Alternative Adoption

Adoptionsdienst der KJF berät Mütter in Notlagen

Das Findelkind von Bobingen sorgt seit knapp zwei Wochen für Schlagzeilen: Ein neugeborener Bub war von einer unbekannten Person nachts vor einem Wohnblock ausgesetzt worden. Aktuell wird der Säugling in einer Augsburger Kinderklinik versorgt. Nach seinen Eltern sucht die Polizei bislang vergeblich. Unklar ist auch, ob es die Mutter war, die ihn vor dem Wohnblock abgelegt und bei einem Bewohner geklingelt hat.

Finanzielle Schwierigkeiten, eine instabile Partnerschaft, die Schwangerschaft als Folge von Gewalt – Claudia Reithmeier kennt viele Gründe, warum Mütter (oder Eltern) sich nicht in der Lage sehen, ihr eigenes Kind aufzuziehen. Die Diplom-Sozialpädagogin leitet den Adoptionsdienst der Katholischen Jugendfürsorge (KJF), der vom Bayerischen Landesjugendamt für die Durchführung von Inlandsadoptionen anerkannt ist. Häufig kommen Frauen über Beratungsstellen oder durch Internetrecherche zu Reithmeier. Wie umfassend die Beratung sein kann, hängt ganz davon ab, wann sich die Frauen an sie wenden: „Manche kommen gleich am Anfang der Schwangerschaft, manche erst kurz vor der Geburt.“ Eine intensivere Beratung ist sinnvoll, denn eine Adoption ist eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung von großer Tragweite. Rechtskräftig wird sie etwa nach einem Jahr, wenn das Familiengericht die Adoption ausspricht.

Der Adoptionsdienst der KJF ist auch Anlaufstelle für Paare, die ein Kind adoptieren möchten. Sie durchlaufen wie beim Jugendamt eine Eignungsüberprüfung. Dabei achtet Claudia Reithmeier nicht nur auf formale Kriterien wie beispielsweise den Altersabstand zum Kind, den Gesundheitszustand oder die partnerschaftliche Stabilität, sondern auch darauf, was das jeweilige Kind braucht: „Ich versuche, die am besten geeigneten Adoptiveltern für ein Kind zu finden.“ Dabei kann auch eine Rolle spielen, wie die Schwangerschaft verlaufen ist, ob es schon ein Geschwisterkind gibt oder ob die künftigen Adoptiveltern bereit sind, ein Kind mit Behinderung aufzunehmen.

Doch Reithmeiers Arbeit beschränkt sich nicht auf die bloße Adoptionsvermittlung: Sie übernimmt die Beratung aller Beteiligten über den Adoptionsbeschluss hinaus, begleitet auf Wunsch auch auf der Herkunftssuche. Entscheidend für die Arbeit gerade auch in der Begleitung der so genannten teiloffenen Adoption, in der vielleicht ein Kontakt stattfindet oder die biologischen Eltern ein aktuelles Foto bekommen, ist immer das Kindeswohl. Zudem werden für die Adoptionsfamilien und die Kinder, aber auch für die Adoptionsbewerber Seminare und Möglichkeiten zum Austausch angeboten.

Die Zahl der Fremdadoptionen – keine Stiefeltern- und Verwandtenadoptionen – ist insgesamt rückläufig. 2013 betrug sie laut Bayerischem Landesamt für Statistik 166. Das könnte laut Claudia Reithmeier daran liegen, dass in den vergangenen Jahren „viel für junge Familien getan wurde“. Als ein Beispiel nennt sie das Büro der Frühen Hilfen am Josefinum, dessen Mitarbeiterinnen jungen Familien den Start ins Leben erleichtern wollen, indem sie ihnen etwa den Zugang zu verschiedenen Hilfsangeboten ermöglichen. „Finanzielle Schwierigkeiten müssen dann kein Grund mehr sein, das Kind zur Adoption freizugeben“, so Reithmeier. Das Angebot der Vermittlung von Kindern zu Adoptiveltern wird dennoch weiterhin eine Alternative für die Eltern und die Kinder und auch ein Angebot der KJF bleiben: "Es richtet sich an Eltern, die trotz aller Unterstützungsangebote in der aktuellen Situation überfordert sind und sich wünschen, dass ihr Kind unbelastet aufwachsen kann."

Weitergehende Informationen zum Thema Adoption gibt es unter http://www.kjf-bayern.de/

Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)
Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF) wurde 1911 gegründet. Sie ist ein Gesundheits- und Sozialdienstleister mit rund 80 Einrichtungen und Diensten im Gebiet zwischen Lindau, Neu-Ulm, Nördlingen, Aichach und Murnau. Dazu gehören unter anderem Angebote der Medizin mit mehreren Kliniken, der Berufsbildung für behinderte und nicht behinderte Jugendliche und Erwachsene mit Berufsbildungswerken und Vermittlungsdiensten, der Kinder- und Jugendhilfe mit Wohngruppen, Tagesstätten, Beratungsstellen und mobilen Diensten sowie mehrere Schulen.
Die rund 3.700 Beschäftigten des Verbandes helfen im Jahr 75.000 Kindern, Jugendlichen und Familien bei Schwierigkeiten und Fragen. Vorstandsvorsitzender der KJF ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Weihbischof em. Josef Grünwald.

Weitere Informationen zur KJF Augsburg finden Sie unter www.kjf-augsburg.de.