Unvergessliche Erlebnisse auf Allgäuer Alpakahöfen

Von den Anden ins Allgäu

Schon seit Jahrtausenden lebten die Menschen in der Mitte Südamerikas auf dem heutigen Staatsgebiet von Equador, Peru und Bolivien mit Alpakas zusammen. Die Vorfahren der indigenen Südamerikaner, die Inkas, domestizierten die Alpakas, die zur Familie der höckerlosen Neuwelt-Kameliden gehören, und nutzen deren sanftweiche Wolle zur Herstellung von Bekleidung wie unter anderem Mänteln. Zudem verzehrten sie auch ihr Fleisch, das zu den geschmackvollsten und gesündesten Fleischsorten zählt. Nach der Eroberung dieser Länder durch die Spanier im 15. Jahrhundert verdrängten deren Wollschafe die Alpakas, die fortan nurmehr von der ärmeren Bevölkerung gehalten wurden. Erst nach der Unabhängigkeit der südamerikanischen Staaten, erlangten die Alpakas ihre alte Stellung als führender Produzent von Wolle wieder. Heute gibt es rund 3 Millionen Alpakas in den Hochlagen Südamerikas, aber auch bei uns in Deutschland wird die Haltung und Zucht von Alpakas immer beliebter.

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Bild: Jörg Spielberg
Wolle, Seife & Co.
Birgit und Franz Trenkle aus Pfronten und Anja „Alpakaliesl“ Ratzinger und Markus Zeller aus Bad Grönenbach haben sich in die friedvollen Tiere verliebt und sich vor Jahren mit Erlebnisbauernhöfen, respektive Alpakafarmen, selbstständig gemacht. Auf Ihren Höfen bieten sie ihren Besuchern Alpakaprodukte wie zum Beispiel Alpakaseife, 3-fach gezwirnte Wolle, Pullover, Strickjacken, Socken, Babysachen, Bettdecken und Kissen an. Alpakawolle ist weich wie Kaschmir und gilt als die wertvollste Naturfaser der Welt. Die Wolle der Kameliden ist robuster und leichter als jede andere Wollart. Da in Alpakawolle kein Wollfett enthalten ist, wird sie auch von Allergikern bestens vertragen. Zudem schützt sie vor Kälte wie Hitze.
 
Alpakas erleben
Darüber hinaus bieten die Alpakahöfe ihren Besuchern Angebote persönlich mit den Tieren in Kontakt zu kommen. Es werden Wanderungen unterschiedlicher Länge angeboten, bei denen die Alpakas von ein bis zwei Personen persönlich geführt werden können. Das baut Stress ab und die beruhigende Art der Alpakas greift schnell auf die Teilnehmer über. Manche Höfe, wie „Allgäu Alpaka“ der Familie Trenkle in Pfronten bietet seinen Gästen auch Yoga mit Alpakas an und man ist zugleich in der Alpakazucht aktiv. Bei der „Alpakaliesl“ in Bad Grönenbach gibt es spezielle Angebote für Kinder. Die können unter anderem ihren Geburtstag in Gesellschaft von Alpakas feiern oder in der Vorweihnachtszeit die Alpakas zur Wichtl-Weihnacht im Stall besuchen. TRENDYone sprach mit der Familie Trenkle aus Pfronten und Anja Ratzinger aus Bad Grönenbach über ihre Alpaka Farmen.
 
TRENDYone: Wie kamen Sie zum ersten Mal in Kontakt mit Alpakas?
Anja Ratzinger: In meinem Heimatdorf gibt es seit vielen, vielen Jahren einen Alpakazüchter. Da sind wir als Kinder schon immer hin geradelt, um die flauschigen Tiere zu beobachten. Von ebendiesem Züchter hüpfen seit 2021 auch drei Alpakas über unsere eigene Weide.
 
TRENDYone: Welche Eigenschaften von Alpakas schätzen Sie besonders?
Anja Ratzinger: Die Ausstrahlung der Alpakas macht jede Begegnung mit ihnen so besonders. Sie tragen immer ein Lächeln auf den Lippen und sind durch ihre Neugierde und das flauschige Fell einfach unglaublich niedlich und man muss einfach automatisch lachen. Außerdem strahlen die Tiere eine unglaubliche Ruhe aus, die sich ganz automatisch auch auf uns Menschen überträgt und uns in eine schön entspannte, fröhliche Stimmung versetzt.
 
TRENDYone: Was können Begegnungen zwischen Menschen und Alpakas bewirken? Sind Alpakas auch als Therapietiere geeignet?
Anja Ratzinger: Man bezeichnet Alpakas ja auch als „Delfine der Weide“. Als Therapietiere, die bekannt für ihre ruhige und fröhliche Ausstrahlung sind, finden Alpakas häufig Einsatz in der tiergestützten Arbeit. Unsere Gäste stellen immer wieder fest, wie schön man dem Alltag bei einer kleinen Auszeit mit den Alpakas entfliehen kann. Alpakas „entschleunigen“ einfach.
 
TRENDYone: Ihre Gäste unternehmen Wanderung mit den Alpakas. Was müssen ihre Gäste im Umgang mit den Tieren beachten?
Anja Ratzinger: Bevor wir unsere Alpakawanderung starten, gibt’s eine kleine Einführung zum richtigen Umgang mit den Tieren auf der Weide und während der Wanderung. Besonders viel Wert legen wir auf eine charakterliche Harmonie der Wanderpartner Mensch & Tier, daher werden vorab alle Alpakas vorgestellt, damit dann jeder Gast seinen passenden flauschigen Wandergefährten auswählen kann.
 
TRENDYone: Vertragen sich Alpakas mit anderen Tieren?
Anja Ratzinger: Alpakas können prima mit Lamas zusammengehalten werden, die ebenfalls zu den sogenannten Neuweltkamelen zählen – denn sie haben die gleiche Kommunikation und sehr ähnliche Bedürfnisse. Alpakas als Fluchttiere reagieren im Kontakt mit anderen und vor allem fremden Tieren oftmals scheu, zurückhaltend oder gehen – situationsabhängig – sogar in Angriffsstellung. Unsere Alpakas jagen zum Beispiel gern Katzen.
 
TRENDYone: Ist der Lebensraum Allgäu für die Tiere aus Südamerika passend?
Anja Ratzinger: Allgäu ist nicht Südamerika – und so kann hier bei uns ein gewisses Luxusproblem entstehen: Langeweile. Hier im Allgäu müssen sich die Tiere nicht vor natürlichen Feinden schützen. Außerdem finden die Alpakas jeden Tag eine gefüllte Heuraufe und grüne (für Alpakas schon zu nährstoffreiche) Wiesen vor, sodass sich die Tiere auch nicht mit dem Thema Futtersuche befassen müssen. Mit unseren Wanderungen und Erlebnisprogrammen auf der Weide bieten wir den Alpakas eine willkommene Abwechslung.
 
TRENDYone: Haben Sie Ideen Ihre Alpaka-Farm weiterzuentwickeln?
Anja Ratzinger: Ich bin seit 2022 zertifizierte Erlebnisbäuerin und da wir auf unserem Hof nicht nur Alpakas, sondern auch Kühe halten, gibt es viele Ideen und Möglichkeiten, unseren Erlebnishof weiterzuentwickeln. Wichtig für uns ist jedoch ein langsames, nachhaltiges Wachstum, denn wenn wir etwas anpacken, dann gescheit und mit viel Herzblut und Leidenschaft. Und sowas geht nicht spontan, sondern wohlüberlegt, damit auch das Tierwohl immer an höchster Stelle stehen kann.
 
TRENDYone: Wie kamen Sie zum ersten Mal in Kontakt mit Alpakas?
Birgit Trenkle: Mein Vater war einige Male im Urlaub in Süd- und Mittelamerika, da hat er viele Alpakas gesehen. Auf die Idee sie selbst zu halten, kam er aber, als er welche in der Nähe von Landsberg gesehen hat und sich informieren wollte.
 
TRENDYone: Welche Eigenschaften von Alpakas schätzen Sie besonders?
Birgit Trenkle: Die Ruhe und Gelassenheit, die sie ausstrahlen. Man kann ihnen stundenlang nur zuschauen.
 
TRENDYone: Was können Begegnungen zwischen Menschen und Alpakas bewirken? Sind Alpakas auch als Therapietiere geeignet?
Birgit Trenkle: Sie sind absolut als Therapietiere geeignet, man nennt sie auch die Delphine des Landes. Man braucht aber geeignete Alpakas und muss eine Ausbildung für tiergestützte Therapie mit Schwerpunkt Alpakas/Lamas machen. Man sollte seine Patienten genauso gut kennen wie seine Alpakas, um damit arbeiten zu können. Es tut aber auch einfach gut für jeden Alltagsgestressten Menschen. Mit einem Alpaka an der Leine kann man einfach die Seele baumeln lassen und es hat eine sehr entspannende Wirkung.
 
TRENDYone: Ihre Gäste unternehmen Wanderung mit den Alpakas. Was müssen ihre Gäste im Umgang mit den Tieren beachten?
Birgit Trenkle: Alpakas sind sehr sensible Tiere, man muss sich erst langsam mit seinem Begleiter anfreunden und einen gemeinsamen Einklang finden, dann lässt das Alpaka auch die menschliche Nähe zu und man kann es anfassen. Sie wollen aber nicht gestreichelt werden. Diese Sensibilität bezieht sich auch auf ihr Umfeld bei der gesamten Wanderung, als Fluchttier ist man immer bereit zu fliehen, wenn Gefahr droht. Das kann ein Hund, eine Katze, aber auch ein Eichhörnchen oder ein Stein, der da gestern noch nicht stand, sein. Man muss sich also die ganze Wanderung auf sein Alpaka konzentrieren.
Ein schwieriges Thema sind Kinder, da diese oft mit falschen Vorstellungen zu uns kommen. Da ist eine vorzeitige Aufklärung der Eltern nötig. Von unserer Seite aus steht das Wohl unserer Alpakas immer im Vordergrund.
 
TRENDYone: Vertragen sich Alpakas mit anderen Tieren?
Birgit Trenkle: Alpakas sind Gewohnheitstiere, man kann sie auch an andere Tiere gewöhnen. Es ist nur wichtig, dass man Alpakas nicht mit anderen Tieren zusammen auf der gleichen Wiese stehen hat, da der Kot anderer Tiere sehr aggressiv sein kann und das den Alpakas dann auf den Magen schlagen kann. Bei der Haltung wird da in Deutschland leider viel falsch gemacht, da es keine Kontrollen gibt.
 
TRENDYone: Ist der Lebensraum Allgäu für die Tiere aus Südamerika passend?
Birgit Trenkle: Ja, unser Allgäu ist für Alpakas ideal, da sie hier von der Temperatur her keine Probleme haben, ihre dicke Wolle schützt sie vor der Kälte und im Sommer wird es bei uns nicht so heiß und es kühlt in der Nacht auch ab. Unsere grünen Wiesen schmecken ihnen hervorragend und Heu haben wir auch genügend zur Verfügung.
 
TRENDYone: Haben Sie Ideen Ihre Alpaka-Farm weiterzuentwickeln?
Birgit Trenkle: Ideen habe ich schon einige gehabt und umgesetzt. Ich habe auch weitere Ideen im Kopf, da scheitert es leider immer an den deutschen Behörden. Es werden einem gerne Steine in den Weg gelegt, das ist sehr schade. Wir betreiben eine nachhaltige Landwirtschaft und schaffen eindeutig einen Mehrwert für den Tourismus. Dazu hat die Wollverarbeitung auch einen pädagogischen Aspekt. Für die Behörden sind wir Alpakazüchter aber keine richtigen Landwirte, da sie Alpakas zur Hobbyzucht zählen, obwohl sie in Südamerika schon seit tausenden von Jahren als Nutztiere gehalten werden. Alpakas zu halten ist in Deutschland momentan sehr beliebt, es gibt leider wenige Vorgaben. Die Alpakazucht dagegen hat aber auch ihre Tücken und man sollte sich einiges Wissen aneignen. Der Austausch mit anderen Züchtern ist dabei sehr wichtig, da man nie auslernt und immer wieder neue Probleme auftreten. Vorrangig ist natürlich die Vliesqualität, damit der Standard der Wolle hoch bleibt. Mittlerweile gibt es viele Kurse, die man machen kann, sie sind aber keine Pflicht. Jedes Jahr findet eine Alpakaschau statt, wo sich die Züchter treffen und die besten Alpakas prämiert werden. 2025 wird in Deutschland die „World Alpaca Conference 2025 (WAC25)“ vom 04.März bis 09. März in Ilshofen stattfinden. Dort werden 600 Alpakas, 100 Aussteller und über 8000 Besucher erwartet. Auf dieses internationale Ereignis sind wir alle gespannt.

Alpakaliesl
Gmeinschwenden 13
87730 Bad Grönenbach
Tel.: 08334 3760 760
Mail: servus@alpakaliesl.de 
Alle Infos und Termine: www.alpakaliesl.de 
 
ALLGÄU ALPAKA
Neuweltkamelidenhof
Birgit & Franz Trenkle
Zirmenweg 11
87459 Pfronten
Tel.: +49 - (0) 83 63 - 3 72
Mail: info@allgaeu-alpaka.de 
Alle Infos und Termine: www.allgaeu-alpaka.de

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