So funktioniert die Beziehung im Büro

Verliebt am Arbeitsplatz

Ein süffisantes Quietschen schalmeit über den Büroflur. Kollege Y scheint wieder in einem dezenten Versuch zu Kollegin X herüber gerollt zu sein, um die Einkaufsliste für das gemeinsame Abendessen zu besprechen.

Auch Sie kennen mittlerweile den Ernährungsplan des neuen Büropaares. Im Kühlschrank ist der Inhalt wie immer beschriftet, damit es unter den Kollegen keinen Streit gibt. Doch die Post-it’s „Hasi“ und „Bomba“ sind neu. Sie fahren den Rechner runter. Ihr Auge zuckt, da Kollege Y am Ohr besagter Kollegin X zu knabbern versucht, welches sie mit einem nervösen Kichern quittiert. Sie fragen sich: Müssen Sie das jetzt so hinnehmen?

Warum verliebt man sich am Arbeitsplatz?
Wer in Vollzeit arbeitet, verbringt den größten Teil des Tages mit seinen Arbeitskollegen*innen. Meist ist die Atmosphäre im Büro nicht zu 100 Prozent professionell: Sie gehen wahrscheinlich ab und an mit den Kollegen*innen Mittagessen oder trinken bei Zeiten gemeinsam ein Feierabendbier. Hinzu kommen Firmenfeiern, bei denen die Stimmung gern etwas gelöster ist als im Arbeitsalltag – und schon kann es passieren. Vor allem, wenn Sie Single sind, und Ihnen auffällt, dass der Franz aus der Technik oder die Petra aus dem Marketing plötzlich erstaunlich blaue Augen hat.

Wer verliebt sich ineinander?
Gleich und gleich gesellt sich gern? Ganz so einfach ist es nicht, aber in manchen Berufen können wir statistisch gesehen Tendenzen erkennen, wie viele Beziehungen entstehen. Bei einigen Berufsgruppen sind zudem die Arbeitszeiten recht speziell: Ärzte*innen arbeiten z.B. in langen Schichten oder am Wochenende zusammen. 

Laut einer Forsa-Studie gaben knapp 25 Prozent der deutschen Arbeitnehmer an, sich im Job schon einmal verliebt zu haben. Hiervon wiederum haben sich 80 Prozent in eine/n direkte Kollegin/direkten Kollegen verliebt. Aha: Männer verlieben sich dabei tendenziell öfter in Mitarbeiter*innen oder Praktikanten/Auszubildende. Knapp 20 Prozent der Frauen entwickeln Gefühle für Vorgesetze.

Rechtliche Lage
Kollege Y und Kollegin X können sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurücklehnen. Es ist grundsätzlich erlaubt, eine Beziehung am Arbeitsplatz zu führen. Vertraglich verbieten lassen sich Liebeleien unter Mitarbeitern in Deutschland nicht. 

Muss der Chef über das Liebesleben seiner Angestellten Bescheid wissen?
Grundsätzlich: das eigene Liebesleben ist absolute Privatsache – auch dann, wenn die Beziehung am Arbeitsplatz begonnen wird. Ihr Vorgesetzter muss davon also nicht in Kenntnis gesetzt werden. Tipp: Machen Sie die Beziehung öffentlich, wenn es etwas Ernstes mit Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft ist. Dabei sollte Ihnen bewusst sein, dass Berufliches und Privates klar zu trennen sind. Kollege Y und Kollegin X – gut aufpassen: neckische Nachrichten an den Liebsten haben nichts im geschäftlichen E-Mail-Postfach zu suchen. Körperliche Intimitäten, Beziehungsstreitigkeiten oder Kosenamen sind ebenfalls tabu. 

Ist eine Beziehung unter Kollegen erlaubt?
Jedermann hat laut Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Der Vorgesetzte darf von seinen Mitarbeitern nur die Arbeitskraft als solche verlangen – mehr nicht.

Wie sieht es mit einer Beziehung zum Chef aus?
Problematischer sind Beziehungen zwischen Angestellten und dem Boss. Hier ist etwas mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Um keine unnötigen Verstimmungen im Büro zu verbreiten, sollte eine solche Partnerschaft zunächst geheim gehalten werden. Wenn die erste Anfangsphase vorbei und die Beziehung gefestigt ist, kann die Öffentlichkeit miteinbezogen werden.

Welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen können drohen?
Aus der Beziehung an sich dürfen sich keine negativen Konsequenzen ergeben. Wenn am Firmen-PC jedoch private Nachrichten verschickt werden oder die Arbeitszeit eher mit dem Partner als mit der Arbeit verbracht wird, kann eine Abmahnung oder gar eine Kündigung die Folge sein. Ergeben sich durch die Partnerschaft Spannungen und Interessenkonflikte, so darf der Arbeitgeber auf beruflicher Ebene eingreifen. 

Beziehung am Arbeitsplatz - So funktioniert es
Bleiben Sie konzentriert bei der Arbeit, auch wenn das Objekt der Begierde neben Ihnen so herrlich duftet. 
Seien Sie diskret: Im Büro empfiehlt es sich, sich in Beherrschung zu üben. Das gilt für Kosenamen genauso wie für Küsse am Kopierer oder anzügliche Nachrichten. 
Gönnen Sie sich Pausen: Das 24/7-Modell kann sonst eine Belastung für Ihre Beziehung werden. Verabreden Sie sich ruhig ab und an getrennt voneinander.

Was geschieht bei einer Trennung? 
Je nachdem, wie die Beziehung auseinander gegangen ist, können ein Bürowechsel oder sogar ein Abteilungswechsel sinnvoll sein. Sind Sie im Guten auseinandergegangen, können Sie mit einer Aufklärung der Kollegen*innen Getratsche und Gerüchten entgegenwirken. 

Viel Glück beim Funkenflug!

| Text: Stefanie Steinbach