Feldlazarett für Corona-Patienten in Hongkong eröffnet

Angesichts dramatisch ansteigender Corona-Infektionszahlen haben die Behörden in Hongkong am Samstag ein Feldlazarett für 500 Covid-19-Patienten eröffnet. Die auf dem ehemaligen Expo-Gelände eingerichtete provisorische Klinik werde Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahren aufnehmen, die sich in stabilem Zustand befinden, sagte Larry Lee von der Hongkonger Krankenhausbehörde vor Journalisten. Bereits am Samstag sollten demnach 20 bis 30 Patienten eintreffen.

Ziel sei es, mit dem Coronavirus infizierte Menschen zu isolieren und sie angemessen zu behandeln, sagte Lee. Neu ankommende Patienten würden geröntgt sowie Blut-, Speichel- und Herzuntersuchungen unterzogen. Patienten, die als instabil einzustufen seien, würden in andere Krankenhäuser verlegt.

Hongkong hatte die Corona-Pandemie zunächst gut unter Kontrolle bekommen. Seit Ende Juli steigen die Infektionszahlen jedoch wieder stark an. Am Samstag meldeten die Behörden 125 Neuinfektionen. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen in der Finanzmetropole stiegen damit auf fast 4000, die Zahl der Todesfälle erhöhte sich auf 31.

Die Gesundheitskommission der chinesischen Zentralregierung teilte mit, sie habe ein Expertenteam aus 60 Laboranten sowie einem "Vorauskommando" zusammengestellt, das am Sonntag zur Unterstützung der Hongkonger Behörden in die Finanzmetropole entsandt werde.

Die Reaktion der Hongkonger Behörden auf die steigenden Infektionszahlen erfolgt auch vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Konflikts um den Umgang Chinas mit der Sonderverwaltungszone. Am Freitag hatte die Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam mit Blick auf die Pandemie die Verschiebung der Regionalparlamentswahl im September um ein Jahr verkündet. Die Entscheidung habe "nichts mit Politik zu tun", betonte sie.

Aktivisten sehen die Wahlverschiebung dagegen als Manöver, um einen Sieg der pro-demokratischen Opposition bei der Wahl zu vereiteln. Die Bundesregierung setzte am Freitag ein Auslieferungsabkommen mit Hongkong aus. Die Entscheidung der Hongkonger Regierung, ein Dutzend Oppositionskandidaten für die Wahl zu disqualifizieren und die Wahl zu verschieben, sei "ein weiterer Einschnitt in die Rechte der Bürgerinnen und Bürger Hongkongs", kritisierte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD).

Seit dem Inkrafttreten des sogenannten Sicherheitsgesetzes vor vier Wochen gerät die Demokratiebewegung in Hongkong immer mehr unter Druck. Das Gesetz stellt den bislang schwersten Eingriff in den Autonomiestatus von Hongkong dar.