Alternive Wege um schwanger zu werden

Was tun, wenn‘s nicht klappt?

Selektive Wahrnehmung: Ist der eigene Kinderwunsch übermächtig, besteht die Welt plötzlich vollends aus schwangeren Frauen, Kinderwägen und Schleifen in Pastelltönen. Alle sehen so glücklich aus. Während Frauen sehnsüchtig den kugelrunden Bäuchen hinterherblicken, schleicht sich die bohrende Frage in die Köpfe, warum es mit der eigenen Familienplanung einfach nicht funktionieren will.

Wir erklären Ihnen, woran die lange Wartezeit auf ein Baby liegen könnte, ab wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten und welche Möglichkeiten es gibt, schwanger zu werden. Dies und noch vieles mehr erfahren Sie, wenn Sie Ihrem Blick von all dem babyblau und zartrosa eine Pause gönnen und sich in diese Seiten vertiefen.

Ab wann werden Frauen im Schnitt schwanger?
Mehr als zehn Prozent der neugeborenen Kinder haben heute eine Mutter, die älter als 35 ist. Schwanger werden Frauen heute im Schnitt mit 28 Jahren. Nice to kow: Jede Frau ist im Monat maximal fünf bis sechs Tage fruchtbar.

Woran kann es liegen, wenn es nicht klappt?
Etwa 15 Prozent der Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Mit je 40 Prozent sind Männer und Frauen in gleichem Maße von organischen Ursachen betroffen.

Dazu gehören:
  • Endometriose bei der Frau (gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut – fast 30 Prozent der Frauen sind davon unwissentlich betroffen)
  • Über- oder Unterfunktionen der Schilddrüse
  • Hormonelle Störungen
  • Hodenhochstand beim Mann
  • Lebensstilfaktoren wie hoher Alkoholkonsum, Rauchen und Stress
  • Vorerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck

Ab wann zum Arzt?
Trotz Engelsgeduld und Gelassenheit sind Sie Ihrem Kinderwunsch kein Stück nähergekommen? Mediziner raten Frauen bis Anfang 30 etwa ein Jahr zu warten, ehe sie ärztliche Hilfe aufsuchen sollten. Bei Frauen ab 35 Jahren kann es noch länger dauern, bis sich eine Schwangerschaft einstellt. Daher wird dieser Zielgruppe bei einem unerfüllten Kinderwunsch empfohlen, nach einem halben Jahr ärztliche Hilfe suchen.

Mögliche Wege zur Schwangerschaft

Schwanger werden mit Medikamenten oder Hormonbehandlung
Ein unerfüllter Kinderwunsch liegt bei gut einem Drittel der Frauen in Störungen des Hormonhaushalts begründet. Diese behindern die Reifung der Eizellen oder verhindern den Eisprung. Waren natürliche Maßnahmen zur Verbesserung der Fruchtbarkeit wie Yoga, Sport und gesunde Ernährung erfolglos, kann Ihr Gynäkologe ein sogenanntes Zyklus-Monitoring vorschlagen. Dabei wird Ihr Hormonspiegel während des monatlichen Zyklus untersucht. Anhand dieser Ergebnisse kann der Facharzt Ihrem Kinderwunsch durch Hormone auf die Sprünge helfen. Meist dauert es rund sechs bis sieben Zyklen, bis Frauen ihre Fruchtbarkeitstabellen gegen einen Schwangerschaftskalender austauschen können.

Neben der Hormontherapie gibt es noch andere Medikamente und Präparate, die bei Kinderwunsch zum Einsatz kommen. Ein häufig verwendetes Präparat ist Clomiphencitrat: es regt die Reifung der Eizellen an und fördert die Ausschüttung der Geschlechtshormone FSH (follikelstimulierende Hormone) und LH (luteinisierendes Hormon).

Künstliche Befruchtung – Ablauf und Methoden
Sind alle anderen Möglichkeiten zur Therapie bei einem unerfüllten Kinderwunsch ausgeschöpft, bleibt Paaren die künstliche Befruchtung, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Heißt: die Eizelle der Frau wird mit einer Samenzelle des Mannes außerhalb des weiblichen Körpers befruchtet. Die Eizellen entnimmt der Facharzt dabei direkt aus der Gebärmutter der Frau. Die Spermien stellt der Mann entweder durch Masturbation zur Verfügung oder sie werden aus den Hoden gewonnen. Vielleicht ein Hauch Science-Fiction:  Bei der künstlichen Befruchtung unterscheiden Fachleute die intrauterine Insemination (IUI), die In-vitro-Fertilisation (IVF) und die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Je nach Methode hat die künstliche Befruchtung einen anderen Ablauf.

Die intrauterine Insemination
Die Samenübertragung erfolgt hier direkt im Körper der Frau. Der Samen des Partners wird dabei mit einem Schlauch in die Gebärmutter transportiert. Eine tragende Rolle für den Erfolg dieser Methode sind vor allem das Alter der Frau und die Qualität des Spermas. Pro Zyklus kommt diese Art der künstlichen Befruchtung auf eine Schwangerschaftsrate von
10 bis 15 Prozent.

Künstliche Befruchtung mit In-vitro-Fertilisation
Diese künstliche Befruchtung ist die am häufigsten angewendete Methode. Sie hat mit einer durchschnittlichen Schwangerschaftsrate von 38-41 Prozent deutlich höhere Erfolgschancen als die IUI. Und das geht wie? Vor dem Eingriff erhält die Frau zunächst Hormone, damit in ihrem Körper möglichst viele Eizellen heranreifen. Sind diese voll entwickelt, saugt der Spezialist sie mit einem Schlauch ab. Ihr Partner ist für die benötigten Samenzellen zuständig. Beide Komponenten bringt der Spezialist in einer Nährlösung zusammen. Die Samenübertragung findet demnach außerhalb des Körpers der Frau statt. Hat die Befruchtung stattgefunden, teilen sich die befruchteten Eizellen und bilden Embryonen. Der Gynäkologe setzt bis zu drei befruchtete Eizellen in Ihre Gebärmutter ein. Nisten sich eine oder mehrere Eizellen in der Gebärmutter ein, ist die Frau schwanger. 

Künstliche Befruchtung mit ICSI
Ist die Fruchtbarkeit beim Mann stark eingeschränkt, kann eine künstliche Befruchtung durch die ICSI-Methode helfen. Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion bedeutet, dass eine Ihrer Eizellen gezielt mit einer Samenzelle Ihres Partners befruchtet wird. Dazu werden Eizellen aus Ihrer Gebärmutter entnommen, der Mann spendet den Samen. Mit einer feinen Nadel wird die männliche Samenzelle direkt in die Eizelle injiziert. Ist die Befruchtung erfolgreich, werden Ihnen die befruchteten Eizellen wie bei der In-vitro-Befruchtung eingepflanzt. Auch hier ist die Empfängnis des Babys peripher.

Bei der In-vitro-Fertilisation und bei der ICSI besteht immer ein Risiko von Mehrlingsschwangerschaften und damit eine Mehrbelastung für den Organismus der Frau. Schwangerschaften, die durch künstliche Befruchtung entstehen, verlaufen in der Regel normal und somit eine reelle Chance auf den eigenen Nachwuchs.

Mögliche Kosten 
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen 50 Prozent der Fruchtbarkeitsbehandlung, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen:
  • Das Paar muss verheiratet sein
  • Frau und Mann dürfen nicht jünger als 25 sein
  • Die Frau darf nicht älter als 40 und der Mann nicht älter als 50 sein
  • Die Behandlung muss medizinisch sinnvoll und aussichtsreich erscheinen

Nice to know:
Vor Beginn der Behandlung muss ein genehmigter Behandlungsplan mit Kostenschätzung eingereicht werden. Zudem müssen sich beide Partner auf HIV testen lassen. Bei der Frau muss Rötelnschutz vorhanden sein sowie ein Test auf Hepatitis B vorliegen. Pi mal Daumen sollten Sie pro Behandlungszyklus mit Kosten zwischen 2.000 und 4.000 Euro rechnen.

Da bei Kinderwunsch wie bei der Ernährung in der Schwangerschaft eine ausreichend hohe Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen notwendig ist, können Sie Ihre Fruchtbarkeit außerdem mit geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln erhöhen. Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass sich Ihr Wunsch vom eigenen Kind erfüllen wird.

Möchte sich Ihr Kinderwunsch trotz aller medizinischer Hilfe nicht erfüllen, könnte eine Adoption eine gute Lösung sein. Dazu muss ein Elternteil mindestens 25 Jahre und ein Elternteil mindestens 21 Jahre alt sein. Ein Höchstalter für Adoptiveltern ist gesetzlich nicht festgelegt. Der Altersunterschied zwischen Adoptiveltern und Kindern sollte laut Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter einem natürlichen Abstand entsprechen.
Text: Stefanie Steinbach