AEV-Geschäftsführer Maximilian Horber im exklusiven Interview mit TRENDYone

„Wunder Klassenerhalt“ oder Abstieg?

Maximilian Horber brennt für den Eishockey wie kein anderer: Schon von Kindheit an war diese Sportart seine große Leidenschaft – Seit 2021 fungiert er als Geschäftsführer bei den Augsburger Panthern. Wir trafen den engagierten und sympathischen AEV-Boss im exklusiven Interview und sprachen mit ihm über den Fortgang nach dem Ende der Saison.

cropped-1710756695-unbenannt-79
Bild: Augsburger Panther
TRENDYone: Gerade nach der vergangenen Saison waren die Erwartungen hoch, dass die sportliche Entwicklung besser werden würde. Woran lag es Ihrer Meinung nach, dass die aktuelle Saison für die Augsburger Panther wieder derart negativ verlaufen ist?
Maximilian Horber: „Trotz aller negativer Prognosen sind wir mit unserer neuformierten Mannschaft stabil in die Saison gestartet und hatten 20 Spieltage vor Schluss zwölf Punkte Vorsprung auf Platz 14. Nach drei Vierteln der Saison waren wir näher an Platz 10 als an Platz 14. Die Auftritte unserer Mannschaft haben lange Mut gemacht, wir haben viele tolle Spiele mit einer hart arbeitenden Mannschaft gesehen. Unsere Spielweise war eine andere als die Saison vorher. Viele unserer vermeintlichen Leistungsträger verloren ihre Form und konnten an ihre Leistungen der ersten Monate nicht mehr anknüpfen. Die letzten zehn Spiele, speziell aber nach der Februar-Pause, ist uns die Saison dann entglitten, das Team war für alle spürbar mental angeschlagen, konnte mit dem Ergebnisdruck nicht umgehen und sich aus dieser Spirale nicht mehr befreien. Der zwischenzeitlich große Vorsprung und die damit verbundene Fallhöhe macht das Endergebnis noch bitterer."
 
Wie fällt Ihre wirtschaftliche Bewertung der abgelaufenen Saison aus?
„Trotz des sportlichen Misserfolgs dürfen wir auf ein gesundes Jahr zurückblicken. Unsere Fans waren unglaublich, der Rückhalt in einer schweren Saison beispiellos und zugleich Clubrekord. Auch unsere Partner stehen treu hinter uns. Wir haben das Vor-Corona-Niveau in absoluten Zahlen fast wieder erreicht. Das Problem ist allerdings, dass unsere heutigen Erlöse inflationsbereinigt weniger wert sind als vor fünf Jahren. Das gilt es perspektivisch auszugleichen. Trotz der sportlichen Rückschläge bewegen uns aber peu à peu in die richtige Richtung."
 
Die Fanbase ist trotz der erneut enttäuschenden Saison bisher weiterhin mehr als treu geblieben. Es gibt aus der Fanszene allerdings Aussagen wie "Lieber attraktive Spiele in der 2. Liga der DEL anstatt unattraktive in der 1. Liga. Wie stehen Sie dazu?
„Natürlich kann man so argumentieren. Klar ist doch aber auch, dass die DEL2 eine Profiliga ist, in der gutes Eishockey gespielt wird und sich viele ambitionierte und traditionsreiche Standorte duellieren. Es wäre naiv zu glauben, dass wir durch Hauptrunde und Playoffs marschieren und dann den Aufstieg feiern. Wir wären der Gejagte, müssten uns alles hart erarbeiten und auch eine Portion Glück haben. Warnende Beispiele gab es zuletzt genügend, sportlicher Erfolg ist nur bedingt planbar. Wenn wir also die Chance bekämen, auch nächstes Jahr wieder erstklassig zu sein, nehmen wir die Herausforderung 1. Liga wieder dankend und demütig an.
Anzeige
Sollten aber Kassel oder Krefeld die Liga gewinnen, dann starten wir mit dem Ziel Wiederaufstieg in die DEL2. Dazu haben wir die angesprochene Unterstützung unserer Fans. Es sind keine Floskeln, wenn wir sagen, dass wir die Loyalität und den Support extrem zu schätzen wissen. Die Einzigartigkeit unseres Standortes wird eindrucksvoll unterstrichen, Augsburg ist in guten wie in schlechten Zeiten eine Eishockeystadt."
 
Der Abstieg in die DEL2 ist wie im vergangenen Jahr, zwar sportlich entschieden, jedoch könnte es wie im letzten Jahr wieder unerwartet zum „Wunder Klassenerhalt" kommen. Welche Vorkehrungen werden jetzt schon unabhängig der tatsächlichen Liga-Zugehörigkeit in der kommenden Saison getroffen und wie gehen Sie mit dieser ungewissen Situation um?
„Wir haben unsere Lizenzanträge, inklusive der dazugehörenden Bürgschaften, im Februar fristgerecht in den Ligabüros der PENNY DEL und DEL2 eingereicht. Die Anträge sind die Voraussetzung, um bei sportlicher Qualifikation für die jeweilige Liga auch am Lizenzprüfungsverfahren teilnehmen zu können. Einreichungsfrist für die Bewerbungsunterlagen zur Lizenzprüfung ist dann der 24. Mai 2024. Sollte es die DEL2 sein, werden wir uns für den Fall des sportlichen Aufstiegs sofort wieder für das Lizenzierungsverfahren zur PENNY DEL-Saison 25-26 bewerben. Wir bereiten uns also formal, wirtschaftlich und sportlich auf beide Szenarien detailliert vor."
 
Welche Konsequenzen hat der sportliche Abstieg für die wirtschaftliche Lage der Augsburger Panther im Hinblick auf Vertragsverlängerungen bei Spielern und Sponsoren?
„Bereits heute wissen wir, dass wir in der kommenden Saison auch auf unsere langjährigen Premiumpartner AHA 360, Bob's Gastro, Augsburger Allgemeine, Haimer, Brauhaus Riegele und Stadtwerke Augsburg zählen können. Dazu haben wir mit MAN Energy Solutions einen großen Sponsor gewinnen können. Mit anderen Unternehmen laufen die persönlichen Gespräche, die Signale sind sehr positiv. Unser Eindruck ist, dass wir an unserem Standort viel Zuspruch und Hilfe erfahren. Wirtschaftliche Planungssicherheit ist zum jetzigen Zeitpunkt elementar und wegweisend. Wir sind sehr dankbar, dass die regionale Wirtschaft treu hinter uns steht. Wir sind zuversichtlich, für jede der beiden Ligen einen vernünftigen Etat aufzustellen. Natürlich wäre der finanzielle Spielraum in der DEL2 geringer, was alleine schon durch geringere TV-Einnahmen und fehlenden Einnahmen aus Zentralvermarktungen der Liga begründet ist. Je besser wir im Bereich Sponsoring arbeiten, so viel größer wird dann auch der Spielraum bei Personalentscheidungen. Klar ist aber auch, dass wir uns mit den Erfahrungswerten des letzten Jahres mit einigen Entscheidungen mehr Zeit lassen werden. Auch wenn es schwerfällt und wir gerne den ein oder anderen Vollzug melden wollen, werden wir uns intern wie auch öffentlich in Geduld üben müssen.“
 
Die Profis sind das eine, der Verein ist das andere. Was bedeutet die derzeitige Situation der Profis konkret für den Amateurbereich im Verein, den Nachwuchs etc.?
„Die Profiabteilung der Augsburger Panther Eishockey GmbH und der Nachwuchs des Augsburger EV e.V. sind durch einen gemeinsamen Kooperationsvertrag eng verbunden und verfolgen die gleichen Ziele. Wir sind mit der Vorstandschaft immer in einem konstruktiven Austausch. Dass sich beispielsweise MAN Energy Solutions mit seinem Sponsoring zu beiden Organisationen bekennt, ist für unseren Standort eine tolle Sache.“