Welche Sportarten dienen der Selbstverteidigung?

Kickboxen, Karate, Keysi oder Krav Maga

Vor allem in den Großstädten kommt es immer wieder vor, dass ältere Menschen oder junge Frauen angepöbelt oder tatsächlich angegriffen werden. Teilweise trauen sich darum manche Personen nicht mehr alleine joggen oder nachts alleine nach Hause zu gehen. Man möchte sich möglichen Tätern nicht hilf- und wehrlos ausliefern. Eine gute Möglichkeit, um Angst vor einem Angriff abzubauen oder im Ernstfall tatsächlich gewappnet zu sein, ist die Selbstverteidigung. Doch man muss dabei genau unterscheiden und sich die Frage stellen: Was ist Kampfsport und was Selbstverteidigung?

Die Bekannten:
Alle Kampfsportarten üben eine gewisse Faszination bei den Zuschauern aus. Doch Kampfsport heißt nicht gleich Selbstverteidigung. Viele halten sich über Kampfsport fit und sehen es als Freizeitsport oder Hobby. Dazu gehören vor allem die bekannten Sportarten Kickboxen, Boxen, Karate, Aikido, Taekwondo und Judo. 

Kickboxen: 
Beim Kickboxen wird sowohl mit den Armen, als auch mit den Beinen gekämpft. Schnelle und verwirrende Kombinationen von Schlägen mit Fäusten oder Knien gehören dazu. Aber auch die Ellenbogen und der Kopf können eingesetzt werden. 

Boxen: 
Um einen gefährlichen Angreifer außer Gefecht zu setzen, ist manchmal nur ein einziger Schlag notwendig. Es braucht reichlich Übung, um einen Faustschlag richtig zu platzieren, schließlich ist dieser beim Boxen die einzig erlaubte Waffe. Ein guter Boxer nutzt deshalb seine Fäuste schneller, härter und akkurater als jeder andere Kampfsportler.

Karate:
Beim Karate liegt das besondere Augenmerk auf der Angriffsabwehr. Ziel ist es, den direkten und geradlinigen Attacken problemlos auszuweichen. Neben der Abwehr werden gezielte, schnelle und harte Schläge in die empfindlichen Körperregionen des Angreifers trainiert.

Aikido: 
Auch beim Aikido zählt die Verteidigung, nicht der Angriff. Der bekannteste Move ist der Kote Gaeshi, der durch Steven Seagal aus Film und Fernsehen bekannt ist. Richtig, schnell und hart durchgeführt, wird der Angreifer mit dieser „Unterarm Rückgabe“ sofort auf sehr schmerzhafte Art und Weise außer Gefecht gesetzt.  

Taekwondo: 
Hierbei wird vor allem auf Schnelligkeit und Dynamik gesetzt. Im Vergleich zu den anderen Kampfsportarten dominieren hier vor allem Fußtechniken, wobei durch diese Sportart auch innere Werte wie Geduld, Selbstdisziplin und Selbstbewusstsein ausgebildet werden sollen.

Judo: 
Wurftechniken, Haltetechniken, Hebeltechniken, Würgetechniken und Falltechniken gehören zum Judo. Die Sportart ist sehr beliebt, aber auch mit viel Üben und Trainieren verbunden. Falsch ausgeübte Techniken können nämlich auch für den Sportler selbst schnell schmerzhaft werden. 

Die Exoten:
Neben den Stars der Branche gibt es aber noch einige weitere Sportarten, die bisher noch auf ihren Durchbruch warten. Zum Teil sind diese auch für die Selbstverteidigung nützlich.

Wing Chun:
Wegen seiner kurzen Reichweite ist diese Sportart vor allem für Frauen geeignet. Je näher sich die beiden Kämpfer sind, desto einfacher ist es für den Kleineren, normalerweise Schwächeren von beiden, in die Reichweite des Größeren einzudringen und somit seine Verteidigung zu durchbrechen.

Jiu-Jitsu:
Das ist wohl der vielseitigste Kampfsport. Der Kämpfer nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wie Schlagen, Treten, Werfen, Stoßen und Hebeln, aber auch Beißen oder Würgen, um seinen Angreifer zu besiegen. In der brasilianischen Version gehört auch der harte Kampf auf dem Boden dazu: Wer diesen Kampfsport beherrscht, ist in der Lage, den Arm oder das Bein des Gegners problemlos zu fixieren.

Keysi:
Diese Sportart ist eine der modernsten. Keysi besteht unter anderem aus Elementen des Jiu-Jitsu und Aikido und nutzt jede potenzielle Waffe in der Nähe. Anstelle von Fußtritten liegt hier die Konzentration auf dem extremen Nahkampf mit Fäusten, Knien und Kopf, aber besonders den Ellbogen.

Krav Maga:
Auch das Krav Maga ist eine Mischform, bei der simultan angegriffen und verteidigt wird. Sie beinhaltet den Faustkampf des westlichen Boxens, die Tritte des Karate, den Bodenkampf des brasilianischen Jiu-Jitsu, das Werfen und Hebeln des konservativen Jiu-Jitsu, Teile des Wing Chun sowie griechisch-römisches Ringen. 

Und welche Kampfsportart passt jetzt zu mir?
Studien zufolge werden diejenigen weniger angegriffen, die selbstbewusst auftreten. Angreifer suchen in erster Linie nach Opfern, die einen unsicheren Eindruck machen und sich möglicherweise nicht wehren können. Durch jede der angesprochenen Sportarten wird das Selbstbewusstsein gestärkt, doch nicht automatisch die Selbstverteidigung trainiert. Dabei geht es nämlich nicht nur darum, andere Menschen abzuwehren, sondern auch, gefährliche Situationen zu vermeiden. Um sich auf den schlimmsten Fall vorzubereiten, sollte ein adäquates Selbstverteidigungsangebot mit entsprechend ausgebildeten Trainern ausgesucht werden. Für Kinder empfiehlt sich vor allem Taekwondo, wobei es hierbei auch sehr viele altersgerecht gestaltete Kurse gibt. Sowohl für jüngere und kleinere Personen als auch für Frauen sind Aikido, Wing Chung und Jiu-Jitsu vorteilhaft, da hierbei die Kraft des Angreifers gegen ihn selbst verwendet wird beziehungsweise die Reichweite eher kurz ist. Gemeinsam mit Karate sind diese Sportarten auch zur Selbstverteidigung einsetzbar, während die anderen eher dem Kampfsportbereich zuzuordnen und auf Angriff ausgelegt sind. | Text: Franziska Niebert