Söder weist Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen zurück

Vor der Veröffentlichung von Empfehlungen zu einer möglichen Neugestaltung der Stromgebotszonen in der EU hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Widerstand gegen eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen angekündigt. "Unser Land darf nicht gespalten werden", sagte der CSU-Vorsitzende der "Augsburger Allgemeinen" vom Samstag. "Der Süden ist das wirtschaftliche Leistungsherz und auch der Westen ist wirtschaftlich stark. Eine systematische Schwächung all dieser Länder würde am Ende ganz Deutschland und der EU insgesamt sehr schaden."

Am Montag veröffentlichen die Übertragungsnetzbetreiber ihren Bericht mit Empfehlungen zu einer mögliche Neugestaltung der Stromgebotszonen in der EU. In Deutschland gibt es bislang nur eine bundesweite Gebotszone für Strom. Da im Norden mit seinen großen Windparks oft mehr Energie erzeugt als verbraucht wird, könnten die Preise bei einer Aufteilung in mehrere Strompreiszonen dort sinken. In Bayern ist es laut "Augsburger Allgemeinen" genau andersherum.

"Unterschiedliche Strompreiszonen werden nicht kommen", fügte Söder hinzu und verwies auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD. In den Koalitionsverhandlungen hatte sich die SPD dafür eingesetzt, Veränderungen am Status Quo zumindest zu prüfen. Am Ende setzten sich CDU und vor alle CSU aber durch, im Koalitionsvertrag heißt es nun: "Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest."

Sollte die Europäische Union Druck auf Deutschland machen, will Söder dagegenhalten: "Wir werden uns weiter klar gegen mehrere Strompreiszonen zur Wehr setzen und das auch gegen etwaige Bedenken der EU-Kommission aus Brüssel durchsetzen." Neben Bayern haben sich auch Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland gegen eine Aufteilung des Landes in Strompreiszonen positioniert.

Die Denkfabrik Agora Energiewende hatte am Freitag eine Einschätzung veröffentlicht, nach der eine Abschaffung der deutschlandweit einheitlichen Strompreiszone für die meisten Verbraucher die Strompreise senken würde. "Das Festhalten an der einheitlichen Strompreiszone erzeugt in zunehmendem Maße Fehlanreize, die wiederum Eingriffe von Seiten der Netzbetreiber zur Stabilisierung des Netzes notwendig machen", erklärte die Denkfabrik.

Aufgrund der bundesweiten Gebotszone für Strom ist der Großhandelspreis bislang deutschlandweit derselbe, er bildet sich auf Basis der günstigsten Stromproduktion. Örtlich kann es deshalb zu Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage kommen, wenn die Übertragungsnetzkapazitäten nicht ausreichen. Die Netzbetreiber müssen dann etwa mit der Anpassung von Kraftwerkseinspeisungen reagieren - das sogenannte Redispatch.

Agora Energiewende plädierte dafür, kleinere Gebotszonen zu schaffen, wie es in anderen europäischen Ländern, etwa in Nordeuropa, bereits der Fall ist. "Denn mithilfe lokaler Preise lassen sich Angebot und Nachfrage gezielter in Einklang bringen und damit das Übertragungsnetz gleichmäßiger auslasten." Für einen "Großteil der Verbraucher" - vor allem im Norden des Landes - würden dadurch die Strompreise sinken.