Wirtschaftsmacher Andreas Müller: Geschäftsführender Gesellschafter Alois Müller GmbH

„Mein Vater hat die Grundwerte des Unternehmens wie Mut, Flexibilität und Innovation vorgelebt."

In der zweiten Generation führen Andreas Müller und sein Bruder Steffen Müller einen mittelständischen Familienbetrieb mit Sitz in Ungerhausen bei Memmingen im Allgäu. Der Leitsatz „Energie im Fokus“ beschreibt den Schwerpunkt des Betriebs, der vor wenigen Jahren mit dem bayerischen Energiepreis für die „CO2-neutrale Fabrik / Green Factory“ ausgezeichnet wurde. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer Andreas Müller über die Entwicklung und das starke Wachstum seines Handwerksunternehmens.

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Bild: Alois Müller GmbH
TRENDYone: Wie kam es dazu, dass Sie sich von einem Heizungs- und Sanitärunternehmen zu einem Unternehmen für Energietechnologie entwickelt haben?
Andreas Müller: Das Unternehmen wurde vor 50 Jahren von meinem Vater Alois Müller gegründet. Die Transformation begann dann Anfang der 2.000er Jahre, als mein Bruder und ich den Betrieb von ihm übernommen haben. Zuvor war es ein klassisches Heizung-Sanitär-Unternehmen, aber wir haben relativ schnell gemerkt, dass alles eng zusammenhängt und auch energetisch relevant ist. Heute bieten wir ganzheitliche Lösungen an, sowohl für die Funktion als auch die Steuerung und Energieerzeugung über Photovoltaik, BHKWs bis hin zur E-Mobilität. Der Betrieb hatte damals etwa 50-70 Mitarbeiter. In den letzten 20 Jahren ist das Unternehmen durch Unternehmenszukäufe auf über 900 Kollegen gewachsen, wovon rund 600 im Allgäu tätig sind.

Welche Herausforderungen bringt die Führung eines großen Familienunternehmen mit sich und wie hat Ihr Vater Ihre Entwicklung beeinflusst?
„Mein Vater hat die Grundwerte des Unternehmens wie Mut, Flexibilität und Innovation vorgelebt. Er hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, mutig neue Herausforderungen anzugehen und Visionen umzusetzen. Sein Erbe prägt uns bis heute und gibt uns den Mut, auch unkonventionelle Projekte anzugehen, besonders in der Energiewende. In der heutigen Zeit empfinde ich es vor allem aufgrund der Bürokratie als herausfordernd, ein Familienunternehmen zu führen. Besonders die Kombination aus Bürokratie und Fachkräftemangel stellt eine große Herausforderung dar. Wir müssen attraktiv für junge Leute sein und gleichzeitig unsere Prozesse automatisieren und digitalisieren, um effizienter zu arbeiten. Außerdem streben wir eine Ausweitung des Vertriebs auf nationale und internationale Märkte an.“

Sie haben unternehmerisch schon früh auf erneuerbare Energien gesetzt. In welchem Marktsegment sind Sie überwiegend unterwegs?
„Unsere Kernkompetenz ist die Energietechnik, in der wir uns mit modularen Energiesystemen breit aufgestellt haben und dabei Gesamtlösungen für den Kunden planen und umsetzen. Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke, Photovoltaikanlagen oder auch Biomasse und Fernwärmenetze gehören zu unserem Portfolio. Wir arbeiten hier mit vielen Kommunen zusammen sowie im B2B-Bereich für eher größere Unternehmen mit hohem Energiebedarf. Mit unserer Tochtergesellschaft „Müller Service“ zählen wir aber auch im Endkundenbereich zu den größten Anbietern in ganz Schwaben. Jede Woche tauschen wir hier 5-10 kleine Energiesysteme wie z.B. Wärmepumpen gegen Ölheizungen aus, was wir als „Motorwechsel“ bezeichnen. Durch unser weiteres Tochterunternehmen „E-Con“ sind wir in der Lage, die Effizienz von Energieanlagen nicht etwa anhand der Kennzahlen nur grob zu berechnen, sondern mögliche Einsparungen per Simulationsprogramm sogar ziemlich konkret abzubilden, was für unsere Kunden durchaus entscheidend ist.“

Welche Maßnahmen treffen Sie, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und welche Unterstützung würden Sie sich dabei von der Politik wünschen?
„Wir positionieren wir uns klar gegen rechtspopulistische Tendenzen und setzen uns für eine erleichterte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ein. Wenn jemand 45 Jahre lang auf dem Bau gearbeitet hat, macht es keinen Sinn ihm zu sagen, er könne doch auch noch länger weiterarbeiten. Die haben im Rentenalter oft Probleme mit Knie, Schulter oder den Bandscheiben. Hier versuchen wir einerseits körperlich anstrengende Tätigkeiten weiter zu automatisieren und zudem mehr jüngere potentielle Arbeitskräfte nach Deutschland zu holen. Dies gelingt allerdings nur durch gut bezahlte Jobs, denn Arbeit haben diese Menschen auch im eigenen Land. Wir spüren die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt in ganz Europa. In Polen, der Slowakei und Tschechien gibt es kaum Arbeitslose. Die kommen nur, wenn sie bei uns mehr verdienen können. Das ist eine Win-win-Situation. Die Politik sollte den Unternehmen in diesem Bereich viel mehr Verantwortung für ihre Arbeitnehmer und Kunden geben. Mehr Vertrauen und Flexibilität sind nötig. Wir müssen weg von der übermäßigen Regulierung und hin zu mehr Eigenverantwortung.“

Das Allgäu ist nicht nur bei Urlaubern sehr beliebt. Ist es aus Ihrer Sicht auch ein Standortvorteil mit Ihrem Unternehmen bei Memmingen im Allgäu ansässig zu sein?
„Ja, das glaube ich schon. Wir haben tatsächlich schon Leute aus dem Ruhrpott und anderen Regionen hierher bekommen. Also junge Leute, die dann teilweise hier studieren oder auch Kollegen mittleren Alters, die gerne hier wohnen und arbeiten, weil sie das Freizeitangebot und die Erholungsmöglichkeiten sehr schätzen. Diejenigen, die hier aufgewachsen sind, empfinden das oft gar nicht unbedingt so, weil es für sie einfach ganz normal ist. Im Hinblick auf Klima und Umwelt ist das Allgäu heute vielleicht sogar noch attraktiver geworden, als es vor 20-30 Jahren war. Ich finde, dass Memmingen eine schöne Stadt ist und man hier gut leben kann. Während meiner Studienzeit habe ich nicht in Memmingen sondern in München gewohnt. Heute bin ich wieder hier und will auch nicht mehr weg.“

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit, um einen Ausgleich zum Unternehmertätigkeit zu finden?
„Ich gehe regelmäßig joggen um mich fit zu halten und bin ein ambitionierter Radfahrer. Das heißt ich liebe auch hier die Herausforderung und bin selbst im bergigen Allgäuer (noch) ohne Motorisierung auf dem Zweirad unterwegs. Auch für Fußball interessiere ich mich, und verfolge gerne die Partien des FC Augsburg. Die Verbundenheit zum Bundesligisten besteht dabei nicht nur privater Natur, sondern auch die Alois Müller GmbH ist schon seit einigen Jahren Partner des FCA. Natürlich unterstützen wir aber auch den FC Memmingen, beispielsweise als Namensgeber des  „e-con ArenaPark“, in welchem der FCM seine Heimspiele austrägt.