Wintermarkt-Feeling.
Musik und Gesellschaft tun ihr Übriges. Ob eine kleine Playlist mit ruhigen Songs oder das Knacken des Feuers als Hintergrundgeräusch – beim Wintergrillen geht es weniger um Perfektion, sondern um das Miteinander. Und vielleicht genau deshalb ist es so beliebt: Es vereint Genuss, Natur und ein bisschen Abenteuer in einem Moment, der sich trotz Kälte erstaunlich warm anfühlt.
Winterliches Honig-Senf-Hähnchen vom Grill
ZUTATEN (FÜR 4 PORTIONEN)- 4 Hähnchenbrustfilets
- 2 EL körniger Senf
- 2 EL flüssiger Honig
- 1 EL Olivenöl
- 1 TL Zitronensaft
- 1 Zweig Rosmarin (fein gehackt)
- Salz und Pfeffer
- Honig, Senf, Öl, Zitronensaft und Rosmarin in einer Schüssel verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Das Hähnchen darin marinieren und mindestens 30 Minuten (besser: 2 Stunden) ziehen lassen.
- Grill auf mittlere Hitze bringen. Hähnchen auf den Rost legen und etwa 10–12 Minuten pro Seite grillen, bis es goldbraun und durchgegart ist.
- Dazu passen winterliche Beilagen wie Kartoffelspalten oder ein Salat mit Apfel und Walnuss.
Gefüllte Champignons mit Kräuterbutter
ZUTATEN (FÜR 4 PORTIONEN)- 8 große Champignons
- 50 g Butter
- 1 Knoblauchzehe (gehackt)
- 1 EL gehackte Petersilie
- Salz und Pfeffer
- Etwas Olivenöl
- Die Champignons putzen und die Stiele vorsichtig entfernen.
- Butter, Knoblauch, Petersilie, Salz und Pfeffer vermengen, bis eine weiche Kräuterbutter entsteht.
- Die Pilze damit füllen und leicht mit Olivenöl beträufeln.
- Auf dem Grill bei mittlerer Hitze etwa 10–12 Minuten garen, bis sie weich sind und die Oberfläche goldbraun glänzt.
Gegrillte Äpfel mit Zimt und Vanille
ZUTATEN (FÜR 4 PORTIONEN)- 4 Äpfel (z. B. Elstar oder Boskop)
- 4 TL Honig oder Ahornsirup
- 1 TL Zimt
- 1 Päckchen Vanillezucker
- Optional: gehackte Nüsse oder ein Stück dunkle Schokolade
- Äpfel waschen, das Kerngehäuse vorsichtig entfernen.
- Mit Honig, Zimt und Vanillezucker füllen, nach Belieben Nüsse oder Schokolade dazugeben.
- Jeden Apfel einzeln in Alufolie wickeln und in die Glut oder an den Rand des Grills legen.
- Nach etwa 15–20 Minuten sind die Äpfel weich, warm und duften nach Weihnachten.
Wintergrillen ist eine kleine Flucht aus dem Alltag. In der klaren Kälte entsteht am Feuer eine besondere Ruhe, die den Moment entschleunigt. Besonders eignen sich dafür herzhafte Gerichte mit kräftigen Aromen – etwa würzige Steaks, gegrilltes Gemüse oder auch mal süße Äpfel vom Rost. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Wärme, Gemeinschaft und den Genuss im Freien. Und vielleicht auch darum, sich selbst zu beweisen, dass ein bisschen Glut reicht, um sogar den Winter warm zu machen. |Text: Vera Mergle







