25 Jahre Antonierhaus in Memmingen – 1996 bis 2021

Ein kultureller Leuchtturm

Das Antonierhaus, wie man es heute kennt, feiert am 23. Mai dieses Jahres sein 25-jähriges Bestehen. Engagierten Bürger*innen und überzeugten Befürworter*innen in der Stadtverwaltung Memmingens ist es zu verdanken, dass dieses Denkmal saniert und seiner heutigen öffentlichen Nutzung zugeführt werden konnte.

Nicht wenige waren damals gegen den Erhalt der Eintracht – wie das Antonierhaus früher genannt wurde – und auch Gerichte sprachen der Anlage schon ihren Denkmalwert ab. Heute zum Glück kaum vorstellbar, ruft man sich die historische Bedeutung in Erinnerung. Das Antonierhaus in Memmingen ist die älteste, noch erhaltene Anlage des Antoniter-Ordens in Europa und lädt im Antoniter-Museum zur Erkundung dieser Geschichte ein.
Zum Jubiläum werden im Innenhof des Antonierhauses Interviews mit Persönlichkeiten präsentiert, die für Erhalt und Belebung dieses Kulturortes wichtig waren und sind.
„Auch wenn die Entscheidung damals keine einfache war, ist sie im Nachhinein die richtige gewesen und eine absolute Bereicherung für das Kulturwesen unserer Stadt“, bringt es Oberbürgermeister Manfred Schilder im Interview auf den Punkt. Ab dem 22.5.2021 sind die Ergebnisse auf zwei Bildschirmen im Innenhof zu erleben, sodass Interessierte auch bei aktuell noch geschlossenen Einrichtungen an der besonderen Geschichte dieses Ortes teilhaben können.
Wie so viele Veranstaltungen muss auch das 25. Jubiläum des Antonierhauses in diesem Jahr klein ausfallen. Das Kulturamt mit Stadtbibliothek und den Museen im Antonierhaus hat sich daher für eine Interviewreihe mit damaligen Akteur*innen der Debatte rund um den Erhalt des Hauses sowie Gästen und Mitarbeiter*innen entschieden. Entstanden sind rund 15 Interviews, welche die unterschiedlichen Facetten der Geschichte des Antonierhauses und ihrer heutigen Nutzung in den Mittelpunkt rücken.
Neben Alt-OB Dr. Ivo Holzinger, in dessen Amtszeit die Sanierung fiel, kommen etwa auch Ehrenbürger Herbert Müller, Initiator der Bürgerinitiative „Antonierhaus retten“, und Britta Kunz als Betreiberin des Café Kunz zu Wort. Im Zuge des Jubiläums schreitet auch die Modernisierung der Museen im Antonierhaus weiter voran. Informationstexte werden derzeit aktualisiert und liegen dann erstmals auch in englischer Sprache vor; zudem wird eine kleine Sonderausstellung zur Geschichte des Antonierhauses eingerichtet.

Historie
Im Mai 1996 wurde das Memminger Antonierhaus nach aufwändiger Sanierung der Öffentlichkeit vorgestellt. Beinahe neun Jahre waren die Projektverantwortlichen aus Stadtverwaltung und Architektur damit befasst, das zuletzt als Wohnhaus genutzte Spitalgebäude aus dem 15. Jahrhundert von Grund auf zu erneuern. Vorausgegangen waren einige unerfreuliche Auseinandersetzungen um den Erhalt der historischen Bausubstanz. Nicht wenige sprachen dem Antonierhaus jeglichen Wert ab und bezogen entschieden Position gegen den Erhalt des Gebäudes. Letztlich ist es der Fürsprache engagierter Bürger*innen und städtischer Mitarbeiter*innen zu verdanken, dass die Anlage erhalten und saniert werden konnte. Ein wichtiger Wegbereiter für diesen Erfolg war Dr. Adalbert Mischlewski, der sich stark um die Antoniter-Forschung verdient machte und den einmaligen Denkmalwert dieses ehemaligen Spitalgebäudes in der Geschichte des Ordens und der Stadt Memmingen darlegte. Somit setzte sich am Ende die Verantwortung gegenüber dem historischen Erbe durch und die Stadt stellte sich der Aufgabe einer Totalsanierung. Die eigentlichen Baumaßnahmen begannen im Jahr 1987 mit der Dachsanierung und waren schließlich am 23.5.1996 mit der Eröffnung der neuen Stadtbibliothek und des Strigel- und Antoniter-Museums abgeschlossen. Dank dieser öffentlichen Nutzung ist die imposante Vierflügelanlage zu einem Fixpunkt im Memminger Kulturleben geworden.
Im Zentrum des Gebäudes stand von Anfang an das Angebot der Stadtbibliothek mit über 100.000 Medieneinheiten auf drei Etagen im Nord- und Ostflügel. Bis heute begeistert die Einrichtung mit ihrem reichhaltigen Angebot die Stadtbevölkerung und ist zurecht die am häufigsten frequentierte Kulturinstitution der Stadt Memmingen. Gegenüber warten das Strigel-Museum und das Antoniter-Museum auf ihre Gäste und laden zur Erkundung der Ordensgeschichte der Antoniter und der herausragenden Kunst der Memminger Künstlerfamilie Strigel ein.
 
Einschätzung und Ausblick
Seit der Eröffnung vor 25 Jahren wird die Attraktivität des Antonierhauses nicht zuletzt von der Vielfalt seiner Angebote bestimmt. Unzählige Ausstellungen unterschiedlichster Künstlerinnen und Künstler, Konzerte und Kabarett, Versammlungen und Diskussionen machen den Antoniersaal zu einem unverzichtbaren Ort des bürgerschaftlichen Austausches in der Stadt.
„Im Rückblick wird deutlich, welch großer Schritt in der Memminger Kulturpolitik die Installation des Antonierhauses als neues kulturelles Zentrum war“, benennt es Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer. Das Haus und seine Akzeptanz in der Bevölkerung beschreiben eine große Erfolgsgeschichte. Gerade das ist aber auch Verpflichtung für die Zukunft. Das Strigel- und das Antoniter-Museum werden sich künftig noch weiter als Bildungseinrichtung beweisen müssen. Der Antoniersaal bedarf einiger technischer Modernisierungen und auch in der Bibliothek bleibt die Zeit nicht stehen, man denke nur an zuverlässiges W-LAN, schnellen Internetzugriff, digitalisierte Inhalte oder zeitgemäße Mediensicherung. In allen Bereichen des Antonierhauses werden sich in den kommenden Jahren wieder neue Aufgaben stellen, die angegangen werden müssen, um die vor 25 Jahren realisierte Idee in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.