Stadtleben: Freizeitmöglichkeiten, Mobilität und soziale Angebote

Stadt, Land , Fluss!?: Wie will ich leben?

Autoabgase, hohe Mieten und überfüllte Straßenbahnen eintauschen gegen frische Luft, grüne Wiesen und viel Platz? Oder andersherum: Ruhige Dorfabende und Traktorenlärm für Innenstadtflair und unzählige Freizeitmöglichkeiten aufgeben? Vielen Menschen fällt die Entscheidung zwischen Stadt- und Landleben nicht leicht – beide Lebensstile haben ihre Vor- und Nachteile.

Landliebe oder Cityflair – Gute Gründe

Die Entscheidung, lieber auf dem Land oder in der Stadt zu leben hängt meist vom Alter und der Lebenssituation der Person ab. Junge Menschen ziehen meist vom Dorf in die Stadt, um näher an der Universität oder der Arbeits-
stelle zu sein. Die Vielfalt an Freizeitangeboten und die Nähe zu Shopping Centren, Freizeitangeboten und Diskotheken ist für 20- bis 30-jährige meist Anlass dafür, mitten in der Stadt wohnen zu wollen. Familien mit kleinen Kindern haben möglicherweise einen anderen Traum: Baumhäuser bauen, über die Wiesen streunen und abends mit schmutzigen Füßen und aufregenden Geschichten zum Abendessen erscheinen – so stellen sich viele die ideale Kindheit vor. Ältere Menschen schätzen die gute Mobilität, die sie in der Stadt haben oder das kulturelle Angebot wie Theater und Konzerte. Wieder andere lieben die Ruhe und Geselligkeit, die meist auf dem Land herrscht. Für beides gibt es gute Gründe, aber beide Möglichkeiten haben auch Nachteile.

Die Nachteile

Stadt: Man nimmt hier mehr Lärm, Enge, Schmutz und ständigen Trubel in Kauf. „Subjektiv hat man den Eindruck, auf dem Land gesünder zu leben“, so Christian Wittke, Immobilienexperte. Jedenfalls sind die Menschen hier oft zufriedener. Das fand das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR, 2011) heraus. Zudem können sich immer weniger Menschen in den Städten eine Wohnung leisten. 25 bis 45 Prozent des Einkommens geben Städter für Miete aus, in den ländlichen Regionen sind es oft nur zehn Prozent. Besonders in Großstädten herrscht oftmals eine große Anonymität und man kennt vielleicht nicht mal den Namen des Nachbarn.
Landleben: Die oftmals schlechte Verkehrsanbindung hält viele junge Menschen oder Senioren davon ab, auf dem Land zu leben. In sehr kleinen Dörfern ist der nächste Supermarkt Kilometer  weit entfernt, um am Wochenende ins Kino zu gehen oder sich in der Bar mit Freunden zu treffen, muss man erst Anfahrtszeit in die nächst größere Stadt einplanen. Lebt man auf dem Land, ist ein Auto eigentlich unumgänglich. Das zieht Kosten für Versicherung und Reparaturen nach sich. Viele Landmenschen pendeln jeden Tag in die Stadt, um zur Arbeit zu kommen. Das kostet Geld und ist oft zusätzlicher Stress oder endet im Stau. 

Die Vorteile

Stadt: Die Metropolen wachsen und werden immer aktiver. Viele leer stehende Gebäude leben wieder auf – dank der jungen Leute, die alte Lofts und Lagerhallen entdecken und wiederbeleben. Neben dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, gibt es außerdem eine funktionierende Infrastruktur, Kindergärten, Schulen, Spielplätze – meist ist alles im eigenen Viertel, was ein Auto überflüssig macht. Schlecht gelaunte Teenager fahren allein mit der Straßenbahn zu Freunden im anderen Stadtteil. Das spart Zeit, Nerven und Kosten – und macht die Jugendlichen selbstständig. Viele Kulturangebote, unzählige Einkaufsmöglichkeiten und auch die ärztliche Versorgung ist in der Stadt sehr viel besser: Bei Notfällen sind Ärzte, Feuerwehr oder Polizei nur Minuten später vor Ort. Auf dem Land gibt es das nicht flächendeckend.
Landleben: Große Gärten, viel Platz für Hund, Katze und Kind, eigene Gemüsebeete: Das Leben auf dem Land hat viel zu bieten. „Geschätzt werden die Naturnähe, aktives soziales Miteinander und die Sicherheit, die der übersichtliche Lebensraum mit sich bringt“, sagt Gabriele Sturm vom BBSR (Bundesinstitut für Bau,- Stadt- und Raumforschung). Auf dem Land können sich außerdem sehr viel mehr Menschen den Traum vom eigenen Heim verwirklichen. Denn grundsätzlich sind Immobilien auf dem Dorf viel billiger als vergleichbare Objekte in der Stadt. Die Eigenheimquote liegt bei 80 Prozent. Die Armut konzentriert sich zunehmend in den Metropolen und Ballungsgebieten. Auch ökonomisch spricht einiges für die ländlichen Regionen. Viele erfolgreiche Weltmarktführer haben in der Provinz ihren Sitz und die Beschäftigung ist im ländlichen Raum deutlich stabiler. Die Zahl der Arbeitslosen geht dort stärker zurück als in den Großstädten.

Stadt oder Land?

Manche schätzen die Anonymität in der Stadt, andere lieben die Nachbarschaftshilfe auf dem Land. DIE richtige Entscheidung gibt es in diesem Fall nicht.  Für viele kommt auch die goldene Mitte infrage: Das Leben in einer Kleinstadt oder in einem größeren Dorf verbindet oft die jeweiligen Vorteile des Stadt- und Landlebens. Ein bisschen Land und Stadt steckt ohnehin in jedem von uns. Schließlich nutzt ein Viertel der Stadtmenschen die Angebote der Stadt nicht, umgekehrt fährt ein Viertel der Landbevölkerung regelmäßig in die Stadt, um Theater, Konzerte oder Ausstellungen zu besuchen. Zieht man wirklich den Immobilienkauf in Betracht, sollte man eventuell erst einmal zur Miete wohnen, bevor man sich endgültig für das Stadt- oder Landleben entscheidet – dann kann man sich zur Not leichter umentscheiden.