Kosten fürs Wohnen 2020 weiter gestiegen

Die finanziellen Belastungen fürs Wohnen sind in Deutschland im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Die Bürgerinnen und Bürger mussten im Durchschnitt über alle Landkreise und kreisfreien Städte 14,2 Prozent des regional verfügbaren Haushaltseinkommens für Miete und 19,6 Prozent für die Finanzierung einer Eigentumswohnung aufbringen, errechnete das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) für den Postbank Wohnatlas. 2019 hatten die Werte bei 13,4 Prozent beziehungsweise 17,0 Prozent gelegen.

Wohnen sollte nicht mehr als 30 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens kosten, verwies die Postbank am Freitag auf eine gängige Faustformel. Demnach wäre 2020 laut den HWWI-Modellrechnungen in 363 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten der Kauf einer 70-Quadratmeter-Wohnung für einen Durchschnittshaushalt finanzierbar gewesen. Ein Jahr zuvor waren es noch 379 Kreise und Städte gewesen.

Für die Finanzierung einer Immobilie legte das HWWI einen Zinssatz von 2,45 Prozent, eine Anfangstilgung von vier Prozent und 20 Prozent Eigenkapital zu Grunde. Nebenkosten für Grunderwerbsteuer, Notar oder Umbauten wurden nicht berücksichtigt.

In 38 Regionen, in denen immerhin ein Fünftel aller deutschen Haushalte lebt, müssen laut Wohnatlas durchschnittlich mehr als 30 Prozent des regional verfügbaren Einkommens für die laufende Kreditfinanzierung aufgewendet werden. Sehr hohe Belastungen von mehr als 40 Prozent ergeben sich demnach für München, Berlin, Frankfurt und Hamburg sowie die Landkreise Nordfriesland, Miesbach, Garmisch-Partenkirchen und Aurich. Die Mieten blieben laut HWWI überall unterhalb der 30-Prozent-Schwelle.

Wer sich zum Kauf einer Wohnung oder Immobilie entschließe, "muss höhere monatliche Einkommensbelastungen hinnehmen als in der Vergangenheit. Diese Entwicklung beobachten wir besonders ausgeprägt in Ballungsräumen", sagte Eva Grunwald, Leiterin des Immobiliengeschäfts bei der Postbank.

Die Unterschiede zwischen Kauf- und Mietbelastung fielen laut Wohnatlas besonders groß in München und Berlin aus. Mieter zahlten dort durchschnittlich rund 27 beziehungsweise 23 Prozent ihres Einkommens für ihre 70-Quadratmeter-Wohnung - Käufer mussten einen etwa doppelt so hohen Anteil einkalkulieren.

In 54 Landkreisen und kreisfreien Städten, so die HWWI-Modellrechnung, waren dagegen Eigentümer gegenüber Mietern finanziell im Vorteil. Beispiele sind der Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt sowie der Kyffhäuserkreis und der Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen. "Wer sich allerdings für den Immobilienkauf in strukturschwachen Regionen entscheidet, der sollte das Objekt besonders gründlich auf Herz und Niere prüfen und auch einen möglichen künftigen Wertverlust einkalkulieren", wandte Postbank-Expertin Grunwald ein.

Der Postbank Wohnatlas erscheint jährlich in mehreren Teilen. Analysiert wird der Immobilienmarkt unter verschiedenen Aspekten regional bis auf Kreisebene.