BBU 01 am Samstag zu Gast bei Alba Berlin

Auch ohne Osetkowski konkurrenzfähig

ratiopharm unterliegt nach zwei Auswärtssiegen in Folge, am Samstag in Berlin, lässt sich aber auch bei der ersten Niederlage in der Bundesliga nie abschütteln.

Am Samstag den 19.12. 2020 gegen den EuroLeague-gestählten Favoriten und gegen alle widrigen Umstände bleibt ratiopharm ulm in der Hauptstadt seiner Identität treu. Wenngleich Alba Berlin dem Team von Jaka Lakovic die erste Niederlage in der easyCredit BBL beibringt, geben sich die Uuulmer trotz eines zwischenzeitlichen 19-Punkte-Rückstands nie auf und sind bis drei Minuten vor dem Ende im Spiel (83:77). Und das ohne ihren Starcenter! Denn die erste schlechte Nachricht für die Uuulmer Fans gab es schon vor Tipoff: Die Schulterverletzung von Dylan Osetkowski, die sich der Big Man in Malaga zuzog, zwang den besten Scorer seiner Mannschaft zum Zusehen. Wenngleich Klepeisz gesteht, dass der Ausfall von Osetkowski „viel für uns verändert hat“, lobt Lakovic den kämpferischen Auftritt seines Teams. „Im Schlussviertel hatten wir zwar nochmal die Chance heran zu kommen, haben unsere Möglichkeiten aber nicht gut genug ausgenutzt“, so Lakovic über die Kleinigkeiten, die ein Ulmer Comeback letztlich verhinderten.


Im Fokus: Ohne Dylan Osetkowski – und dann auch noch in Berlin. Wer gedacht hätte, der Ausfall des zweiteffektivsten Spielers des EuroCups würde sein Team automatisch zum hoffnungslosen Außenseiter degradieren, sah sich getäuscht. Wenngleich ratiopharm ulm die durchschnittlich 16,5 Punkte seines Big Man schmerzlich vermisste, „haben Nico, Isaiah und Aric heute gut auf der Fünf ausgeholfen“, urteile Tommy Klepeisz nach der Partie bei MagentaSport. Insbesondere Nico Bretzel überzeugte mit einer perfekten Wurfquote (4/4) und einer neuen persönlichen Bestmarke (8 Punkte). Wilkins, der am längsten von allen Ulmern auf dem Feld stand (25 Minuten), stellte seinen 9 Punkten 6 Rebounds, sowie zwei Assists und Steals zur Seite. Einzig die Szene, als Wilkins beim Stand von 78:70 allein unter dem Korb stehend den Ball beim Dunking-Versuch auf und nicht durch den Ring donnerte, wird der 25-Jährige möglichst schnell aus seinem Gedächtnis streichen wollen.

Die Befürchtung, die Per Günther vor dem Spiel geäußert hatte, bewahrheitete sich. „Alba wird besonders versuchen, den Start zu dominieren“, hatte Günther vermutet – und Recht behalten. Die EuroLeague-gestressten Gastgeber powerten sich mit drei Dreiern in 90 Sekunden zu einem 11:2-Start und zwangen Lakovic nach zweieinhalb Minuten zur ersten Auszeit. Und der Ulmer Head Coach nahm früh die richtigen Anpassungen vor. Deutlich wacher und aggressiver erspielte sich ratiopharm ulm selbst einen Lauf und schloss bis auf 13:11 auf. In der 7. Minute war es dann Wilkins, der den verletzten Osetkowski gut vertrat, der zum 13:13 ausglich. Mit vier Punkten in Folge schickte Bretzel das erste Viertel beim Stand von 20:19 in die erste Viertelpause. Dann war es die „all German Squad“ bestehend aus Klepeisz, Obst, Heckmann, Philipps und Bretzel, die die erste Ulmer Führung erspielte. Insbesondere Philipps dominierte die ersten Minuten des zweiten Viertels: Zunächst mit einem Dunk gegen Giffey, dann mit zwei Steals und schließlich mit zwei Freiwürfen zum 20:25 (12. Minute). Alba antwortet wie schon zu Beginn der Partie aus der Distanz: Mit einer starken Dreierquote (7/13) warfen sich die Berliner zurück in Führung (35:31). Nach einigen Ulmer Unkonzentriertheiten und einem 0:12-Lauf, bat Lakovic sein Team erneut zur Auszeit. Defensiv nicht mehr so konsequent wie zu Spielbeginn kassierten die Gäste im zweiten Viertel 31 Zähler und gingen mit einem Zehn-Punkte-Rückstand (51:41) in die Pause.

Nach zwei lässigen Anspielen von Jayson Granger – dem insgesamt acht Assists gelangen – die seine heranfliegenden Big Men in die bis dato höchste Alba-Führung verwandelten (55:41), initiierte John Petrucelli mit einem Steal einen Ulmer Zwischenspurt (55:47), den Berlin umgehend konterte und Mitte des dritten Viertels alles fest im Griff hatte (64:47). Dann war es Luke Sikma, der mit einem Alley-oop nach Anspiel von Jonas Mattisseck die Berliner Dominanz krachend untermauerte. Bei noch 12 Minuten auf der Spieluhr – und nach dem nächsten Berliner Dunk – war der Rückstand auf 19 Zähler angewachsen (71:52). Mit gutem Passspiel gegen das schnelle Doppel der Berliner Verteidigung und zwei Dreiern von Conger retteten die Gäste eine Minimalchance ins letzte Viertel (73:61). Und Conger machte weiter (Hoffnung): Mit seinem dritten Dreier verkürzte der Small Forward zunächst auf acht Punkte, ehe Holman sein Team mit einem weiteren Dreier noch näher heranbrachte (75:68). Doch Alba hatte immer die richtige Antwort: Erst war es Johannes Thiemann, dem ein Dreier gelang, dann Mattissek, der mit Ablauf der Wurfuhr und Brett aus der Distanz das Ulmer Momentum killte. Wenngleich ratiopharm ulm immer wieder zurückkam – so wie durch den Dreier von Caupain zum 83:77 in der 37. Minute – waren es die Berliner Dreier, die den Unterschied ausmachten. Bei noch gut einer Minute auf der Uhr setzte Louis Olinde den „Dagger“ zum 90:77 aus 6,75 Metern Entfernung.

O-Ton
Jaka Lakovic: „Es war heute ein verdienter Sieg für Berlin. Ich glaube, dass wir heute insgesamt gut gekämpft haben und Einsatz gezeigt haben. Alba hat es heute geschafft, in mehreren Phasen, Läufe zu generieren. Wir hatten im Schlussviertel zwar nochmal die Chance heran zu kommen, haben unsere Möglichkeiten aber nicht gut genug ausgenutzt. Auf der anderen Seite hat Alba auch die Qualität, jeden Fehler, den wir machen, zu bestrafen.
Tommy Klepeisz: „Alba hat sehr viel Qualität und kann den Druck über 40 Minuten hochhalten. Das ist etwas, was wir als Mannschaft vielleicht noch lernen müssen. Man darf sich keine Durchhänger erlauben, weil Alba diese sofort bestraft und sich einen hohen Vorsprung erarbeitet. Wir mussten heute von Beginn an dem Rückstand hinterherlaufen, was eine Menge Energie gekostet hat. Am Ende ist uns vielleicht auch ein bisschen die Puste ausgegangen. Dass Dylan heute nicht dabei war, hat für uns viel verändert. Er ist einer unser wichtigsten Stützten, vor allem offensiv. Trotzdem denke ich, dass Nico, Isaiah und Aric heute gut auf der Fünf ausgeholfen haben und wir als Team alles reingeworfen haben.“

Und sonst? Besinnlich ist anders! Für die Profis von ratiopharm ulm stehen „zwischen den Jahren“ innerhalb von 14 Tagen fünf Bundesliga-Spiele auf dem Programm. Zwischen dem 26. Dezember 2020 (zuhause gegen Oldenburg) und dem 9. Januar 2021 (auswärts in Ludwigsburg) muss das Team von Head Coach Jaka Lakovic jeden dritten Tag ran. Neu im Kalender ist dabei das Heimspiel gegen Bamberg. Die Nachholpartie vom 8. Spieltag findet jetzt an „Heiligdreikönig“, also am 6. Januar 2021 um 19 Uhr statt.