So verschmutzt sind unsere Ozeane

Umweltgefahr Plastikmüll

Dass Plastikmüll unsere Meere verschmutzt, ist seit Jahren bekannt. Lange, viel zu lange, wurde das Problem jedoch ignoriert. Plastikmüll und Mikroplastik stellen eine immer größere Gefahr für unsere Umwelt da, vor allem Meerestiere leiden unter den Plastikmassen, aber auch für uns Menschen hat die Verschmutzung weitreichende Folgen. Die Fakten und was wir dagegen tun können. 

Die Situation von Plastikmüll im Meer

Wie schlimm die Lage wirklich ist, möchte man gar nicht glauben. Ungefähr 75 Prozent des Mülls in unseren Meeren ist Plastikmüll und Mikroplastik. Große Plastikteile gelangen beispielsweise über Flüsse ins Meer, vor allem in Ländern, in denen die Müllentsorgung nicht richtig funktioniert. Mikroplastik, beispielsweise von Kosmetikprodukten, gelangt über Abwasser in die Meere. 

Recycelt wird weltweit tatsächlich nur ein Bruchteil des entstandenen Mülls. Seit 1950 (in diesem Jahr kam das erste Plastikerzeugnis auf den Markt) wurden weltweit über acht Milliarden Tonnen Kunststoff erzeugt, der Verbrauch pro Kopf in Deutschland an Plastikverpackungen (alleine an Verpackungen, ohne Berücksichtigung weiterer Plastikprodukte) liegt bei 37 Kilogramm im Jahr. Aktuell werden 8 Prozent des Erdölbedarfs für die Herstellung von Kunststoffprodukten benötigt. 

Die aktuellen Recyclingraten sind ernüchternd: Europa 30 Prozent, Deutschland 42 Prozent, China 25 Prozent und USA 9 Prozent (Stand 2017). Der Rest des Plastiks landet direkt oder indirekt in unserer Umwelt – durch die Verbrennung werden zudem Treibhausgase erzeugt. Das, was nicht verbrannt oder wiederverwertet wird, landet auf Müllkippen und dadurch auch in der Natur, nicht zuletzt in den Ozeanen, in denen mittlerweile hunderttausende von Plastikmüll je Quadratkilometer schwimmen. Von fast 80 Millionen Tonnen Plastikverpackungen, die jährlich weltweit erzeugt werden, gelangen so über 30 Millionen Tonnen in die Natur. Die Strände unbewohnter Inseln sind übersäht von Plastiktüten, -flaschen und anderen Verpackungen, die Ausmaße werden auch in Deutschland an der Ost- und Nordsee deutlich, wo immer wieder Plastikmüll zum Vorschein kommt und die Meeresbewohner bedroht. Aber nicht nur Plastikverpackungen, auch anderer Plastikmüll gelangt in unsere Umwelt – Einwegrasierer, Feuerzeuge, Zahnbürsten, Trinkhalme und ähnliches.

Folgen für Mensch und Tier

Plastik benötigt bis zu 400 Jahre, bis es vollständig zersetzt ist. Während dieses Prozesses werden immer wieder kleine Teile abgelöst, die durch Meerestiere mit Plankton verwechselt und gegessen werden. Auch das Mikroplastik, so werden kleine, feste wasserunlösliche Plastikpartikel unter 5 Millimetern Größe genannt, aus Kosmetikprodukten, z. B. von Scrubs, gelangt in die Meere und dann wiederum zurück in unsere Nahrungskette. Welche Auswirkungen dies auf den menschlichen Körper hat, ist noch nicht wissenschaftlich erforscht. Positiv werden diese allerdings nicht sein, denn Plastik enthält Weichmacher, die nachweislich schädlich für den Organismus sind, sowie viele Giftstoffe. 

Mikroplastik findet sich bereits auch im Sand aller Strände, es wird ans Land gespült und vermischt sich dort mit dem Sand. Größere Teile stellen eine große Bedrohung für Fische, Meeressäuger und Seevögel dar. Die Plastikteile werden von Tieren sehr häufig mit Nahrung verwechselt – die Folge ist ein häufiges Sterben durch Ersticken, Verstopfungen oder Verhungern. Letzteres ist besonders bitter, denn der Magen – gefüllt von Plastik – kann keine weitere Nahrung mehr aufnehmen. In den sogenannten „Sixpacks“, Plastiktüten und ähnlichem Verpackungsmaterial verfangen sich oft Vögel, Schildkröten oder Fische und verenden dadurch qualvoll. 

Im Tourismus, der Seefahrt und Fischerei stellt Plastikmüll in den Meeren ebenfalls ein Problem dar. Strände an Badeorten werden mancherorts täglich vom angespültem Plastik befreit, Fischernetze fangen längst nicht nur Fische, sondern auch Plastikmüll mit ein, der sich zudem nicht selten in den Antrieben der Schiffe verfängt. Der wirtschaftliche Schaden weltweit beträgt ungefähr 13 Milliarden Euro pro Jahr.

Was wird bereits gegen das bestehende Problem getan?

Dass das Problem immer brisanter wird, ist längst bekannt. Einige Unternehmen sowie Parteien und Politiker versuchen seit einigen Jahren etwas gegen die expandierende Plastikflut zu tun – nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks, der durch Umweltverbünde und -aktivisten erzeugt wird. Viele Einzelhändler in Deutschland bieten nun gar keine Plastiktüten mehr an, nachdem diese in Schritt eins erst einmal kostenpflichtig wurden. Stattdessen gibt es Papiertüten und wiederverwendbare Taschen. 

Auch einige weitere Unternehmen haben das Problem bereits erkannt und setzen auf Verpackungen aus alternativen Materialien. Manche Restaurantketten verzichten mittlerweile auch auf einen Teil von sonst verwendeten Plastikteilen, wie beispielsweise Plastiktrinkhalme. Dennoch wird insgesamt noch viel zu wenig getan: während auf Trinkhalme verzichtet wird, werden weiterhin Plastikdeckel für Getränkebecher und Plastikbesteck verwendet. Viele Produkte sind mehrfach mit Plastikverpackungen umhüllt, die in vielen Fällen unnötig ist. Und während es keine Plastiktüten mehr an der Kasse gibt, bieten viele Supermärkte gleichzeitig aber noch die kleinen Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung an, die es kostenlos gibt.

Seitens der Politik wurde bisher hierzulande nicht viel gegen die Plastikflut getan. In anderen Ländern ist man hier weiter, in Afrika sind teilweise Plastiktüten komplett verboten, auch für Touristen. In der Türkei wird seit dem 1. Januar 2019 eine gesetzlich geregelte Gebühr für Plastiktüten verlangt. Hier sieht es da noch softer aus: Zwar sind alle Unternehmen in Deutschland verpflichtet, die in Umlauf gebrachten Kunststoffverpackungen bei einer Systemverwertung zu melden und eine Abgabe für die Lizenzierung zu zahlen, wodurch die Recyclingsysteme finanziert werden. Wo letztendlich der Plastikmüll durch den Endverbraucher entsorgt wird, ist damit jedoch nicht sichergestellt. Recycelt wird tatsächlich weniger als die Hälfte, in anderen europäischen Ländern sogar noch weniger. Dass dies nicht ausreichend ist, denn geschätzt gelangen aus der EU 150 bis 500 Tausend Tonnen Plastik jährlich in unsere Meere, hat auch die EU-Regierung bereits erkannt und eine neue Verordnung ins Leben gerufen. 

Diese Verordnung soll 2021 in Kraft treten, einige Einwegprodukte werden dann verboten sein. So zum Beispiel Trinkhalme, Besteck, Teller, Luftballonstäbe, Rührstäbchen für den Kaffee, dünne Plastiktüten, Wattestäbchen, Getränkeverpackungen aus erweitertem Polystyrol und so genanntes „oxo-abbaubares Plastik“ –  Plastik mit beigemischtem Metall. Die Begründung ist, dass es für diese Produkte Alternativen aus anderen Materialien gibt oder auf diese grundsätzlich leicht verzichtet werden kann. Diese Maßnahme soll den Plastikmüll massiv reduzieren. Ausreichend, um die Verschmutzung unserer Meere zu stoppen, ist sie jedoch nicht. 

Denn laut Schätzungen werden bis zum Jahr 2050 weiterhin unendliche viele Tonnen Plastik produziert, ein großer Teil davon wird wieder in unsere Meere gelangen, wodurch es Hochrechnungen zufolge im besagten Jahr 2050 drei Mal so viel Plastikmüll wie Fische geben wird. Die EU-Verordnung ist ein erster Schritt, bei weitem aber nicht der letzte, um unsere Meere und unsere Umwelt vor weiterer Plastikflut zu schützen. Die Lösungsansätze müssen daher bei jedem einzelnen anfangen, denn wo es keinen oder zumindest geringeren Bedarf und damit Konsum an Plastik gibt, gibt es auch weniger, im Idealfall gar keinen, Plastikmüll mehr.

Tipps zur Vermeidung von Plastik – das können Sie tun

Versuchen Sie der Umwelt zuliebe daher so oft und wo es geht, auf Plastik zu verzichten. So sind die von der EU bald verbotenen Produkte tatsächlich in einigen Fällen unnötig, wie Plastiktrinkhalme oder Rührstäbchen für den Kaffee, auch auf Plastikdeckel für Getränkebecher kann leicht verzichtet werden. Kaufen Sie Produkte, die ohne Plastikverpackungen auskommen. Ebenso verhält es sich mit Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung. Sie werden Ihre Bananen, Äpfel und Co. Obst und Gemüse ohnehin in einer Einkaufstasche nach Hause transportieren und es dort waschen. Eine zusätzliche Umverpackung in Form der kleinen Plastiktüte ist hier also nicht nötig, abgesehen von Beeren, die in den meisten Fällen leider ja ohnehin in ein Plastikschälchen gepackt sind. Oft wird aber auch hier bereits auf ein Schälchen aus recycelter Pappe gesetzt, was eine gute Alternative darstellt. 

Verbannen Sie überflüssige Einwegprodukte von Ihrer Einkaufsliste, vermeiden Sie Plastikbesteck und -geschirr sowie Einwegplastikflaschen. Versuchen Sie statt Plastikprodukten Alternativen aus Metall, Holz oder Papier zu kaufen, oft sind diese teurer, in vielen Fällen halten diese aber auch länger. Wenn es keine Alternativen gibt, achten Sie darauf, dass die Plastikprodukte nicht stark schadstoffbelastet sind, unter anderem sind diese Stoffe Polyvinylchlorid (PVC), Polycarbonat (PC) oder Bisphenol A (BPA). Verwenden Sie bereits vorhandenes Plastik wieder, werfen Sie beispielsweise die schon vorhandenen Plastiktüten nicht weg, sondern nutzen Sie diese solange wie möglich und entsorgen Sie Ihren Plastikmüll danach stets in der gelben Tonne bzw. im gelben Sack. Vermeiden Sie Mikroplastik, das z. B. in Peelings, Scrubs, Duschgels, aber auch in Deos, Make-Up-Artikeln und Pflegecremes enthalten sein kann. Sie tun nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch unserer aller Zukunft!