Schuldnerberatungen berichten von "explodierender Nachfrage"

Die Schuldnerberatungsstellen von Verbänden wie Caritas und Diakonie haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Zulauf verzeichnet. "Die explodierende Nachfrage bringt unsere Beratungsstellen ans Limit", erklärte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), Roman Schlag, am Dienstag. "Die Wartelisten für Termine werden immer länger und warten ist bei Geldproblemen nie eine gute Sache."

Die AG SBV umfasst etwa 1400 Beratungsstellen. Im November und Dezember wurden sie zur Entwicklung im vergangenen Jahr befragt; die AG erhielt 460 Antworten. Dabei gaben 65 Prozent der teilnehmenden Beratungsstellen an, dass im Jahresverlauf die Nachfrage gewachsen sei. 16 Prozent meldeten dabei sogar eine Zunahme um mehr als 30 Prozent.

"Die wirtschaftliche Not vieler Menschen und damit der Bedarf nach Unterstützung und Beratung wachsen kontinuierlich", erklärte AG-Sprecher Schlag. "Die Pandemie hatte bereits diesen Effekt, nun sind es die steigenden Preise, die die Haushalte in finanzielle Schwierigkeiten treiben."

In 45 Prozent der befragten Beratungsstellen waren unter den Ratsuchenden mehr Erwerbstätige als in der vorigen Umfrage, wie die AG weiter mitteilte. Es kämen zudem mehr junge Erwachsene sowie Rentnerinnen und Rentner in die Beratung. "Geldnöte bis hin zu Schulden sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen", erklärte Maike Cohrs von der Schuldnerberatung der Diakonie in Köln.

In der AG SBV haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege - Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Rotes Kreuz - sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.