Foodwatch fordert Landwirte zu Abkehr von "zerstörerischem System" auf

Vor der Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbands hat die Verbraucherorganisation Foodwatch die Landwirtschaft zum Systemwechsel aufgerufen. "Die Bauern selbst müssen das zerstörerische System infrage stellen, für das ihre eigene Lobby verantwortlich ist. Immer größer, schneller und billiger ist keine Lösung", sagte Foodwatch-Strategiedirektor Matthias Wolfschmidt der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Freitag. Wolfschmidt warf dem Bauernverband "Visionslosigkeit und ignorantes 'Weiter so'" vor. "Die Bauern können nicht davon leben, die Tiere leiden, und in den Schlachthöfen wird am Arbeitsschutz gespart."

Wolfschmidt forderte eine Abkehr von der Exportabhängigkeit in der Fleischproduktion. Aufgrund von Exportbeschränkung nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest unter Wildschweinen in Brandenburg war zuletzt der Schweinepreis in Deutschland abgestürzt. Wolfschmidt fragte, warum Deutschland "weiterhin Billigheimer der weltweiten Fleischproduktion sein muss". Er rief den Bauernverband auf, eine Vision von Tierhaltung auf höchstem Tier- und Umweltschutzniveau zu entwickeln. "Da brauchen auch die Hofnachfolger jetzt eine Perspektive", sagte Wolfschmidt.

Zuletzt hatte unter anderem Bauernpräsident Joachim Rukwied Fleischexporte verteidigt und Kritikern eine "verengte Sichtweise" vorgeworfen. Durch den Export sei sichergestellt, dass das gesamte Schwein verwertet werde - also auch Pfoten, Nasen oder Füße. Der "NOZ" sagte Rukwied, der am Freitag bei der Mitgliederversammlung in Erfurt zur Wiederwahl steht, unter Verweis auf Essgewohnheiten: "Wir essen nicht alles, was so am Schwein dran ist, sondern nur bestimmte Teile. Hier wird sogar noch importiert, um die Nachfrage zu decken."