Zeitarbeit sichert Arbeitsplätze

Laut dem aktuellsten Bericht der Bundesagentur für Arbeit (AA), der am 21. Januar dieses Jahres veröffentlicht wurde, steht fest, dass Zeitarbeit immer noch ein wichtiges Instrument auf dem Arbeitsmarkt ist. Die Daten zeigen aber auch, dass die Branche seit geraumer Zeig mit rückläufigen Zahlen zu kämpfen hat.

In den halbjährlich erscheinenden Daten über die Zeitarbeit lassen sich sämtliche Zahlen bis zum 30. Juni 2013 herauslesen. Die Leiharbeit integriert dabei wie schon seit Jahren, Arbeitssuchende und Personen, die noch nie einer Beschäftigung nachgegangen sind, in den Arbeitsmarkt mit hinein.
Im ersten Halbjahr 2013 haben knapp 300.000 Menschen, die zuvor arbeitslos waren oder noch gar keine Berufserfahrungen hatten, bei den Zeitarbeitsunternehmen eine zumeist sozialversicherungspflichtige Stelle gefunden. Fast zwei Drittel aus den Personengruppen, die bei anderen Wirtschaftszweigen keine Chance mehr bekommen hätten, werden schon seit Jahren von den Branchen der Bundesagentur für Arbeit als Mitarbeiter eingestellt.
Die neuesten Daten der AA legen aber auch offen, dass die Leiharbeit rückläufige Zahlen bei den Unternehmen, aber auch bei den Zeitarbeitnehmern, zu vermerken hat. Die Anzahl der klassischen Leiharbeitsunternehmen sank im Juni 2012 von 6.812 auf 6.675 im Juni 2013. Das entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozent, aber noch deutlicher fiel dieser Trend mit einem Minus von fast 6,4 Prozent aus. In Zahlen sind das 55.600.
Politische Debattenlösen Unsicherheit aus
Der Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) Volker Enkerts, gibt als Grund dafür den Fachkräftemangel und die damit verbundene verstärkte Übernahme der Zeitarbeitnehmer durch die eigenen Kunden an. Ein weiterer Grund sei die Verunsicherung bei den Kunden, die durch die politischen Debatten vor allem während des Bundestagwahlkampfes ausgelöst wurden.
Viele hätten sich schon gefragt, ob sie Zeitarbeit überhaupt noch einsetzen dürfen, da jeden Tag die Missstände kritisiert und Einschränkungen gefordert werden. Ebenso fordert der BAP-Präsident, dass die Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt nicht mehr verschärft werden dürfen, weil die Zeitarbeit sonst ihre Funktion als Integrationsinstrument dort nicht mehr erfüllen könnte. Dieser Aspekt wäre vor allem für die Arbeitnehmer, die geringere Qualifikationen oder andere Vermittlungshemmnisse haben, eine noch größere Hürde, die sie nicht bestreiten könnten.
Strukturen der Unternehmen müssen sich ändern
Der Zukunftsforscher Matthias Horx ist der Meinung, dass man zukünftig viele verschiedene Charaktere in einem Unternehmen brauche, um den komplexen und globalen Anforderungen gewachsen zu sein. Dazu müssen sich aber die Strukturen der Unternehmen ändern.Mit seinem Programm „Die Zeitarbeit: Einstieg. Aufstieg. Wachstum.“ stellt Horx die Megatrends der Arbeitswelt von Morgen vor. Einer dieser Trends heißt „Frauen“. Nach Horx werden sie zukünftig mehr und mehr in den Führungsetagen der Unternehmen Präsenz zeigen und auch die Arbeitskultur verändern. Seiner Meinung nach seien sie jedoch weniger als Männer dazu bereit, am Wochenende für ihre Karriere ins Büro zu gehen. Doch für dieses Problem hat Dänemark schon eine Lösung parat, die es selbst Führungskräften ermöglicht, das Büro täglich um 17 Uhr zu verlassen. In Deutschland sind die Männer noch die Besserverdiener im Haushalt, doch der Trend geht dahin, dass Frauen und Männergleich viel verdienen, so wie es bereits in den USA der Fall ist.Eines vieler positiver Beispiele für eine erfolgreiche Integration über Zeitarbeit ist Paul Ghidu, ein Vertreter der Zeitarbeitnehmer. Er begann zuerst eine Lehre als Koch, die er aber dann abbrach. Danach fing er eine zweite Ausbildung als Industriemechaniker an, die er erfolgreich abschloss. Um mit 24 Jahren dann endlich Berufserfahrung zu erlangen, ging er in die Zeitarbeit, in der er bis heute mit großem Interesse tätig ist und inzwischen Maschinen zusammenbaut.
Flexibler Einsatz von Fachkräften
Wir haben bei Wolfgang Braunmüller, Geschäftsführer von Augusta Personaldienstleistung GmbH und Vorstandsmitglied des BAP nachgefragt, ob die Zeitarbeitsbranche vor dem Umbruch in bessere Zeiten steht: „Ganz klar. Zum einen kommen wir dank der Lohnsteigerungen endlich aus der öffentlichen Wahrnehmung als Lohndumper raus. Zum anderen wird der flexible Einsatz speziell von Fachkräften für viele Firmen immer wichtiger. Nur so können sie auf Krisen oder auch Auftragsspitzen reagieren und trotzdem gleichzeitig einen festen Mitarbeiterstamm mit dem so wichtigen Know-how halten. Die Flexibilität ist der entscheidende Nutzen der Zeitarbeit. Das haben wir ja in der letzten Krise ganz deutlich gesehen. Unter uns: Ich glaube, die Branche wird noch attraktiver, boomt weiter und eine Verdoppelung der Zahlen ist möglich!“
„Zeitarbeit sorgt für Sicherung der Arbeitsplätze“ Zum Thema Mindestlohn sagt Braunmüller: „Für uns ist die Diskussion um den Mindestlohn nicht relevant, da wir schon im September 2013tarifliche Lösungen mit den Gewerkschaften vereinbart haben, und zwar mit einer Lohnuntergrenze von 8,50 Euro. Ich bin der Meinung, dass Zeitarbeit Arbeitsplätze in Deutschland sichert, der Anteil der Zeitarbeiter liegt nach der neuesten Studie unter2 Prozent. Der Zeitarbeiter nimmt also keine Arbeitsplätze weg, sondern sorgt sogar für eine Sicherung der Arbeitsplätze. Sonst würden viele Unternehmen ins Ausland abwandern und dort ihre Produkte fertigen lassen, und das zu einem viel geringeren Mindestlohn.“