"Was wird aus meinem behinderten Kind nach der Schule?"

Der Integrationsfachdienst Schwaben berät und unterstützt in dieser schwierigen Phase. Der 19-jährige Leon hat mit Hilfe des Integrationsdienstes Schwaben einen Ausbildungsplatz im Augsburger Tierheim gefunden.

Der ifd-Schwaben berät und hilft

Den ersten Monat haben die Azubis des Lehrjahres 2015 gerade hinter sich. Und schon beginnt für die Betriebe die Suche nach den Azubis des Jahres 2016. Auch für die Schulabgänger des Sommers 2016 beginnt jetzt bereits die Bewerbungszeit für das nächste Jahr. Ganz besonders beschäftigt das Thema Ausbildung und Arbeitssuche Eltern von Kindern mit einer Behinderung. Der erste und richtige Ansprechpartner für alle, die mit dem Thema Schulabgänger mit Behinderung sowie Ausbildung zu tun haben – also Schüler, Eltern, Lehrer oder Betriebe – ist der Integrationsfachdienst (ifd) Schwaben. Der ifd-Schwaben berät Schulabgänger mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung beim Übergang ins Berufsleben ebenso wie Arbeitgeber über die Besonderheiten der jeweiligen Behinderung sowie über Fördermöglichkeiten. „Wenn die Kinder den Wunsch haben, nach ihrer Schulzeit zu arbeiten, sollten man diesem Wunsch unbedingt nachgehen“, so Gerda Schuller, Integrationsberaterin beim ifd-Schwaben, die Schülerinnen und Schüler samt ihren Eltern während des Übergangs von der Schule ins Berufsleben begleitet. Ihre Erfahrung ist: wenn die jungen Menschen einmal in einem Praktikum erlebt haben, was sie leisten können, ist vieles möglich und ihre Entwicklungsmöglichkeiten sind enorm. „Die Beratung und Begleitung ist immer individuell und auf die jeweiligen Fähigkeiten, Stärken und Interessen des jeweiligen jungen Menschen gemünzt“, erklärt Robert Neuhauser, Leiter des ifd-Schwaben, der von der Katholischen Jugendfürsorge Augsburg sowie verschiedenen schwäbischen Diakonischen Werken getragen wird.

Die jungen Menschen wollen Arbeiten

Unbedingt eine Ausbildung machen – das war auch der Wunsch des 19-jährigen Leon, der im Landkreis Aichach-Friedberg lebt. Aufgrund einer Hirnblutung während seiner Geburt hat er eine Bewegungsstörung und eine leichte Lernbehinderung. Mit Hilfe des ifd-Schwaben hat sich sein Wunsch erfüllt: Seit dem 1. September macht er eine Ausbildung zum Fachpraktiker für Bürokommunikation im Augsburger Tierheim. Eva Hohner vom ifd-Schwaben hat den ehemaligen Schüler der Königsbrunner Fritz-Felsenstein-Schule auf dem Weg dorthin begleitet: Praktikumssuche, Bewerbungstraining, Vorstellungsgespräche, den Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen und sich im Stadtverkehr zurechtzufinden – auch das gehört unter anderem zu den Angeboten des ifd-Schwaben. Jetzt sitzt Leon an seinem Schreibtisch im Büro des Tierheims, hat einen Stapel Karteikarten vor sich und vergleicht die Angaben auf der Karteikarte konzentriert mit denen auf dem Computerbildschirm vor sich. Seine Chefin Sabina Gassner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg, berichtet, dass er bereits die Anmeldung der Tiere beim Deutschen Haustierregister sowie den Pressespiegel selbstständig erstellt. „Ich finde die Arbeit sehr interessant, ich lerne viel Neues dazu“, berichtet Leon, der für seinen Traum vom Ausbildungsplatz – wie andere Azubis auch – jeden Morgen früh aufstehen muss. Um viertel nach sechs klingelt der Wecker, damit er den Zug von Mering nach Augsburg erwischt. Dienstags und freitags geht er auf eine spezielle Berufsschule nach München; dann klingelt bereits um viertel nach fünf der Wecker.

Auch die Firmen müssen sich umstellen

Viele Firmen könnten es sich laut Neuhauser zuerst nicht vorstellen, einen jungen Menschen mit einer Behinderung einzustellen. Doch mit der Information, Aufklärung und konkreten Unterstützung des ifd-Schwaben und nach einem ersten Praktikum wandelt sich das meist ins genaue Gegenteil. „Die jungen Menschen wollen arbeiten, darauf stehen die Firmen“, so Neuhauser. So war es auch bei der Königsbrunner Pero AG. Dort hat ein ebenfalls 19-jähriger Klient des ifd-Schwaben mit einer Lernbehinderung eine Festanstellung als Lagerhelfer bekommen. Den Chef hat der junge Mann mit seiner Persönlichkeit beeindruckt. Inzwischen ist dem Arbeitgeber auch bewusst, dass der junge Mann viele Ressourcen hat, die man noch wecken kann. Angedacht ist jetzt, dass er den Gabelstaplerschein macht und einen Bereich des Lagers eigenverantwortlich betreut. „Viele erkennt man am Ende des Jahres, in dem wir die jungen Menschen in der Regel beim Übergang begleiten, gar nicht mehr wieder“, sagt ifd-Mitarbeiterin Gerda Schuller. „Weil sie zu Persönlichkeiten geworden sind.“