Tausende Schweden demonstrieren gegen Impfpasspflicht bei größeren Veranstaltungen

Tausende Menschen haben in Schweden gegen die Corona-Impfpasspflicht für bestimmte Veranstaltungen demonstriert. In der Hauptstadt Stockholm zogen am Samstag etwa 9000 Demonstranten zu dem zentralen Platz Sergels Torg und riefen "Nein zu den Impfpässen, Ja zur Freiheit". Die Kundgebung wurde von einer Gruppe organisiert, die sich selbst Freiheitsbewegung nennt. Einige Teilnehmer trugen Kennzeichen extremistischer Gruppen wie der Neo-Nazi-Gruppe NMR.

Schwedens Sicherheitspolizei Sapo hatte vorab vor dem Aufmarsch von Neo-Nazis bei den Protesten gegen den Corona-Impfpass gewarnt. Einige der Demonstranten in Stockholm waren vermummt, außerdem wurden rote Leuchtraketen gezündet.

Nach Angaben der Polizei gab es aber keine gewaltsamen Zusammenstöße. Wegen der Proteste hatten am Samstag vorsorglich mehrere Corona-Impfzentren in Stockholm früher geschlossen. Eine weitere Demonstration der Impfpassgegner mit etwa 1500 Teilnehmern fand in Göteborg, der zweitgrößten Stadt des Landes, statt.

Die Corona-Impfpasspflicht war am 1. Dezember in dem skandinavischen Land eingeführt worden. Seit dem 12. Januar müssen Teilnehmer von Veranstaltungen in Innenräumen mit mehr als 50 Menschen eine vollständige Corona-Impfung nachweisen.

"Wir müssen in der Lage sein, selbst zu entscheiden, was wir mit unseren Körpern tun wollen", sagte die 30-jährige Demonstrantin Julia Johansson bei der Kundgebung in Stockholm mit Blick auf die Corona-Impfung. Die 35-jährige Aida Begovic klagte über einen Impfzwang: "Egal, wie oft gesagt wird, dass es keine Voraussetzung ist, ist es das doch, wenn Du sonst Deine Rechte in der Gesellschaft verlierst."

Wie viele andere Länder kämpft Schweden derzeit mit einem deutlichen Anstieg der Corona-Neuinfektionen. In der vergangenen Woche wurden rund 40.000 Neuansteckungen täglich gemeldet. Mehr als 83 Prozent aller Schweden ab zwölf Jahren sind vollständig gegen Corona geimpft.

Zu Beginn der Pandemie hatte Schweden international Aufsehen erregt, weil dort anders als in zahlreichen anderen Ländern kein Lockdown und keine Schulschließungen verhängt wurden. Auch die Maskenpflicht wurde in Schweden nicht so weitgehend angewendet wie in anderen Staaten. Die Regierung setzte vielmehr auf die Einschränkung der sozialen Kontakte und Heimarbeit. Zusammenkünfte wurden eingeschränkt, die Öffnungszeiten von Lokalen verkürzt und Besuche in Alten- und Pflegeheimen untersagt.

Die Corona-Todesrate in Schweden liegt mit rund 15.600 Fällen bei 10,3 Millionen Einwohnern im europäischen Durchschnitt. Sie ist allerdings deutlich höher als in den Nachbarländern Norwegen, Finnland und Dänemark.