Venedig startet Eintrittsgeld für Tagestouristen

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Wartende am Ticketschalter für TagestouristenBild: AFP / MARCO BERTORELLO

In einem weltweit einmaligen Schritt nimmt Venedig seit Donnerstag erstmals ein Eintrittsgeld für Tagestouristen. Tagesbesucher müssen zu besonders besucherstarken Zeiten eine Gebühr in Höhe von fünf Euro zahlen, an den wichtigsten Zugangspunkten zu der Lagunenstadt soll das Tagesticket kontrolliert werden. Bis zum Inkrafttreten des Einstrittsgelds am Donnerstagmorgen um 08.30 Uhr wurden bereits etwa 10.000 Tagestickets verkauft, wie Venedigs Tourismus-Stadtrat Simone Venturini berichtete.

Die Tagesgebühr wird zunächst probeweise eingeführt. Im laufenden Jahr wurden insgesamt 29 Tage festgesetzt, an denen das Eintrittsgeld fällig wird. Ausgewählt wurden traditionell besonders besucherstarke Tage, darunter vor allem die Wochenenden zwischen Mai und August. Die Anzahl der Tagestickets ist nicht begrenzt. Ziel ist es vielmehr, Besucher dazu zu bewegen, auf weniger volle Tage auszuweichen. Übernachtungsgäste sind von der Gebühr nicht betroffen, sie zahlen ohnehin bereits eine Tourismusabgabe.

"Ich finde das gut, vielleicht kann man so die Touristenzahlen in Venedig verringern", sagte der französische Tourist Sylvain Pélerin, der seit mehr als 50 Jahren in die Lagunenstadt kommt. Marina Dodino vom Anwohnerverband Arci kritisierte die Abgabe dagegen: "Das ist hier kein Museum und kein Umweltschutzgebiet, dafür sollte man nicht zahlen müssen - es ist eine Stadt!"

Laut Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro ist das neue System zunächst vor allem "ein Experiment". Es werde nur "sehr sanfte Kontrollen" und "keine Warteschlangen" geben. Tagesbesucher sind aufgerufen, ihr Ticket im Vorfeld online zu erwerben, doch auch bei der Ankunft können noch Karten gekauft werden. Vor dem Bahnhof Santa Lucia, dem Haupt-Zugangspunkt zur Stadt, wurde eigens ein Ticketschalter eingerichtet. Bei fehlendem Tagesticket können Strafen zwischen 50 und 300 Euro verhängt werden. Am Donnerstag waren jedoch zunächst keine Kontrollen geplant.

Mit der Einführung der Tagesgebühr reagiert Venedig auch auf den Druck der UN-Kulturorganisation Unesco. Diese hatte die auf mehr als hundert Inselchen errichtete Stadt sowie die dazugehörige Lagune 1987 zum Weltkulturerbe erklärt. Im vergangenen Jahr aber drohte die UN-Organisation damit, Venedig als "gefährdetes" Welterbe einzustufen - wegen "unzureichender Schutzmaßnahmen" mit Blick auf den Massentourismus.

Venedigs historisches Stadtzentrum zählt nur gut 50.000 Einwohner. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100.000 Touristen pro Nacht, hinzu kommen täglich zehntausende Tagesbesucher, viele davon Kreuzfahrttouristen.