Alexander Ferstl vom Modehaus JUNG über den Einzelhandel als Erlebnisort

„Es reicht nicht mehr aus, einen Bedarf zu decken - Kunden wollen begeistert werden!“

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Bild: Alexander Ferstl
Die aktuelle Lage im stationären Einzelhandel ist sehr angespannt. Man kann durchaus von einer allgemeinen Krise des Einzelhandels sprechen. Die Ursachen für die aktuelle Situation sind vielfältig: Die Frequenzen in den Geschäften sind rückläufig. Es herrscht eine starke Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund von Inflation, sinkenden Reallöhnen, aber auch der allgemeinen Verunsicherung aufgrund der anhaltenden politischen Unsicherheiten weltweit. Zusätzlich sind die Einzelhändler von stark steigenden Kosten, hohen Mieten und fehlendem Fachpersonal betroffen. Der allgemeine Strukturwandel im Einzelhandel schreitet weiter voran. Umsätze verschieben sich zunehmend vom stationären zum Onlinegeschäft, auch wenn zuletzt selbst das Onlinegeschäft stagniert hat oder gar rückläufig war. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Kunden kontinuierlich. Es reicht bei weitem nicht mehr aus, einen Bedarf zu decken. Der Kunde will begeistert werden und ein echtes Einkaufserlebnis haben. Die aktuelle Situation bietet aber auch Chancen für diejenigen, die bereit sind, althergebrachte Konzepte zu überdenken und sich den steigenden Ansprüchen der Kunden anzupassen. Der Markt konsolidiert sich zunehmend. Viele Geschäfte schließen. Die Zeit der großen Kaufhäuser mit umfassendem Warenangebot ist ohnehin längst vorbei. Aber auch kleinere, inhabergeführte Fachgeschäfte, welche teilweise über Generationen bestanden haben, verschwinden, wenn sie sich dem Markt nicht schnell genug anpassen. Oftmals findet sich auch kein Nachfolger aufgrund fehlender Fortführungsperspektive. Ich bin aber überzeugt davon, dass der stationäre Einzelhandel weiterhin seine Daseinsberechtigung hat und durchaus erfolgreich betrieben werden kann, solange man sich darauf konzentriert, den Menschen die Vorteile des Einkaufs in einem Fachgeschäft nahezubringen und insbesondere all das zu bieten, was der Onlinehandel nicht abbilden kann. Dies umfasst insbesondere die Dienstleistung im Allgemeinen mit umfassenden Serviceleistungen, kompetenter Beratung und herzliche Mitarbeitende. Außerdem geht es auch um Emotionalität und einzigartige (Einkaufs-)erlebnisse, etwa durch eine entsprechende Gestaltung des POS, aber z.B. auch durch hochwertige Veranstaltungen und begehrliche Events. Die Individualität und Einzigartigkeit der (oft inhabergeführten) Fachgeschäfte stehen als Gegenentwurf zum anonymen und langweiligen Onlineshopping bzw. zu dem oft austauschbaren und eintönigen Auftritt und Erscheinungsbild vieler Filialisten. Natürlich ist auch ein zeitgemäßer Außenauftritt, insbesondere Online, etwa durch Präsenz in den sozialen Medien sowie eine ansprechende Homepage und entsprechende Auffindbarkeit in Suchmaschinen heute unerlässlich. Wir beim Modehaus JUNG leben all dies schon seit langem und können uns dadurch erfolgreich behaupten. Wie bereits beschrieben werden Veranstaltungen und Events für den Einzelhandel immer wichtiger. Durch diese lassen sich Emotionen transportieren und im Bestfall einzigartige Erinnerungen schaffen, wodurch ein hohes Maß an Verbundenheit und Identifikation der Kunden erzeugt wird. Wir haben uns schon seit längerem auf solche Events spezialisiert, zu welchen wir unsere Stammkunden einladen. Hierzu haben wir sogar eine eigene Veranstaltungsfläche im obersten Stockwerk unseres Hauses, auf welcher wir regelmäßig unterschiedliche Events, wie etwa unsere Saisonmodenschauen, verschiedene Business- und Networking-Events, aber auch After-Work-Shopping-Partys veranstalten. Wir bemerken hierbei einen stetig steigenden Zuspruch zu diesen Veranstaltungen und dementsprechend auch steigende Umsätze. Auch verkaufsoffene Sonntage, wie in etwa der Oberhauer Marktsonntag, oder verlängerte Öffnungszeiten bei Abendveranstaltungen, wie etwa unsere Shopping-Nights, werden zunehmend von Bedeutung sein. Insofern schätzen wir die vor kurzem erweiterten Möglichkeiten durch das neue bayerische Ladenschlussgesetz und beabsichtigen von diesen auch Gebrauch zu machen.“