Verbraucherschützer kritisieren zu hartes Vorgehen bei Stromschulden

Verbraucherschützer fordern von Politik und Energieversorgern, Stromkunden bei Schulden zu unterstützen und das Abstellen der Stromversorgung möglichst zu vermeiden. Wie das Marktwächter-Team des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) am Montag mitteilte, wurde rund 300.000 Haushalten im vergangenen Jahr der Strom abgestellt. Diese sogenannten "Stromsperren" seien teilweise unverhältnismäßig und Versuche einer Einigung scheiterten mitunter an der Kommunikation, kritisierten die Verbraucherschützer.

Laut vzbv darf ein Stromversorger die Lieferung ab einem Zahlungsrückstand von 100 Euro unterbrechen. "Dabei sind es nicht allein Menschen mit geringem Einkommen, die ihre Stromkosten nicht zahlen können", erklärten die Marktwächter. "Persönliche Krisen, Krankenhausaufenthalte oder hohe Nachzahlungen nach jahrelanger Fehlschätzung" können demnach Gründe sein.

Neben solchen Umständen sollten Unternehmen bei ihrer Entscheidung über eine mögliche Stromsperre auch berücksichtigen, ob betroffene Verbraucher womöglich besonders schutzbedürftig sind - das betreffe etwa Haushalte mit Hochschwangeren, Familien mit Kleinkindern sowie chronisch Kranken oder älteren Menschen. Die Verbraucherschützer kritisierten außerdem, "dass die schriftliche Sperrandrohung für Betroffene nicht immer verständlich ist".

Der vzbv nahm auch die Bundesregierung in die Pflicht, "Energieschulden und damit Stromsperren zu vermeiden". Möglich sei das beispielsweise durch einen niedrigeren Strompreis, eine Anpassung von Sozialleistungen "und Energieeffizienzmaßnahmen bei Haushaltsgeräten und Gebäuden".