Polygamie - Vorurteile und Realität
Bewusstes Eingehen einer Vielehe oder reine Duldung?
Jeder hat schon mal „Polygamie“ gehört, doch keiner weiß so recht, was sich tatsächlich hinter diesem Begriff verbirgt. Polygamie ist eine Form der Vielehe, die es Personen ermöglicht, ihre Liebe mit mehr als nur einer weiteren Person auszuleben. Das Eingehen der Vielehe ist in vielen Ländern ein sehr umstrittenes Thema, da diese Form der Ehe gesellschaftlich nicht überall akzeptiert wird. Welche Beweggründe hinter den Vertretern der Polygamie stecken, wie die Vielehe in diversen Kulturen aussieht und wie die Rechtslage in Deutschland ist, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Was genau bedeutet Polygamie?
Polygamie ist eine Form der Vielehe bzw. eine eheähnlichen Partnerschaft, die es sowohl Männern als Frauen erlaubt, mit mehreren Partnern gleichzeitig verheiratet zu sein. Dabei unterscheidet und unterteilt man Polygamie in folgende Kategorien: Polygynie, Polyandrie sowie Polygynandrie. Polygynie heißt nichts anderes als dass ein Mann eine Vielehe mit mehreren Frauen eingehen kann. Bei der Polyandrie hingegen führt die Frau eine Vielehe mit einer gewissen Anzahl an Männern und zu guter Letzt wird bei der Polygynandrie eine Gruppenehe mit diversen Personen eingegangen. Damaliger Ausgangspunkt der Vielehe war, dass ein Geschlecht nur mehrere Ehepartner haben kann, wenn es die Rolle des Familienernährers einnehmen kann.Verbot der Vielehe in Deutschland
Schon allein das Eingehen einer zweiten Ehe oder auch „Bigamie“ genannt ist in Deutschland nach § 1306 BGB unzulässig und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden. Eine weitere Ehe nach einer Scheidung wird aber gleichwohl als rechtlich wirksam behandelt, wenn sie nicht durch das Urteil des Familiengerichtes aufgehoben wird. Durch das Verbot der Vielehe soll nämlich das Bestehen mehrerer formal gültiger Ehen vermieden werden. Das jedoch hierbei auftretende Problem ist, dass z.B. eine verheiratete Person im Ausland seine Erstehe verschweigen kann und somit eine weitere Heirat in Deutschland ohne das Wissen Dritter eingehen kann.Polygamie in weiteren Kulturen
Jede Form der Polygamie ist in den westlichen Kulturen verboten. So regeln z.B. Gesetze in den USA oder der Schweiz, dass keine weitere Ehe eingegangen werden darf. Hierbei werden überwiegend Werte vertreten, die der Monogamie (Einehe) entsprechen. Die westlichen Gesellschaften sind genau auf dieses Familienmodell aufgebaut. Anders ist es z.B. in Afrika: Dort ist Polygamie nichts Ungewöhnliches und wird vom Land ohne jegliche Beschränkungen der Lebensart akzeptiert. Problem hierbei ist aber, dass die Anzahl der Partner nicht fest geschrieben ist, sondern bis ins unendliche gehen kann. So hatte z.B. der damalige König Sobhuza II im Königreich Swasiland im südlichen Afrika um die 120 Ehefrauen. Im Islam ist die Vielehe in Bezug auf Polygynie ebenfalls erlaubt jedoch auf vier Frauen beschränkt. Um eine Heirat mit vier Frauen eingehen zu können, muss der Mann jeder seiner Ehefrauen einen eigenen Haushalt sowie ein gewisses Vermögen zur Verfügung stellen. Die Frauen leben meist getrennt in eigenen Zimmern oder sogar Wohnungen und pflegen keinen Kontakt untereinander. Außerdem untersagen gesetzliche Regelungen den Männern, die nicht jeder ihrer Frauen einen eigenen Haushalt zur Verfügung stellen können, die Vielehe.Beweggründe zur Polygamie
Personen, die die Polygamie selbst leben und unterstützen sind der Meinung, wenn mehrere Menschen ein familiäres Zusammenleben führen wollen und alle Beteiligten diese Beziehung(en) freiwillig sowie wissentlich eingehen, dem nichts im Weg stehen sollte. Für sie ist die Vielehe ein Menschenrecht. Ihr Verbot in der westlichen Gesellschaft ist eine Einschränkung in ihrer Lebensqualität. Eine polygame Beziehung unter gleichberechtigten Partnern, die von allen Beteiligten freiwillig eingegangen ist, dient dazu, seine Sexualität frei ausleben zu können ohne dabei jemandem Schaden zuzufügen. Hierbei soll auch das Fremdgehen vorgebeugt werden. Denn laut einigen Erklärungen dient die Zulassung der Polygamie als Schutz des Mannes vor einem Ehebruch, da die Psychologie gezeigt habe, dass Männer eher intimen Kontakt zu mehreren Frauen haben als andersherum.Text: Olga Maschinskij