CoWorkation: Urlaub und Arbeit in Kombination

Die Verbindung von Leben, Arbeiten und Urlaub

Lässig im Sand sitzen, einen Drink nehmen und wichtige Firmengespräche führen. Früher eine monopole Traumwelt für digitale Nomaden: am Strand von Bali sitzen und dabei das eigene Online-Business entwickeln. Heute - und vor allem durch Corona eine echte Option für die hiesige Schreibtischgesellschaft. Aber bedeutet an der Strandbar ein Laptop auf dem Schoß gleich CoWorkation? Das könnte sein. Die Verbindung von Leben, Arbeiten und Urlaub ist komplex und ein Trend, der unsere Arbeitswelt, sowie auch den Tourismus auf einer völlig neuen Ebene berührt. Was wir unter CoWorkation verstehen und welche Vor- und Nachteile diese Art von Lebensorganisation mit sich bringt, lesen Sie bei uns. Wir klopfen uns nur rasch den Sand vom Popo.

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Bild: stock.adobe
Durch die Pandemie wurde unsere Arbeitswelt vor neue Herausforderungen gestellt. Und es wurde dabei erkannt: Die Arbeit muss nicht zwangsweise am Unternehmensschreibtisch durchgeführt werden. Dies klappt auch wunderbar von zu Hause. Oder nun, da wir wieder mehr Freiheiten und Möglichkeiten haben in offenen Räumlichkeiten, im Café oder auf der Parkbank. Oder sogar im Urlaub?

Was ist CoWorkation?

Im Folgenden jonglieren wir mit zwei Begriffen. Der erste Schritt zur CoWorkation ist das CoWorking. Derzeit erfährt letzteres einen regelrechten Boom und wird als neue Arbeitsform gehandelt. Zum Verständnis: Beim CoWorking werden Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, in denen die verschiedensten Menschen (z.B. Freiberufler, digitale Nomaden, kleine Start-ups) an gemieteten Arbeitsplätzen räumlich miteinander arbeiten und idealerweise voneinander profitieren. Diese Arbeitsweise findet meist in großen, offenen Raumkonzepten statt. Gewollt sind eine transparente Kommunikation und Arbeitsstruktur. Der Siegeszug des gemieteten Schreibtisches in den urbanen als auch den ländlichen Regionen Deutschlands wird immer größer: Vom umgebauten Bauernhof-Zimmer mit W-Lan bis zum professionellen Coworking-Space mit schicker Küche und Meeting-Areas.

Der nächste Schritt auf dieser Ebene heißt: „Workation“ – die Kombination aus Arbeit und Urlaub, aus Arbeiten und Reisen, aus Konzentrieren und Genießen. Und da dieses Konzept hier und da in einem Coworking-Space mündet, wurde der Begriff „CoWorkation“ kreiert.

Das steckt hinter dem Konzept

Durch die Möglichkeit in den letzten zwei Jahren freier und ungebundener zu arbeiten, sind Arbeitgeber nun daran gehalten, neue Anreize zu schaffen, um qualifizierte Fachkräfte zu binden. Akkurat arrangierte Obstkörbe und Online-Gutscheine reichen nicht mehr aus, um neue Talente anzulocken und zu halten. Auch stylische Büros verlieren seit Corona zunehmend an Attraktivität. Die Aussicht auf Home-Office und ein bis zweimal im Jahr auf einer Hütte am See arbeiten zu können klingen zugegeben reizvoller. Daher stellen sich die Tourismus-Branche und ebenso einige Unternehmen auf die Kombination von Arbeit und Urlaub um. Gerade Freiberufler und Selbstständige können oftmals nicht über zwei Wochen am Stück Urlaub nehmen. Da kommt das CoWorkation-Konzept wie gerufen: Tagsüber arbeiten und in der Freizeit die Umgebung erkunden sind eine ideale Ergänzung, sollte man der Arbeit nicht allzu lange fern bleiben können.

Warum der Boom?

Und ja, wir sind wieder bei der Pandemie: Corona hat die Arbeitswelt drastisch verändert: schneller und radikaler als jeder technische Fortschritt. Millionen Menschen haben Arbeit und Privatleben neu ausgerichtet. Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit wurde neu revolutioniert. Zugleich sind viele von uns nun viel intensiver im Deutschlandtourismus unterwegs als in den Jahren vor der Krise. Wir haben unsere Mobilität den neuen Herausforderungen angepasst – und nun reagieren Tourismus und Business auf diese Veränderung. Denn in diesem Wandel steckt eine wertvolle Chance für eine nachhaltige Regionalentwicklung.

Vorteile/Nachteile von CoWorkation

Die Entwicklung von neuen Infrastrukturen ermöglichen – vor allem dem ländlichen Raum – ein einzigartiges Wirtschaftspotenzial. Ferien auf dem Bauernhof können z.B. ebenfalls zum Arbeiten genutzt werden, sollte es sonst mit dem Familienurlaub nicht klappen. Eine neue Flexibilität erleichtert die Urlaubsplanung – bei Familien, sowie auch bei Menschen ohne Kinder. Ein langes Fernbleiben von der Arbeit wir dadurch entzerrt und Fernurlaube und längere Auszeiten können realisiert werden. Zudem kann die Kombination aus Urlaub und Arbeit ein völlig neues Potenzial in unseren Köpfen freilegen, welches unter normalen Arbeitsbedingungen niemals ausgeschöpft werden könnte. Freilich hört sich das alles wunderbar an. Die Tücken des Arbeitens im Urlaub sollten jedoch nicht unterschätzt werden. Auch wenn der Arbeitsvorgang am Strand scheinbar leichter von der Hand geht, so bleibt die notwendige Auszeit von Büroarbeit auf der Strecke. Unser Kopf ist demnach auch in unserer Freizeit im Arbeitsmodus. Und diese Kombination kann zu gesundheitlichen Problemen führen, sollten wir nicht mehr vom Arbeitsalltag abschalten können. Außerdem: Die Leichtigkeit des Urlaubs und die Feierstimmung der anderen Urlaubsgäste bedarf einer gehörigen Portion Selbstdisziplin. Arbeiten, wo andere Urlaub machen kann zu ungewolltem Druck führen, endlich die Pflichten ruhen zu lassen und selbst den Tag zu genießen. Und dies führt zur Unproduktivität.

FAZIT: 

CoWorkation steckt noch in den Kinderschuhen. Jedoch klingt die Kombination aus Arbeit und Urlaub zunächst sehr reizvoll und hat vor allem für Freiberufler viele wertige Vorteile. Dennoch sollte mit Bedacht und Achtsamkeit an diese Art von Work-Life Balance herangegangen werden, da ein Leben im ständigen Arbeitsmodus belastend sein kann. Dennoch: Sollte CoWorking kontinuierlich in Tourismus und Unternehmen weiterentwickelt werden, kann dies unglaubliches Potenzial besitzen. Vor allem mit Sand zwischen den Füßen lässt sich gut arbeiten. |Text: Stefanie Steinbach