Mehrere Generationen unter einem Dach

Mutter, Vater, Kind - Oma und Opa auch!

Was früher ganz normal war, ist heute eine recht ungewöhnliche Art zu wohnen: Wenn mehrere Menschen jeden Alters unter einem Dach leben, bedeutet das in erster Linie Entlastung und entspannteres Wohnen. Doch was genau ist mit dem Begriff Mehrgenerationenwohnen gemeint? Was kostet diese Art zu leben und welche Vor- und Nachteile hat sie?

Mehrgenerationenhaus oder Mehrgenerationenwohnen?

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten dieser Form des Wohnens. Zum einen gibt es das Mehrgenerationenhaus, das laut Bundesfamilienministerium ein offener Treffpunkt ist, an dem sich Menschen aus der Nachbarschaft treffen können. Das Haus ist aber nicht nur Treffpunkt für Senioren, Kleinkinder und Leute jeden anderen Alters, es gibt dort auch verschiedene Angebote wie Krabbelgruppen, Weiterbildungskurse oder Hausaufgabenbetreuung.
Mehrgenerationenhäuser stehen also allen Menschen offen – unabhängig von Alter oder Herkunft. Jeder ist willkommen. Der generationenübergreifende Ansatz gibt den Häusern ihren Namen: Jüngere helfen Älteren und umgekehrt. Nahezu überall in Deutschland gibt es Mehrgenerationenhäuser. Bundesweit nehmen rund 550 Häuser am gleichnamigen Bundesprogramm teil.
Zum anderen gibt es das klassische Mehrgenerationenwohnen, was bedeutet, dass Eltern oder Großeltern mit Kindern und Enkeln oder guten Freunden aus mehreren Generationen unter einem Dach wohnen – das ist zwar auch ein Mehrgenerationenhaus, aber eben in einem anderen Sinne.

Das Konzept – was steckt dahinter?

Beim Mehrgenerationenwohnen leben Paare, Familien und Singles jeweils in ihrer eigenen Wohnung, sind aber doch (fast) jederzeit ansprechbar und unterstützen sich gegenseitig – oft gibt es auch einen Gemeinschaftsraum im Haus. Tatsächlich gibt auch eine ganze Reihe erfolgreicher Wohnprojekte. Die Umsetzung dieser Idee ist gar nicht so einfach, schließlich müssen viele unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden.
Das Mehrgenerationenwohnen verfolgt dabei wie das Mehrgenerationenhaus dasselbe Prinzip: Die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt. Das kann nicht nur aufgrund verschiedener Interessen und Lebensstile sehr schwierig in der Umsetzung sein. Es gibt mehrere Punkte, die man beim Konzept Mehrgenerationenwohnen beachten muss. In erster Linie geht es um die Bewohner: Wer macht eigentlich mit? Passen die Menschen trotz ihrer (beabsichtigten) Unterschiedlichkeit zusammen? Zum anderen ist natürlich das Wohnobjekt wichtig, die Größe des Hauses beziehungsweise der Wohnanlage ist genauso von Bedeutung wie die Lage. Neben den Kosten ist auch wichtig, dass es klare Regeln im Haus gibt – Pflichten und Verantwortungen müssen eingehalten werden, wenn so viele Menschen zusammenwohnen.
Es kann sich für Familien natürlich lohnen, gemeinsam eine eigene Immobilie zu kaufen und darin zusammen zu wohnen. Zwar müssen die Mieteinnahmen versteuert werden, aber die Kinder können als Eigentümer auch alle Aufwendungen, die mit Erwerb und Instandhaltung der vermieteten Wohnung anfallen, als Werbungskosten absetzen. Übersteigen diese Werbungskosten die eingenommene Miete, können diese Kosten als Verluste bei der Steuer geltend gemacht werden. Abzugsfähig sind dabei Kosten wie Kreditzinsen, Renovierungsmaßnahmen oder auch Betriebskosten.
Wem der Kauf eines Hauses zu riskant ist, der kann sich auch ein bereits renoviertes, barrierefreies Haus suchen. In vielen Städten gibt es inzwischen Häuser und Wohnanlagen, in denen mehrere Generationen gemeinsam wohnen. Oft steht hinter solchen Wohnprojekten eine Genossenschaft, die den Bau oder Umbau plant und sich auch um die Verwaltung und ökologische Ziele kümmert.

Vorteile

Durch die eigenen Wohnungen bewahren sich alle Parteien ihre Unabhängigkeit, Senioren sind nicht auf die tägliche Hilfe von fremden Personen angewiesen, sondern werden von Mitbewohnern zum Beispiel beim Einkaufen oder Kochen unterstützt und können dadurch länger zuhause wohnen bleiben. Dies ist auch kostengünstiger, als die Unterbringung in einer speziellen Einrichtung. Umgekehrt haben auch die jüngeren Bewohner einen Vorteil: Berufstätige Eltern können ihre Kinder zur Betreuung zu der älteren Generation bringen und haben keinen langen Anfahrtsweg.

Nachteile

Wie in jeder Familie oder Wohngemeinschaft gibt es natürlich auch bei diesem Projekt ein Konfliktpotential durch die räumliche Nähe. Besonders betroffen ist dabei die mittlere Generation, die es sowohl der älteren als auch der jüngeren Altersgruppe recht machen möchte und dabei sich selbst vergisst. Zudem kann der eigentliche Vorteil, dass Senioren länger zuhause bleiben können, dazu führen, dass nötige professionelle Pflege nicht in Anspruch genommen wird.