Aktion für den Fortbestand des Stadtfest Kempten

«Leere Bühne statt Stadtfest»

In der Nacht vom 03. auf den 04. Juli wurden in Kempten bei der Aktion „Stadtfest goes empty stage“ die St.-Mang-Kirche und das Rathaus mit rotem Licht illuminiert. Damit wollte das City-Management Kempten auf das ausgefallene Stadtfest aufmerksam machen, das ursprünglich am ersten Juliwochenende stattgefunden hätte. Außerdem war beabsichtigt auf die Vielfältigkeit und Systemrelevanz der Veranstaltungswirtschaft, gerade auch im Allgäu, hinzuweisen.

Seit März macht die Veranstaltungswirtschaft keinen Umsatz mehr. Anders als in anderen Branchen können weggefallene Umsätze nicht nachgeholt werden. Dies betrifft auch zahlreiche Allgäuer Betriebe aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Catering, Bühnenbau, Eventlocation, Konzertveranstalter, Künstler und Solo-Selbstständige. Das gesamte Jahres-Auftragsbuch wurde am 23. März von 100% auf 0 heruntergefahren. Die Veranstaltungsbranche im Allgäu besteht vor allem aus kleinen und mittelgroßen Betrieben mit 5-10 Vollzeitangestellten. Das weitere Personal wird meist durch Freelancer – sprich Freiberufler und Solo-Selbstständige gestellt. So erschien am Abend auch Felix Körper, Geschäftsführer der Firma Körper Licht- und Tontechnik, mit seinem Team am Sankt Mang Platz, um über die schwierige wirtschaftliche Situation zu sprechen. Felix Körper wünscht sich von der Politik einen klaren verbindlichen Fahrplan, wie und wann seine Branche aus dem gegenwärtigen Stillstand herausgeführt werden kann. „Ich kann meine Personalkosten durch Kurzarbeitergeld gegenwärtig senken, aber die Kosten zur Unterbringung, Lagerung und Pflege meiner Licht- und Tontechnik und des Fuhrparks fressen mich mittelfristig auf. Zudem ist es zwingend notwendig, dass bei einem Wiederbeginn unserer Tätigkeit unsere Branche genügend Vorlaufzeit bekommt, um logistische wie personelle Herausforderungen bewältigen zu können.", so Felix Körper, der seit 2014 erfolgreich mit seinem Team für den Bereich Bühnenbau und Bühnentechnik des Stadtfest Kempten verantwortlich zeichnet.



Nur Verlierer

Die Absage des Stadtfests als kulturelles Gut für Kempten und die gesamte Region stellte einen herben Verlust für eine Vielzahl von Akteuren dar. Nicht nur dem City-Management Kempten als Organisator fehlen Einnahmen, auch für knapp 1.000 Mitwirkende von Tanzschulen und lokalen Vereinen fiel eine wirkungsvolle und liebgewonnene Präsentationsplattform weg. Jedes Jahr traten am Veranstaltungswochenende bis zu 15 Bands und Live-Acts als musikalisches Highlight auf und rund 30 Gastronomen sorgten beim Stadtfest für das leibliche Wohl der Besucher. 20 Sponsoren und Partner machten in der Vergangenheit mit ihrer finanziellen und organisatorischen Unterstützung das Gelingen der Großveranstaltung möglich und nutzten das Format zur werblichen Darstellung. Im Schnitt 40.000 Menschen besuchten jedes Jahr die Veranstaltung und vermissen heuer die einmalige Atmosphäre in der Kemptener Innenstadt. Zudem ist das Stadtfest ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für die lokale Ökonomie. Entlang der Wertschöpfungskette sind fast 50 Dienstleister eingebunden, die bei Auftragsvergaben berücksichtigt wurden, vom Werbegrafiker, über den Metzger bis zum Bühnenbauer. Beim Stadtfest Kempten sind alleine für den Auf- und Abbau der Bühnen ca. 15 bis 18 Mann eingesetzt – über eine Arbeitswoche am Stück. Um auf die Nichtdurchführung des Stadtfests, aber vor allem auch auf die Nöte der Veranstaltungsbranche auch in der Region hinzuweisen, wurden nun am Freitag ab 21 Uhr an zwei großen Veranstaltungsorten des Stadtfests, dem St.-Mang-Platz und dem Rathausplatz, für drei Stunden mit der St.-Mang-Kirche und dem Rathaus zwei prominente Gebäude rot angestrahlt.

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