Memmingen soll „Fahrradfreundliche Kommune“ werden

Unabhängige Kommission lobt Engagement für den Radverkehr

Die Stadt Memmingen hat ihren Radfahrerinnen und Radfahrern mehr zu bieten als viele andere Kommunen und darf sich künftig „Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ nennen. Zu diesem Schluss kam eine Bewertungskommission mit Vertreterinnen und Vertretern des bayerischen Ministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, des ADFC-Landesverbands und der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) bei einer umfangreichen Bewertung in Memmingen.

Bevor der Titel jedoch verliehen wird, muss das bereits fertig erarbeitete Radverkehrskonzept noch vom Stadtrat beschlossen und die Reihenfolge der zu verwirklichenden Ziele priorisiert werden, erklärte die Vorsitzende der Bewertungskommission, Susanne Lender-Cassens, 2. Bürgermeisterin der Stadt Erlangen und stellvertretende AGFK-Vorsitzende, im Rathaus. „Wir haben heute viel, viel Gutes in Memmingen gesehen. Sie fördern den Radverkehr auf vielerlei Weise“, betonte Lender-Cassens.

„In den vergangenen Jahren haben wir viel überlegt und viel getan, um das Radfahren in Memmingen noch attraktiver zu machen. Wir sind jetzt schon bei einem Radverkehrsanteil von 25 Prozent am Straßenverkehr im gesamten Stadtgebiet. Darauf können wir stolz sein“, erklärte Oberbürgermeister Manfred Schilder. „Bis zum Jahr 2025 wollen wir einen Anteil der Radfahrenden von 30 Prozent erreichen“, formulierte er ein konkretes Ziel für das gesamte Stadtgebiet.
 
„Eine fahrradfreundliche Kommune zu sein, ist kein Status, sondern ein Prozess, an dem immer weitergearbeitet werden muss“, betonte Stadtrat und Landtagsabgeordneter Klaus Holetschek. Der Freistaat Bayern unterstützt die AGFK jährlich mit 250.000 Euro.
 
Die Stadt wurde vor vier Jahren bereits ein erstes Mal von einer Fachgruppe besucht und stellte sich in der Folge den aufgezeigten Verbesserungsvorschlägen und den strengen Prüfkriterien der AGFK, die es zu erfüllen gilt, um die Auszeichnung zu erhalten. Radverkehrsbeauftragter Urs Keil vom städtischen Tiefbauamt stellte dem Prüfungsgremium die Ziele der Stadt vor und erläuterte, was sich in den vergangenen Jahren getan hat. „Infrastrukturell sieht es in Memmingen ganz gut aus. Wir müssen durch besseren Service und Informationen die Begeisterung fürs Radfahren bei den Menschen fördern.“
 
Während einer zweistündigen Fahrradexkursion durch Memmingen überzeugte sich das Bewertungsgremium von den aktuellen Bedingungen für die Radfahrenden. Beschilderungen, Radwege, Fahrradstraßen, Unterführungen und Fahrradstellplätze wurden begutachtet und diskutiert. Gelobt wurden unter anderem durchgängig gute Übergänge der Radwege auf die Straße, Fahrradstraßen, für Fahrradfahrende geöffnete Einbahnstraßen, Diensträder der Stadtverwaltung, eine monatliche Verkehrsschau und die enge Zusammenarbeit von Verwaltung, Polizei und ADFC oder auch laufende Aktionen wie die Beschilderung „Geisterradler“. Verbesserungsmöglichkeiten sah das Gremium in einem Austausch älterer Fahrradständer, der so genannten Felgenklemmer, durch Anstellbügel für Fahrräder oder auch in der Einrichtung einer Arbeitsgruppe Radverkehr mit Vereinen und Verbänden. „Unser Ziel ist es, in einen guten Austausch mit der Kommune zu kommen und auch einen hilfreichen Blick von außen auf die Stadt zu werfen“, betonte Susanne Lender-Cassens. Neben einer Anerkennung der bisherigen Leistung soll die Auszeichnung ein Ansporn sein, sich weiter für den Radverkehr zu engagieren.
 
Im Februar 2012 haben sich in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern e.V. 38 bayerische Kommunen zusammengeschlossen – auch Memmingen war Gründungsmitglied -, um den Radverkehr in Bayern gemeinsam voranzubringen. Bis 2019 ist die Zahl der Mitgliedskommunen auf 74 angewachsen, 17 davon sind derzeit als „Fahrradfreundliche Kommune“ in Bayern zertifiziert. Städte, Gemeinden und Landkreise, die sich um diesen Titel bewerben, werden von einer unabhängigen Kommission beraten und bewertet – das erstreckt sich in der Regel über mehrere Jahre.