"Zwillingsstudie" zeigt Folgen von Weltraumaufenthalt für menschlichen Organismus

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat mit einer außergewöhnlichen "Zwillingsstudie" gesundheitliche Veränderungen durch den Aufenthalt im All untersucht. Für die am Donnerstag im Fachblatt "Science" veröffentlichte Studie verglichen die Forscher die Veränderungen beim US-Astronauten Scott Kelly während dessen knapp einjährigem Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation (ISS) mit der körperlichen Verfassung seines eineiigen Zwillings Mark Kelly auf der Erde. Das Ergebnis überraschte viele.

Die Forscher fanden heraus, dass sich die meisten Veränderungen im menschlichen Körper durch einen längeren Weltraumaufenthalt nach der Rückkehr zur Erde schnell wieder zurückbilden. "Es ist beruhigend zu wissen, dass alles wieder ziemlich so ist wie vorher, wenn man zurückkommt", erklärte Michael Snyder von der Stanford University.

Die Studie sollte helfen, die Auswirkungen längerer Weltraummissionen auf den menschlichen Organismus besser einschätzen zu können. 84 Wissenschaftler von zwölf Universitäten dokumentierten die molekularen, kognitiven und physiologischen Auswirkungen von Scott Kellys ISS-Mission von März 2015 bis März 2016 und verglichen sie mit den Befunden bei seinem Bruder. Möglich wurde die Studie, weil die eineiigen Zwillinge Scott und Mark "im Wesentlichen den gleichen genetischen Code" haben, wie Andy Feinberg von der Johns Hopkins University erklärte.

Eine der interessantesten Erkenntnisse machten die Forscher bei ihrer Studie beim Blick auf die sogenannten Telomere. Dabei handelt es sich Chromosomenenden, die sich in der Regel mit zunehmendem Alter verkürzen. Überraschend für die Forscher war, dass sich Scotts Telomere auf der ISS verlängerten. Allerdings lasse dies nicht den Schluss zu, dass der Weltraumaufenthalt "die Quelle ewiger Jugend" bedeute, warnte Expertin Susan Bailey von der Colorado State University. Nach der Rückkehr zur Erde bildete sich das Phänomen demnach wieder zurück.