Grüne Fonds investieren immer häufiger in Rüstungsunternehmen
Als grün deklarierte Aktienfonds investieren nach einer Änderung ihrer eigenen Regeln im vergangenen Jahr immer häufiger in Rüstungsunternehmen. Bei aktiv gemanagten Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien stieg der Anteil an Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt sowie der Rüstungsindustrie von 0,8 Prozent zum Jahresende 2024 auf 1,3 Prozent zum 30. Juni, wie der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) am Montag mitteilte. "Besonders auffällig ist der Zuwachs bei Produkten mit Anlageschwerpunkt Deutschland, die nun in Unternehmen wie Airbus und Rheinmetall anlegen können."
Die Finanzbranche hatte im vergangenen Jahr ihr gemeinsames Rahmenregelwerk für nachhaltige Finanzprodukte überarbeitet. Hintergrund waren laut BVI "veränderte geopolitischen Rahmenbedingungen". Bis dahin waren Anlagen in Unternehmen, die mehr als zehn Prozent ihrer Umsätze aus Herstellung oder Vertrieb von Rüstungsgütern erzielen, ausgeschlossen gewesen. Seit Dezember 2024 sind laut BVI nur noch Investitionen in Hersteller völkerrechtlich geächteter Waffen untersagt.
"Diese Veränderungen zeigen sich bereits im ersten Halbjahr 2025 in den Portfolios", erklärte der Fonds-Verband. Der deutliche Anstieg von 0,8 auf 1,3 Prozent betrifft sogenannte hellgrüne Fonds, die nach Artikel 8 der EU-Verordnung für nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor eingestuft sind. Das bedeutet, dass sie mit ökologischen und/oder sozialen Merkmalen beworben werden.
Darüber hinaus gibt es noch Finanzprodukte nach Artikel 9 der EU-Verordnung, die explizit auf nachhaltige Investitionen ausgerichtet sind. Bei diesen auch als dunkelgrüne Fonds bekannten Produkten wurde laut BVI nun erstmals ein messbarer Anteil an Rüstungsinvestitionen festgestellt (0,2 Prozent). Der Verband geht davon aus, dass der Rüstungsanteil in grünen Fonds weiter ansteigen wird.
© 2025 AFP