Massagepistolen: Entspannung auf Knopfdruck
Was bringt die Massage to go wirklich?
Ob nach dem harten (Kraft-) Training oder wegen zu langem Sitzen im Büro oder Homeoffice – fast jeder hatte schon einmal mit unangenehmen Verspannungen und Muskelkater zu kämpfen. Einfache und schnelle Abhilfe sollen Massagepistolen schaffen. Doch was ist wirklich dran an dem Hype und wie werden die Geräte richtig angewendet?
Was sind Massagepistolen?
Die Geräte erinnern zunächst einmal etwas an einen Föhn oder eine Bohrmaschine, doch damit sollen weder Haare getrocknet noch Löcher gebohrt werden. Stattdessen sind es therapeutische Geräte zur Massage: Mit ihnen können ganz gezielt bestimmte Muskeln gelockert sowie Verspannungen an bestimmten Stellen des Körpers behoben werden. Gerade der letzte Punkt macht Massage Guns, wie sie in den USA heißen, auch so interessant für die breite Masse. Schließlich gilt ein verspannter Nacken- bzw. Schulterbereich mittlerweile als Volkskrankheit – dank langem Arbeiten am Schreibtisch und ständigem Herabschauen auf das Smartphone!
Besonders eignen sich die Massagepistolen aber für Profi- und Freizeitsportler, die damit verschiedene Teile ihres Körpers nach einer harten Trainingseinheit auflockern und so Muskelkater vorbeugen können. Darüber hinaus sollen sie die Durchblutung anregen, verklebte Faszien lockern, Muskeln mobilisieren und nicht zuletzt die Regenerationszeit nach dem Training verkürzen. Manche Sportler benutzen die Geräte auch bereits vor dem Sport zum Aufwärmen ihrer Muskeln.
Wie funktioniert eine Massagepistole?
Und wie funktioniert das Ganze genau? Ganz einfach: Mit gezielten Stößen und Vibrationen – so werden Muskelspannungen gelockert, die Durchblutung und Sauerstoffzufuhr angeregt und letztendlich Selbstheilungsprozesse gefördert. Die Muskeln sind durch die Tiefenmassage sozusagen wieder „wacher“ und somit nicht mehr verhärtet, sondern elastisch. Zum Auslösen der Stöße hält man den Massagekopf einfach auf die entsprechende Körperstelle und drückt den On-Knopf.
Und schon geht es los: Der Aufsatz des Geräts bewegt sich je nach eingestellter Intensitätsstufe sehr schnell nach vorne und wieder zurück und fängt an, zu vibrieren. Dadurch kommt die Massagepistole an tiefliegende Muskeln und Faszien, die mit den Händen nur schwierig zu erreichen sind. Aber Vorsicht: Die Intensität ist selbst auf kleinster Stufe schon recht hoch und nichts für empfindliche Menschen, die sonst eher Wellnessmassagen bevorzugen.
Worauf sollte man beim Kauf achten?
Dank des momentanen Hypes gibt es auf dem Markt derzeit sehr viele Massagepistolen von zahlreichen Herstellern in allen möglichen Preiskategorien. Sie unterscheiden sich vor allem hinsichtlich Größe, Ausstattung und Leistung. Daher sollte man beim Kauf auf bestimmte Kriterien achten:
- Gewicht: Hier gilt: Je leichter, desto besser. Massage Guns sollten ein möglichst geringes Eigengewicht haben, damit der Arm während der Behandlung nicht müde wird. Empfehlenswert sind Modelle unter 1,5 kg.
- Lautstärke: Je leiser die Massagepistole ist, desto angenehmer ist es für alle Beteiligten – am besten sollte das Gerät einen Wert von 50 dB nicht überschreiten. Natürlich steigt die Lautstärke mit höherer Intensität an, doch die neueren Geräte sind von Haus aus sehr leise.
- Akku: Die meisten Massagepistolen im mittleren Preissegment (bis ca. 150 Euro) haben eine Akku-Laufzeit von 3 bis 8 Stunden. Für eine private Nutzung zuhause ist das mehr als ausreichend. Mindestens 30 Minuten sollte aber jeder Akku durchhalten. Bei teuren Profi-Geräten ist der Akku in der Regel austauschbar, sodass zu jeder Zeit ein geladener Ersatz-Akku eingesetzt werden kann.
- Geschwindigkeitsstufen: Im besten Fall hat das Gerät mehrere Geschwindigkeitsstufen. Sobald sich die Muskeln an die Impulse gewöhnt haben, kann das Tempo dann nämlich entsprechend auf die eigenen Bedürfnisse angepasst, also zum Beispiel erhöht werden. Gemessen wird die Leistung übrigens in Perkussionen pro Minute (kurz: PPM).
- Bedienung: Für eine möglichst einfache Bedienung sorgt etwa ein LCD-Display, das nicht nur den Akkustand sowie die Geschwindigkeitsstufe anzeigt, sondern über das gleichzeitig die Geschwindigkeitsstufe ausgewählt werden kann.
- Massageaufsätze: Um unterschiedliche Muskelgruppen zu behandeln, braucht es verschiedene Massageköpfe. Daher sollte eine Massagepistole immer mehrere Wechselaufsätze haben.
Es gibt verschiedene Aufsätze für die Massagepistolen, die bereits im Lieferumfang enthalten sind. Je nach Körperregion wählt man einen der gängigsten vier Massageaufsätze:
Medium (Ball, Standard): Dieser Aufsatz sieht aus wie ein Tennisball und wird deshalb oft ganz einfach Ball genannt. Er gilt als Standard-Aufsatz und kann für jede Muskelgruppe verwendet werden und ist gerade auch für sensiblere Partien die richtige Wahl.
Hammer (Platte): Dieser Aufsatz sieht aus wie eine platte, runde Scheibe: Er ist vorne gerade und großflächig. Damit lassen sich vor allem große Muskelgruppen – beispielsweise die an den Oberschenkeln oder am Po – massieren sowie auch Faszien glätten. Dabei arbeitet der Aufsatz eher sanft und oberflächlich, weshalb er sich gut für Anfänger eignet.
Fork (Gabel): Der Gabelkopf kommt besonders am Rücken zum Einsatz, weil er durch seine Formgebung die Wirbelsäule ausspart und dadurch die umliegenden Muskelstränge besser erreicht. Auch verspannte Waden oder der Bereich um die Achillessehne können damit gut massiert werden.
Bullet (Kugel, Daumen): Mit dem kugelförmigen und relativ kleinen Aufsatz für Massagepistolen ist es möglich, Triggerpunkte und Verhärtungen in tieferliegenden Gewebeschichten zu massieren.
Für wen sind Massagepistolen geeignet?
Grundsätzlich eignen sich Massagepistolen für jeden, der unter Verspannungen und Muskelschmerzen leidet. Besonders Kraftsportler haben öfters Muskelkater nach dem Training – hier können die Geräte gut Abhilfe schaffen. Aber auch Personen, die sehr lange im Büro oder Home-Office am Schreibtisch sitzen, profitieren von Massage Guns.
Bei extremen Belastungen ist allerdings Vorsicht geboten: Nach intensiven Ausdauereinheiten, also etwa bei einem Marathonlauf, sollte eine sanftere Methode gewählt werden – also zum Beispiel eine klassische Wellnessmassage. Des Weiteren sollten Schwangere, Personen mit Bandscheibenvorfällen, Diabetes, Herzkrankheiten, Durchblutungsstörungen oder Tumorstellen sowie Menschen mit Metallplatten bzw. Schrauben in den Knochen, künstlichen Gelenken oder Herzschrittmachern die Massagepistolen nicht verwenden. Manche Physiotherapeuten empfehlen die Geräte sogar nur Profisportlern, die ihren Körper gut kennen, sowie Physiotherapeuten und Chiropraktikern, die damit ihre Behandlung ergänzen können. Laien sollten hingegen vorsichtig sein, weil sie bei falscher Benutzung Muskelschäden riskieren würden.
Wie wendet man eine Massagepistole richtig an?
Deshalb ist es umso wichtiger, die Massagepistole auch richtig anzuwenden. Zunächst sollte natürlich der entsprechende Aufsatz gewählt werden, doch dann kann es auch schon losgehen: Man sollte die Massagepistole langsam über die betroffene Körperstelle bewegen, dabei Kreise oder Linien ziehen und sie nicht auf einer Stelle verwenden. Das Ganze sollte man ungefähr 15 bis 20 Sekunden lang tun – wird eine Stelle zu lange massiert, könnte das Muskelgewebe überreizen und sich entzünden. Viele Hersteller liefern auch ein Handtuch mit, das beim Massieren zwischen Pistole und Muskel gelegt wird.
Zusätzlich sollte man nicht auf der Wirbelsäule oder direkt auf den Knochen und die Gelenke massieren, sondern lediglich die Weichteile behandeln. Am besten beginnt man mit einer niedrigen Geschwindigkeitsstufe und probiert aus, mit welcher Intensität man am besten zurechtkommt. Gerade Anfänger sollten es langsam angehen lassen. Pro Woche reichen zwei bis drei Anwendungen, pro Muskelgruppe sollten es etwa fünf Minuten Behandlungszeit sein, um die gewünschten Effekte zu erreichen. Ist nach den ersten Anwendungen keine Besserung zu spüren, sollte man sich in professionelle Hände begeben.
Ein Tipp: Wer sich an Stellen massieren möchte, die schwer zu erreichen sind – also etwa im Rückenbereich – der kann eine andere Person, beispielsweise den Partner um Hilfe bitten. Dadurch ist die Massage nicht nur effektiver, sondern auch deutlich entspannter.
Weitere Tipps und Alternativen
Doch wann genau kann eine Massage Gun zum Einsatz kommen? Hier wird zwischen drei Anwendungsformen unterschieden:
1. Vor dem Training: Um die Muskulatur vor dem Sport zu lockern und aufzuwärmen, bietet sich eine sanfte Massage der entsprechenden Muskelgruppen an (ca. 2 bis 3 Minuten pro Muskel) – das regt die Durchblutung an und bereitet den Körper auf die Einheit vor.
2. Nach dem Training: Damit die Muskeln nach einem anstrengenden Workout wieder entspannen, kann eine kurze und intensive Muskelmassage sinnvoll sein, die außerdem zu einer Verkürzung der Regenerationsphase führen kann.
3. Bei Muskelkater und Schmerzen: Gerade bei intensivem Krafttraining wird die Muskulatur schnell überreizt und schmerzt. Hier kann eine Massagepistole Abhilfe verschaffen, weil ganz gezielt Schmerzpunkte anvisiert und punktuell behandelt werden können.
Es gibt übrigens auch Alternativen zur Massagepistole: Dazu zählen etwa Hals- bzw. Nackenhängematten, Massagekissen (oftmals mit Wärmefunktion) sowie auch Sitzauflagen mit Massagefunktion. Letztere eignen sich zum Beispiel sehr gut, wenn weniger eine punktuelle Behandlung von Muskeln gewünscht ist und stattdessen eine gesamte Entspannung – beispielsweise des Rückenbereichs – im Vordergrund steht.
Welches Modell ist das richtige für mich?
Soll es dann aber doch die Massagepistole sein, stellt sich noch die Frage nach dem besten Modell. Dafür haben wir in unserer Tabelle insgesamt sieben Modelle miteinander verglichen. Preislich liegen die meisten Massage Guns im Bereich zwischen 100 und 200 Euro – wer sich ein echtes Premium-Produkt gönnen möchte, ist mit der Theragun Prime für 300 Euro gut aufgehoben. Das Modell ist so leise wie eine elektrische Zahnbürste, garantiert aber trotzdem eine leistungsstarke Behandlung und kommt mit einem sehr schlichten Design daher. Zudem kann über Bluetooth eine Verbindung zur entsprechenden App hergestellt werden, um personalisierte Wellness-Routinen basierend auf den eigenen Verhaltensweisen und Vorlieben anzuzeigen.
Für Profisportler empfiehlt sich wiederum die Renpho Pro, da sie eine sehr schonende und gleichzeitig gezielte Behandlung der Muskeln durch die stufenweise Drehzahlentwicklung und die titanlegierten Massageköpfe ermöglicht. Aufgrund der Leistungsstärke (laut Hersteller-Angaben bis zu 90 Prozent stärker als andere Marken!) wird diese Massagepistole für Kinder sowie ältere Menschen nicht empfohlen – sie sind beispielsweise mit der Beurer MG 180 Massage Gun besser bedient. Die Massagepistole für 170 Euro ist mehr für den Alltag und grundsätzliche Verspannungen geeignet, da sie eher unkompliziert in ihrer Bedienung ist. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet außerdem das Modell von OxaOxa, das trotz eines vergleichsweise geringen Preises überdurchschnittlich viele Geschwindigkeitsstufen und insgesamt zehn Massageköpfe aufweist.
FAZIT:
Sie sind das perfekte Tool für Kraftsportler und Vielsitzer: Massagepistolen werden als therapeutische Helfer zur Tiefenmassage angewandt. Durch gezielte Stöße und Vibrationen werden Muskelspannungen gelockert, die Durchblutung angeregt und Selbstheilungsprozesse gefördert. Die Massagepistolen haben verschiedene Geschwindigkeitsstufen sowie spezifische Aufsätze, die sich für bestimmte Körperregionen besonders gut eignen. Beim Kauf sollte man vor allem auf die Faktoren Gewicht, Lautstärke, Akku und Bedienbarkeit achten. | Text: Vera Mergle