Paritätischer Wohlfahrtsverband vermittelt Freiwilligendienste im Allgäu

Ein Jahr der Orientierung

„Ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr ist für die Freiwilligen in  jeder Hinsicht ein Zugewinn. Die Menschen, die sich in verschiedenen sozialen oder ökologischen Lebensbereichen engagieren, berichten häufig, dass vor allem sie selbst von ihrem FSJ/FÖJ profitiert haben“, sagt Robin Terhaag, Gruppenleiter vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Kempten. Der DPWV bietet ein Beratungs- und Vermittlungsangebot für Privatpersonen jeden Alters, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren möchten. 

cropped-1684842567-bildschirmfoto-2023-05-23-um-13.48.57
Bild: stock.adobe
Die Idee von Freiwilligendiensten geht zurück auf Ansätze der evangelisch-lutherischen und katholischen Kirche. 1954 rief der spätere Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Hermann Dietzfelbinger, junge Menschen dazu auf, ein Jahr ihres Lebens einem Dienst an anderen zur Verfügung zu stellen. Dieses „diakonische Jahr“ legte den Grundstein zu allen folgenden Freiwilligendiensten. 1987 entstand das Freiwillige Ökologische Jahr, das es Interessierten ermöglicht, auch im Bereich Umweltschutz aktiv zu werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen 
Die Rahmenbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr, das FSJ, sind im Jugendfreiwilligendienstgesetz (FSJ-Gesetz) niedergelegt. Die Einsatzbereiche liegen sämtlich im sozial-karitativen oder gemeinnützigen Bereich. Das FSJ-Gesetz wurde vor einigen Jahren neu gefasst und die Einsatzbereiche erweitert. Ein FSJ kann man seither auch in den Bereichen Sport, Denkmalpflege, Politik und Kultur absolvieren. 

Die Haupttätigkeitsfelder im FSJ liegen jedoch immer noch im sozialen Bereich. Konkret können dies Tätigkeiten in gemeinwohlorientierten Einrichtungen wie der der Kinder- und Jugendhilfe, Wohlfahrts-, Gesundheits- und Altenpflege und Behindertenhilfe sein. Für eine Tätigkeit im Rahmen des FSJ und des FÖJ sollten Interessierte die Vollzeitschulpflicht vollendet haben und dürfen nicht älter als 27 Jahre sein. Ein Schulabschluss oder abgeschlossene Berufsausbildung ist nicht erforderlich. 

In der Regel dauert ein FSJ/FÖJ ein Jahr, es gibt aber auch die Möglichkeit den Dienst auf 6 bis 18 Monate anzulegen. Weitere Leistungen wie Unterkunft, Verpflegung, Arbeitskleidung, Fahrtkosten beziehungsweise Geldersatzleistungen geschehen seitens des Trägers freiwillig oder sind Verhandlungssache. 

Der Träger übernimmt Pflichtbeiträge zur Sozial- und Haftpflichtversicherung. Obwohl ein Freiwilligendienst rechtlich gesehen kein Arbeitsverhältnis darstellt, hat der Freiwillige eine Rechtsstellung ähnlich einem Auszubildenden. 

Es lohnt sich!
Freiwilligendienste sind eine Zeit der Orientierung. Junge Menschen eröffnet sich die Gelegenheit, sich zu orientieren, die freiwilligen Tätigkeiten eröffnen Perspektiven und stellen ein Zugewinn für die Gesellschaft dar. Freiwillige übernehmen wichtige Aufgaben, die ihnen Selbstvertrauen und Souveränität geben. Gerade für junge Menschen, bei denen es mit dem gewünschten Ausbildungsplatz oder dem Studienbeginn nach Schulabschluss nicht sofort klappt, sind die Freiwilligendienste eine sinnvolle Sache, denn diese werden unter anderem sowohl von Arbeitgebern wie Hochschulen bei einer Bewerbung positiv bewertet. 

Die Freiwilligendienste bieten zudem die Möglichkeit, das echte Leben kennenzulernen, einen Arbeitsalltag zu erleben und sie geben Einblicke in bisher unbekannte Lebensbereiche. Schlüsselkompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstorganisation, Pünktlichkeit und Disziplin werden trainiert und vertieft. All das hilft später zum Beispiel bei der Berufswahl aber auch grundsätzlich im Leben. 

Mehr Informationen: Paritätische Freiwilligendienste Kempten | Schuhmacherin 15 | 87435 Kempten | Tel. 0831-570184910

Amelie Reil, FSJ in der Krippe St.Anna in Kempten:
„Ich habe mich für den Freiwilligendienst entschieden, weil ich ein Jahr zum Überbrücken bis zu meinem Auslandsjahr benötigt habe. Das FSJ schien mit hierfür die beste Option, weil mir die Arbeit mit Kindern schon immer Spaß gemacht hat und ich für das AuPair Jahr sowieso Kinder-Betreuungsstunden benötigt habe. Ich bin jetzt seit über sieben Monaten in meiner Einsatzstelle, einer Krippe, und freue mich täglich, an der Entwicklung der 1 bis 3-Jährigen teilhaben zu können. Aus dem FSJ nehme ich auf jeden Fall die Sicherheit mit, auch später mit Kindern zusammen zu arbeiten. Ich kann es jedem nur empfehlen, ein FSJ zu machen, weil man sich sozial engagieren, sich dabei persönlich weiterentwickeln und beruflich orientieren kann.“

Interview mit dem Leiter der Freiwilligen Dienste Kempten (Allgäu und Schwaben) Robin Terhaag
 
TRENDYone: Welche Vorteile bieten die Freiwilligendienste, aus Sicht der Träger/Anbieter sowie der Freiwilligen?
Robin Terhaag: Die Freiwilligendienste bieten jungen Menschen die Möglichkeit für 6-18 Monate in eine soziale Einrichtung einzutauchen und sich dort ein genaues Bild des jeweiligen Tätigkeitsfeldes zu schaffen. Als Träger oder Einsatzstelle profitieren wir nicht nur von der unterstützenden Arbeit, die die Freiwilligen in den verschiedenen Einrichtungen leisten, sondern auch davon, dass sich viele junge Menschen anschließend auch in diesem Arbeitsbereich ausbilden lassen bzw. eine entsprechende Studienrichtung wählen.
 
Wie groß ist das Interesse an Freiwilligendiensten im Allgäu?
Das Interesse an einem Freiwilligendienst im Allgäu ist in den letzten Jahren sehr groß gewesen und so konnten wir viele junge Menschen an Einsatzstellen vermitteln. In diesem Jahr kämpfen auch die Einsatzstellen um Freiwilligendienstleistende. Der Ausbildungsmarkt ist sehr attraktiv, daher haben wir aktuell noch viele spannende Einsatzstellen unbesetzt.
 
Wer interessiert sich für diese Freiwilligendienste und aus welchen Motiven?
Die Bewegungsgründe einen Freiwilligendienst zu machen sind so bunt, wie die Einsatzstellen, die wir vertreten. Das beginnt z.B. bei einem jungen Mann, der noch keine Idee hat, welchen Beruf er wählen möchte, zu einer Bewerbung einer jungen Frau, die klar Medizin studieren möchte und dafür Praxismonate benötigt oder vielleicht war es auch der Abbruch einer Ausbildung/eines Studiums. Manchmal ist es die Idee der Eltern und manchmal möchte ein junger Mensch einfach mal arbeiten, ohne zu lernen.
 
Welche Bereiche sind besonders gefragt, welche eher weniger?
Aktuell befinden wir uns in der Bewerbungsphase und in diesem Jahr sind die Krankenhäuser, die Ergotherapie, Werkstätten für Menschen mit Behinderung und Grundschulen sehr beliebt. Das ändert sich oft von Jahr zu Jahr. Im vergangenen Jahr waren die Kindergärten und Krippen sehr gefragt, wo wir aktuell noch viele freie Plätze haben. Am wenigsten wird nach Einsatzstellen im psychiatrischen Bereich gefragt, wobei das einer der interessantesten Arbeitsbereiche ist.