Neue Windkraftanlagen in Markt Wiggensbach im Allgäu geplant

Frischer Wind im Allgäu?

Oberallgäu…Trotzdem das Allgäu mit der Gemeinde Wildpoldsried ein bundesweites und international mehrfach ausgezeichnetes Windkraftprojekt in Bürgerhand vorweisen kann, stößt der Bau neuer Windkraftanlagen im Allgäu z.T. auf Widerstand in der Bevölkerung.

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Auf dem Höhenrücken des Kemptner Waldes stehen die Windenergieanlagen der Wildkraft zwischen den Gemeinden Altusried und Wildpoldsried.Bild: AÜW
Zumindest eine weitere Allgäuer Gemeinde hat sich nun vorgenommen ein ähnliches Windkraftprojekt mit Bürgerbeteiligung in naher Zukunft umzusetzen. Am 14. Dezember 2023 hatten Bürgermeister Thomas Eigstler für den Markt Wiggensbach zusammen mit der BioEnergieAllgäu (BEA) den Standortsicherungsvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) für die Prüfung von Standorten im Bereich des Kürnacher Waldes zur Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) unterzeichnet. Dies wurde möglich, da zuvor der Marktgemeinderat die Ermächtigung zur Unterzeichnung einstimmig erteilt hat. Nun wird geprüft, ob im Kürnacher Forst auf der Flur des Marktes Wiggensbach bis zu fünf Windkraftanlagen errichtet werden können. Bürgermeister Eigstler kommentiert die Planungsphase so: „Dieser Vertrag gibt uns 4 Jahre Zeit die Genehmigungsfähigkeit solcher Anlagen zu prüfen. Folgende Herausforderungen müssen noch gelöst werden: Anschluss an das allgemeine Stromnetz, Artenschutz für die bestehende Vogelpopulation, Einhaltung 7 km Abstand zum Drehfunkfeuer zur Steuerung des Flugverkehrs und die Kompensationsmöglichkeit für den Eingriff in das FFH-Schutzgebiet. Trotz der vorhandenen hohen Hürden werden wir uns dieser Herausforderungen stellen!"

Planverfahren beginnen

Der Partner für einen möglichen Zubau von Windenergieanlagen ist im Allgäu die BioEnergie Allgäu GmbH & Co. KG, die einen Zusammenschluss aus den Allgäuer Kraftwerken, dem ZAK und dem Allgäuer Überlandwerk darstellt. Das Unternehmen ist an Windparks und dem Holzheizwerk Scheidegg beteiligt. Hauptaufgabe ist die Standortidentifikation, die Planung, so wie der Bau und Betrieb von dezentralen, regenerativen Erzeugungs- und Versorgungsanlagen, hauptsächlich aus Biomasse und Windenergie. Nachdem Mitte 2023 die bayerischen Staatsforsten zwei Flächen westlich von Wiggensbach für die Nutzung von Windenergie ausgeschrieben hatten, bewarb sich die BioEnergie Allgäu GmbH um einen Standortsicherungsvertrag mit der Gemeinde Wiggensbach, um langfristig einen Windpark zu realisieren. Nach erfolgreichem Abschluss  werden nun die für das Genehmigungsverfahren notwendigen Prüfungen und Planungen in Auftrag gegeben. Damit möglicher Widerstand in der Gemeinde vermieden werden kann, möchten Bürgermeister Eigstler und andere Gemeinderatsmitglieder die Bürger ermächtigen, sich direkt Anteile am Windpark zu kaufen. „Eine Genossenschaft ist da eine faire Lösung. Jedem Bürger sollte es möglich sein, sich über ein Stückelung von 500 bis 1.000 Euro am Windpark beteiligen zu können und so vom Vorhaben monetär zu profitieren." Text: Jörg Spielberg

TRENDYone hat Stimmen zu neuen Windparks im Allgäu eingeholt:

Thorsten Häusler, Windkraftverantwortlicher bei AÜW, erklärt:
"Wir glauben daran, dass das Allgäu mit dem richtigen Mix aus Wasserkraft, Sonnenenergie, Batteriespeichern und eben Windkraftanlagen fit für die Energiezukunft wird. Wenn alle Akteure zusammen in die gleiche Richtung arbeiten, schaffen wir auch in unserer Heimat weitere Schritte in Richtung CO2-Neutralität."  
 
Stellungnahme von Reinhold Faulhaber, 1. Vorsitzender ILKA e.V.:
 
Viel Schaden, wenig Nutzen! Windkraftanlagen (WKA) führen allein schon wegen der Mechanismen des seit 2005 gültigen EUweiten CO₂-Zertifikatehandels, der die Gesamtmenge der möglichen Emissionen in der EU deckelt, zu keiner CO₂-Einsparung, höchstens zur Verlagerung des Ausstoßes. Im relativ windschwachen Allgäu kommen uns WKA besonders teuer, denn je windärmer der Standort, desto höher fällt die EEG-Subventionierung aus.
 
Der im Allgäu geplante massive Bau von Windkraftanlagen in Wäldern würde diese dezimieren, fragmentieren und entwerten, den EU-Schutzbestrebungen zur  Wahrung der Biodiversität somit zuwiderlaufen. Je WKA müssten durchschnittlich 8.900 Quadratmeter des CO₂ – Speichers Wald abgeholzt werden, mit besonders negativen Folgen für die gesamte Tierwelt.
 
In Schwachwindregionen, wie dem Allgäu, müssen WKA besonders hoch gebaut werden. Aktuell sind bereits 285 Meter hohe Anlagen geplant. Diese würden die wertvolle Erholungslandschaft, das Kapital des Tourismus, gefährden. Von den Zumutungen für Anwohner ganz zu schweigen.