Verschollenes Klimt-Gemälde taucht wieder auf und soll in Wien versteigert werden

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Das Gemälde "Bildnis Fräulein Lieser"Bild: APA/AFP / ROLAND SCHLAGER

Ein jahrzehntelang verschollenes Gemälde des österreichischen Malers Gustav Klimt ist in einer privaten Sammlung wieder aufgetaucht und könnte nun für einen zweistelligen Millionenbetrag versteigert werden. Das "Bildnis Fräulein Lieser" aus dem Jahr 1917, eines der Spätwerke des Künstlers, wurde am Donnerstag in Wien nach fast 100 Jahren erstmals wieder öffentlich gezeigt.

Das gut erhaltene Porträt einer dunkelhaarigen Frau vor rotem Hintergrund entstand als Auftragsarbeit einer reichen jüdischen Familie und war zum letzten Mal während einer Ausstellung in Wien im Jahr 1925 zu sehen gewesen, wie ein einziges Schwarz-Weiß-Foto dokumentiert.

Als letzte Besitzerin des Gemäldes identifizierte das Foto die Jüdin Henriette Lieser. Sie war trotz der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Wien geblieben und wurde 1942 deportiert und ein Jahr später im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Das unvollendetes Porträt tauchte wieder öffentlich auf, als sich der aktuelle Besitzer vor seiner Erbschaft juristisch beraten ließ. Trotz umfangreicher Recherchen sei unklar geblieben, wie die jetzigen Eigentümer in den 1960er Jahren in den Besitz des Kunstwerks gekommen seien, sagte der Kunstexperte Ernst Ploil vor Journalisten. "Es gibt eine Lücke zwischen 1925 und den 1960er Jahren."

Dafür, dass das Gemälde während des Zeiten Weltkriegs illegal von den Nazis konfisziert wurde, gibt es laut dem Kunstexperten keine Belege.

Das Kunstwerk soll nun am 24. April im Namen der bisherigen österreichischen Eigentümer und der Rechtsnachfolger der Familie Lieser in Österreich versteigert werden. Laut dem Auktionshaus Kinsky könnte das Gemälde des 1918 verstorbenen Klimt für bis zu 70 Millionen Euro unter den Hammer kommen.

Im Juni 2023 hatte Klimts "Dame mit Fächer" bei einer Versteigerung des Londoner Auktionshauses Sotheby's einen Rekordwert von mehr als 86 Millionen Euro erzielt.

Bevor nun auch das lang verschollene "Bildnis Fräulein Lieser" unter den Hammer kommt, soll es noch in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien und Hongkong ausgestellt werden.