Katrin Sommer vom Center Consulting Sommer über den Einzelhandel als Erlebnisort

„Unterschiedliche Öffnungszeiten in Innenstädten stören das Einkaufserlebnis“

cropped-1745416224-ccsommer-sarahschneller-2024-0129
Bild: Sarah Schneller
„Die Lage im stationären Handel entwickelt sich sehr unterschiedlich. Es gibt durchaus Standorte denen es gelingt, mit einer Kombination aus Aufenthaltsqualität, Entertainment, Service und einem breiten Angebot, einem Mix aus verschiedensten Waren, Dienstleistungen und Gastronomie die Kunden zu begeistern und damit auch Umsatzzuwächse zu generieren. Es gibt aber leider auch Bereiche, in denen das Angebot nicht mehr ausreicht, und anfänglich einzelne Leerstände heute nicht mehr nur die Ausnahme sind sondern zur Regel werden. Hier wieder hochwertig zu vermieten und die Besucher zurückzuholen braucht enorme Anstrengungen, inhaltlich und wirtschaftlich, und das geht nur in der Gemeinschaft. Es muss uns aber klar sein, dass wir nicht alle ehemaligen Einzelhandelsflächen wieder mit Einzelhandel bespielen können, deshalb braucht es gute Konzepte für sinnvolle Umnutzungen, damit Leerstände zur Ausnahme werden und wieder mehr Leben in neuer Form in die Einzelhandelsflächen in der Innenstadt kommt.
Daher kann kann ich nur empfehlen, alle Händler gemeinsam mit der Stadt an einen Tisch zu holen und sich gemeinsame Ziele zu setzen, wie es übrigens auch für den Stadtmarkt gemacht wurde, ich freue mich schon auf die längeren Öffnungszeiten an den Samstagen. Leider erlebe ich unterschiedlichste Öffnungszeiten wenn ich in der Stadt unterwegs bin, und stehe manchmal abends um 18.15 Uhr schon vor verschlossenen Türen, dabei würde ich viel lieber stationär einkaufen, als zu bestellen. Ich empfehle keine dauerhaften langen Öffnungszeiten, das ist aktuell nicht darstellbar, aber vielleicht würde unserer Stadt ein verlässlicher langer Einkaufstag gut tun. Vor 30 Jahren war der lange Donnerstag ein voller Erfolg und in den Jahren danach auch die verkaufsoffenen Sonntage, die in vielen anderen Städten und Bundesländern regelmäßig und mit großem Erfolg durchgeführt werden. Solche Termine ziehen das gesamte Umland in die Stadt, sie sind ein wichtiger Frequenz- und Umsatzbringer. Die Stadt Augsburg verzichtete z.B. seit Jahren darauf mehrere solcher Angebote zu machen, dort gibt es nur einmal im Jahr eine lange Einkaufsnacht. Es müssen Anreize und Verlässlichkeit geschaffen werden, damit die Menschen wieder zum Einkaufen in die Stadt kommen. Ein Teil der leeren Flächen muss umgenutzt werden. Wer läuft schon gerne an so vielen, zum Teil mit Plakaten verklebten dunklen Schaufenstern vorbei. Auch dafür braucht es ein Konzept und Gespräche mit den Immobilieneigentümern.
Die Politik kann natürlich unterstützen. Ich erlebe es leider, das Nutzungsänderungen, ein notwendiger Schritt bei der Nachvermietung an ein anderes Sortiment, eine lange Genehmigungszeit haben. In dieser Zeit ist der alte Mieter schon nicht mehr da, der neue darf noch nicht betreiben, und baut auch deswegen noch garnicht aus. Dies führt zu langen Leerstandszeiten, was wiederum bedeutet, kein Angebot, kein Service, also auch keine Attraktion für Besucher, unter Umständen eben auch kein Grund noch einmal wiederzukommen. Auch zum Thema Öffnungszeiten würde uns in Augsburg eine zweite Shopping Nacht oder ein Familiensonntag zum Saisonstart im März gut stehen, oder eben wieder ein langer Einkaufstag, nicht unbedingt gleich wöchentlich, aber zum Start wäre einmal im Monat bis 20 oder 21 Uhr doch toll. Auch dazu könnte das Umland sehr verlässlich eingeladen werden, denn es reicht uns nicht nur die Augsburger zu bedienen. Voraussichtlich bekommen Handel und Kommunen in Kürze mehr Bewegungsspielraum, denn das Ladenschlussgesetz ist derzeit in Überarbeitung. Ich bin gespannt auf die Möglichkeiten, und auch dann brauchen wir die Politik, die die neuen Rahmenbedingungen gemeinsam mit den Händlern ausgestaltet.“