Israelische Offiziere: Auf jeden getöteten Hamas-Kämpfer kommen zwei getötete Zivilisten
Beim Militäreinsatz gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen sind nach Angaben zweier hochrangiger israelischer Offiziere für jeden getöteten Hamas-Kämpfer zwei Zivilisten getötet worden. Dieses Verhältnis sei "nicht gut", die Ausnutzung von Zivilisten als menschliche Schutzschilde sei aber Teil der "grundlegenden Strategie" der Hamas, sagte einer der beiden Militärvertreter, die nicht namentlich genannt werden wollten, am Montag in einem Gespräch mit Journalisten.
Es sei zu hoffen, dass sich die Anzahl der getöteten Zivilisten im Verhältnis zu getöteten Kämpfern im weiteren Verlauf der Kämpfe im Gazastreifen "erheblich" verbessere, sagte ein Offizier weiter. Auf Informationen angesprochen, denen zufolge 5000 Hamas-Kämpfer getötet worden seien, erklärte einer der Offiziere, diese Zahl sei "mehr oder weniger exakt".
Die israelische Armee sei indes bemüht, die Zahl der zivilen Opfer so gering wie möglich zu halten, sagten die Offiziere weiter. So verwende das Militär eine hoch entwickelte Kartensoftware, die auf Grundlage von Mobiltelefonsignalen, Luftüberwachung und mithilfe künstlicher Intelligenz erfasse, wie viele Menschen sich in unterschiedlichen Gebieten des Gazastreifens aufhielten.
Zudem gehe das Militär im Süden des Gazastreifens, wo sich die Bevölkerung fast verdoppelt habe, "viel genauer vor" und nehme sich "viel mehr Zeit", um die Zivilbevölkerung wirksam zu warnen.
Am Montag bescheinigte auch US-Außenministeriumssprecher Matthew Miller der israelischen Armee, nunmehr präziser vorzugehen. Es würden "deutlich genauere Evakuierungsanordnungen" vorgenommen, sagte Miller. Washington hoffe daher, dass im Süden des Gazastreifens deutlich weniger Menschen vertrieben würden als im Norden.
Zuletzt hatte Israel im Krieg gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas seinen Einsatz im Gazastreifen deutlich ausgeweitet und war laut Augenzeugen unter anderem mit Dutzenden Panzern und Truppentransportern in den Süden des Gebiets vorgedrungen.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert inzwischen bereits mehr als acht Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt.
Als Reaktion begann Israel mit den massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.900 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, die meisten von ihnen Zivilisten.
© 2023 AFP