Lukas Stahl von der TG Viktoria Augsburg über seine sportliche Karriere

Harte Arbeit zahlt sich aus

Der 23-jährige Augsburger Lukas Stahl hat große Ziele. Damals hat er mit dem Kajak begonnen, jetzt nimmt der Sportler mit bemerkenswerten Erfolgen an zahlreichen Triathlon-Wettkämpfen teil, so zum Beispiel beim Ironman Hawaii. Am 4. Juni geht es für Lukas zum Ironman Hamburg. Wir trafen den sympathischen Studenten im exklusiven Interview.

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Bild: FinisherPix
Wie kam es dazu, dass Du nicht mehr nur noch Kanu fahren wolltest? Schließlich bist Du dort international erfolgreich gewesen.
2019 bin ich meinen ersten Halbmarathon gelaufen und habe da bereits gefallen am Ausdauersport gefunden. Während des Coronajahres 2020 konnte ich knapp drei Monate lang nicht paddeln, deshalb habe ich mich anderweitig fit gehalten und bin sehr viel gelaufen und geradelt. Schließlich hat mich dieser Mythos vom IRONMAN Hawaii, dem härtesten Wettkampf auf dieser Erde, gefasst und so kam das Eine zum Anderen.
 
Was war Dein erster Gedanke als Dir bewusst wurde, dass Du Dich für den Ironman qualifiziert hast?
Unglaublich. Ich konnte es die ersten Tage nachdem ich meinen Slot für Hawaii geholt hatte, erst noch gar nicht richtig fassen.
 
Wie genau hast Du Dich auf den Ironman vorbereitet? Schließlich findet man die enorme Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit bei uns ja nicht.
Ich habe sehr viel Indoor auf dem Laufband und einem Radtrainer trainiert, um während den Einheiten möglichst annähernde Bedingungen zu erzeugen. Außerdem habe ich bei manchen Einheiten sehr wenig getrunken, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie schnell der Körper und die Leistungsfähigkeit bei Flüssigkeitsmangel einknicken.
 
Ist während des Wettkampfs alles so gelaufen, wie Du es Dir vorgestellt hattes?
Beim Wettkampf lief leider absolut nichts wie ich es geplant hatte (Kurzer Lacher). Normalerweise schwimme ich immer im vorderen Feld bei Ironmans, durch den Wellenstart auf Hawaii war das nicht möglich und ich war gezwungen mir wortwörtlich Meter um Meter zu erkämpfen, da knapp 2.500 andere Athleten vor mir auf der Strecke waren. Beim Rad fahren geriet ich leider in eine Versorgungsnot und musste meine Verpflegung sehr stark rationieren anstatt wie ich es geplant hatte, so viel wie möglich aufzunehmen. Beim Marathon versuchte ich meinen Plan wieder zu resetten, um zumindest das nach Plan zu haben. Allerdings waren die Versorgungsstationen dort so massiv überfüllt, sodass ich um jeden Becher Wasser froh war, anstatt meine geplante Geschwindigkeit laufen zu können. Im Prinzip war es ab den ersten Metern eher ein Improvisieren und auf die Umstände reagieren.
 
Was war das für ein Gefühl, nach neun Stunden endlich im Ziel anzukommen?
Um ehrlich zu sein habe ich nicht allzu viel vom Ziel mitbekommen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt habe ich nur noch das Nötigste wahrgenommen. Nach der Ziellinie hatte ich eine Mischung aus Freude und Erleichterung. Freude, dass ich es trotz aller Umstände geschafft habe. Erleichterung, dass die Strapazen von diesem Wettkampf endlich ein Ende hatten.
 
Wie schaffst Du es eigentlich, Dein Studium und das ganze Training unter einen Hut zu bekommen?
Während des normalen Studiums ist es relativ einfach, da ich in circa 90 Prozent der Kurse keine Anwesenheitspflicht habe. So kann ich mir mein Training und das Lernen recht gut selber legen. Zurzeit bin ich allerdings im Praxissemester und muss daher 30 Stunden Training und 40 Stunden Arbeit unter eine Hut bekommen. Meist trainiere ich daher gegen 5 Uhr morgens vor der Arbeit und je nach Trainingseinheiten absolviere ich dann noch zwei Trainings nach der Arbeit. Am Ende ist es sehr viel Disziplin.

Wie viel Zeit investierst Du wöchentlich in Trainingseinheiten und bleibt Dir überhaupt noch Zeit für Dich oder für Deine Freunde?
Zurzeit trainiere ich knapp 30 Stunden pro Woche. Dies kann aber gerade im Sommer auf gut 40 Stunden ansteigen. Für mich ist der Sport meine freie Zeit. Ich sehe das nicht als Pflicht oder als Belastung. Ich bin unglaublich froh diese Möglichkeiten zu haben und genieße daher jedes Training, egal wie hart es manchmal auch sein mag. Natürlich verpasse ich einige Partys und muss öfters Sachen mit meinen Freunden sausen lassen. Allerdings sind meine Freunde glücklicherweise verständnisvoll in dieser Hinsicht und es findet sich trotz des Trainings und des Studiums, Zeit etwas zusammen zu unternehmen.
 
Kannst Du uns schon einen kleinen Einblick dahingehend geben, wie Deine sportliche Karriere weitergeht?
Im kommenden Jahr werde ich wieder bei der IRONMAN European Championship in Frankfurt starten, um mir den Europameistertitel in meiner Altersklasse zum dritten Mal in Folge zu sichern. Außerdem werde ich wieder beim IRONMAN Hawaii starten, da ich dieses Jahr vieles dazugelernt habe, was ich nächstes Jahr dort besser machen kann. Ziel ist da nach dem dritten Platz in diesem Jahr der Sieg. Im Jahr 2024 plane ich bei den Profis zu starten und hoffe dort gut mitmischen zu können.